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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Hör mal, hast du heute Abend schon etwas vor?«
    »Leider ja. Ich habe einige Fahrten angenommen.«
    »Sage sie ab.«
    »Aber Robert …«
    »Sage sie ab und zieh mit mir durch die Kneipen. Ich will feiern, und das auf die konventionellste und gewöhnlichste Art und Weise, und ich will, dass du mich begleitest. Natürlich nur« – er zögerte und errötete leicht – »wenn du dich dabei nicht langweilst.«
    Diana schluckte und bekam ihre Stimme erst wieder unter Kontrolle, als ihr einfiel, dass Schulmädchen schlucken, wenn sie vor einem James-Mason-Plakat stehen. »Oh, Robert, mit dem größten Vergnügen.«
    »Gut. Das wäre also abgemacht.«
    »Wo und wann treffen wir uns?«
    »Ich hole dich gegen halb sieben von zu Hause ab, ja?«
    »Wunderbar.« Und während sie ihn beobachtete, bemerkte Diana, wie seine Überschwänglichkeit unmerklich abnahm. »Du lieber Himmel, ich weiß, was passieren wird«, dachte sie und geriet plötzlich in Panik. »Sobald er sich abgekühlt hat, wird er bereuen, mich so Hals über Kopf eingeladen zu haben. Und weil er viel zu höflich ist, unsere Verabredung aus diesem Grund abzusagen, werden wir den ganzen Abend damit verbringen, öde Diskussionen über die Regierung zu führen wie zwei Fremde in einem Zugabteil … Du lieber Gott, bin ich denn wirklich so unattraktiv?«
    Aber sie sagte nur: »Ich … ich glaube, ich sollte mich jetzt lieber anziehen.«
    »Ja, natürlich, das solltest du«, stimmte Robert ihr hastig zu, so als habe er plötzlich bemerkt, dass sie vollkommen nackt wäre. »Ich gehe.«
    »Nein, das brauchst du nicht. Dreh dich nur für einen Moment um.«
    Im Augenblick gab es jedoch keine Gelegenheit, sich umzuziehen. Noch während Diana gesprochen hatte, war ein livrierter Butler von würdevollem Aussehen aus der Richtung des Gästehauses über den Hügel auf sie zugekommen. Er trug eine Visitenkarte auf einem Silbertablett, das er Lord Sanford mit gleichmütiger Geste darbot. Der dankte ihm aufrichtig für seine Mühen.
    »Und wissen Sie, Houghton«, fügte er hinzu, »wenn Sie mir so ein Ding da bringen, müssen Sie es nicht auf ein Silbertablett legen. Das ist nur ein Relikt aus alten Tagen, als die gehobenen Schichten eine Sache als beschmutzt ansahen, sobald ein Bediensteter sie berührt hatte … Es gibt da ein überaus interessantes Buch« – Lord Sanford musterte seinen Butler skeptisch – »in dem Sie all diese Dinge nachlesen können.«
    »Beziehen Sie sich zufällig auf Veblens Theorie der begüterten Klassen , Mylord?«
    Lord Sanford war etwas überrascht. »Nun, ja, das meinte ich tatsächlich. Haben Sie es gelesen?«
    »Ja, Mylord. Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf …«
    Houghton wartete auf die Genehmigung, weitersprechen zu dürfen.
    »Selbstverständlich, Houghton. Wir leben in einem freien Land.«
    »Das ist mir in letzter Zeit gar nicht aufgefallen, Mylord … Aber was ich soeben über Veblens Buch sagen wollte, ist, dass seine Thesen zwar plausibel klingen, jedoch in keinster Weise belegt sind. Und in meinen Augen ist Die Ingenieure und das Preissystem vom selben Autor ein sehr viel wichtigeres und erhellenderes Buch.«
    »Ah«, machte Lord Sanford ziemlich unglücklich. Ganz offensichtlich hatte er letzteren Text nicht gelesen; peinlich berührt starrte er auf die Visitenkarte. »Dann wollen wir mal sehen, wer da ist … Oh, Professor Fen. Vielleicht« – unschlüssig blickte er sich um – »fragen Sie Professor Fen, ob er sich zu uns gesellen möchte.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    »Und Houghton, ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie mich nicht mit ›Mylord‹ ansprechen müssen.«
    »Nein, Mylord.«
    »Wenn es in einer Gesellschaft schon Unterscheidungen geben muss, sollten sie sich an der Leistung und nicht an der Geburt orientieren.«
    Für einen Moment vergaß Houghton sich und gab einen leisen, lang gezogenen, modulierten Ton von sich, aus dem Diana »sonverdammterunsinn« heraushörte. Als er sich wieder gefangen hatte, bemerkte er: »Jawohl, Mylord«, verbeugte sich untertänig und ging. Lord Sanford sah ihm verzweifelt nach.
    »Ich weiß nicht, was ich mit Houghton anfangen soll«, sagte er zerknirscht. »Das gilt übrigens auch für die anderen Bediensteten. Man sollte annehmen, dass sie froh darüber sind, all diese … diese Symbole der Unterwürfigkeit ablegen zu können. In Wahrheit aber scheinen sie entschlossen, um jeden Preis daran festzuhalten.«
    Diana unterdrückte den Impuls zu kichern. »Aber mein lieber

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