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Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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vorwirft, Daniel von seiner Familie zu entfremden, wo er doch schon in der Woche so viel zu tun hat. Das wollte ich natürlich auch nicht, und ich kann sie nur wieder beruhigen, indem ich ihr verspreche, die Armstulpen, die sie zu Weihnachten von mir bekommen hat, gleich noch einmal in Dunkelgrün zu stricken. Passend zu dem todschicken Wintermantel, den sie sich gestern gekauft hat, und von dem Daniel übrigens noch nichts weiß. Nachdem wir aufgelegt haben, gehe ich sofort los, um Wolle zu kaufen. Das Wochenende verbringe ich strickend auf meiner Couch. Ich finde es wunderbar entspannend. Außerdem kann ich, wenn die Nadel fliegt und Reihe um Reihe entsteht, prima nachdenken. Aber nicht über Simon. Oh nein, ich mache mir Gedanken über Amors Wichtel und halte besonders wichtige Punkte auf dem Blatt Papier fest, das griffbereit auf dem Couchtisch parat liegt. Auch wenn der enorme Stress des gestrigen Tages nun wirklich nicht unsere Schuld war, so zeigt er doch, dass es gilt, die Abläufe unseres kleinen Unternehmens zu optimieren, sie zu vereinfachen und teilweise zusammenzufassen, damit sie in Zukunft reibungslos über die Bühne gehen können. In zwei Wochen ist Valentinstag, das heißt, es gibt nicht nur eine Frau zu beglücken, sondern beim jetzigen Stand der Dinge vierzehn, in mehr oder weniger ausgeprägtem Rahmen. Und wenn das Geschäft weiterhin blüht, dann werden es noch viel mehr sein. So viel steht fest, ganz so individuell, wie ich es mir in meiner Naivität ausgemalt hatte, werden wir unsere Kunden zumindest an allgemeinen Feiertagen nicht betreuen können. Vermutlich ist es das Beste, wenn ich mir ein Paket ausdenke, sagen wir mal, schickes Abendessen, Blumen und ein schönes Geschenk, und es nur hier und da entsprechend abwandele. Vielleicht hätten wir uns lieber »McRomance« nennen sollen. Nun ja, aller Anfang ist schwer. Ich unterbreche meine Strickerei nur, um in sieben verschiedenen Restaurants jeweils zwei Tische für zwei für den vierzehnten Februar zu reservieren.
    »Da haben Sie aber noch mal Glück gehabt, junge Frau«, höre ich dabei mehr als ein Mal, und es bricht mir noch im Nachhinein der Angstschweiß aus. Nicht auszudenken, wenn ich vierzehn Mal ein Essen à la Lydia aus dem Boden hätte stampfen müssen. Wahrscheinlich hätte ich die Pärchen aus organisatorischen Gründen in gebührendem Abstand zueinander im Stadtpark platzieren müssen. Und ich mittendrin, mit wehender Perücke. Nein, es ist ja noch mal gutgegangen. Gleich am Montag werde ich mich gemeinsam mit Lutz an das Projekt »Valentinstag« machen und außerdem einen Plan erstellen, um die Prozesse bei »Amors Wichtel« zu optimieren. Oje, ich spiele Unternehmensberater für mein eigenes Unternehmen. Und das nach genau drei Arbeitstagen.
     
    Am Ende des Wochenendes habe ich nicht nur die Armstulpen für Chrissy gestrickt, sondern auch noch drei Paar Ringelsocken, die ich stolz Lutz präsentiere, als der spät abends nach Hause kommt. Ein weiteres Mal ärgere ich mich, dass unsere Kundschaft bisher ausschließlich aus Männern besteht. Dadurch gehen uns so viele tolle Geschenkideen verloren. Wie zum Beispiel handgestrickte Socken. Oder selbstgebackene Geburtstagstorten. Weihnachtsplätzchen. Ich glaube nicht, dass irgendein Mann überzeugend rüberbringen kann, dass er heimlich Stricken gelernt hat, um seiner Gattin ein paar Strümpfe zu fertigen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass unsere Geschäftsidee irgendwann auch die Aufmerksamkeit meiner früheren Kolleginnen auf sich ziehen wird.
    »Die sind ja toll«, meint Lutz ehrlich beeindruckt, »wusste gar nicht, dass du so was kannst.« Ich nicke stolz und halte ihm das Paar aus dunkelblauer, lila und brauner Wolle unter die Nase.
    »Hier, die sind für dich. Größe 41.«
    »Für mich?« Er sieht total gerührt aus, als er sich seine Socken, die sowieso schon ein unübersehbares Loch am großen Zeh haben, von den Füßen reißt. »Die sind ja total weich«, schwärmt er. »Toll!« Obwohl ich diese begeisterte Reaktion ja nun schon öfter erleben durfte, bin ich doch wieder erstaunt. Das muss irgendwas ganz Ursprüngliches in Männern erwecken, wenn man ihnen Socken strickt. »Und für wen sind die?«, fragt Lutz nun und wirft einen begehrlichen Blick auf die verbleibenden Paare.
    »Die sind für die Männer unserer weiblichen Kunden, die«, fahre ich mit erhobener Stimme fort, als er protestieren will, »wir bald haben werden.«
    »Okay, wenn du

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