Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)
raus.«
»Vielen Dank.« Bevor ich mich noch von ihr verabschieden kann, hat sie schon aufgelegt.
An diesem Nachmittag wird zum ersten Mal der Bildschirmschoner für Frauen von unserer Seite heruntergeladen. Zeitgleich geht ein ausgefülltes Bestellformular über das Standard-Paket in meinem E-Mail-Briefkasten ein. Na ja, vermutlich hat Lutz Recht und die Premium-Variante ist tatsächlich nur was für Männer. Eine gewisse Zurückhaltung ist nun mal typisch weiblich und gut, um den Jagdinstinkt zu erhalten. Aber trotz des Namens ist der Auftrag Laura Hansen natürlich alles andere als Standard. Endlich kann ich mal meiner Kreativität freien Lauf lassen und mir Geschenke für einen Mann ausdenken. Ganz ehrlich, die ewigen Blumensträuße, Parfums und Pralinen gehen mir schon mächtig auf den Zeiger. Ich öffne den ausgefüllten Fragebogen und erstarre.
Kapitel 13
Nein, das kann nicht sein. Da erlaubt sich jemand einen grausamen Scherz mit mir. Hilfesuchend schaue ich mich um, ob nicht vielleicht Lutz gleich aufspringt und »April, April« schreit. Aber der sitzt mit hochrotem Gesicht und geblähten Wangen am Schreibtisch und pustet einen roten Herzluftballon auf.
»Ist was?«, fragt er keuchend. Wie in Zeitlupe schüttele ich den Kopf und wende mich wieder meinem Bildschirm zu. Noch immer will ich an einen Witz glauben. Was hat sich der böse Marionettenmann da oben bloß dabei gedacht, ausgerechnet Laura und Simon an der Tiefkühltruhe von Edeka mit den Köpfen zusammenrasseln zu lassen? Und dann auch noch über einer Packung Schokoladeneiskrem? Das ist verdammt noch mal einfach nur eine kältere Version unseres Kennenlernens. Simons und meinem.
»Was ist denn los mit dir?«, erkundigt sich Lutz, dem mein paralysierter Zustand nun anscheinend doch etwas seltsam vorkommt. Aber ich bin außerstande zu reagieren. Also erhebt er sich von seinem Drehstuhl und kommt zu mir herüber. Wirft einen Blick auf meinen Monitor. Der Herzluftballon schwirrt surrend durch die Luft und landet als schlappe Hülle auf meiner Tastatur. »Das kann doch nicht wahr sein«, stößt Lutz hervor. »Ist das DER Simon …«
»Der Simon«, bestätige ich nickend. »Kunstmann mit Nachnamen und am 15. April geboren.« Lutz schneidet eine Grimasse.
»Da gibt es wohl nur einen.«
»Ja, nur einen.« Jetzt beuge ich mich vor und studiere Lauras Angaben über ihren neuen Freund. Meinen Ex.
»Sie hat überhaupt keine Ahnung, mit wem sie da zusammen ist«, urteile ich brüsk und deute mit der Hand auf den Bildschirm.
»Du meinst, dass er mit dir …«
»Nein, ich meine, sie kennt ihn überhaupt nicht«, schneide ich ihm das Wort ab. »Simon ist der sanfteste Mann, den ich kenne, und sie hat das nicht einmal angekreuzt«, sage ich verächtlich.
»Na ja, so lange kennen sich die beiden doch noch gar nicht«, gibt Lutz zu bedenken, worauf ich ihm einen vernichtenden Blick zuwerfe.
»Versuch nicht, sie zu verteidigen«, fahre ich ihn an, und er zuckt entschuldigend mit den Schultern.
»Verzeihung.« Ratlos sitze ich da und starre auf das verschrumpelte Luftballonherz vor mir. Wie passend. Genauso fühle ich mich in diesem Augenblick: leer, ausgepumpt, bruchgelandet. Woher nur nimmt das Leben solche Einfälle?
»Soll ich sie anrufen?«, höre ich Lutz’ Stimme wie von weither und ich sehe ihn verwirrt an.
»Wieso?«
»Na ja, um den Auftrag abzulehnen.«
»Nicht nötig«, antworte ich kopfschüttelnd und ergreife mit spitzen Fingern den Ballon, um ihn in Lutz’ ausgestreckte Hand zu legen. »Ich kümmere mich darum.«
Ich überlasse Lutz für die nächste Stunde allein das Ruder und unternehme einen ausgedehnten Spaziergang durch mein Stadtviertel. Während ich durch die von wunderschönen Altbauten gesäumten Nebenstraßen von Eimsbüttel wandere und der beißend kalte Wind mir ins Gesicht pustet, versuche ich, meine Gedanken zu ordnen. Erst langsam dringt die Erkenntnis in mein Bewusstsein, dass Simon allen Ernstes eine neue Freundin hat. Und so schnell. Mein Herz pocht unbändig in meiner Brust, und ich kralle vor lauter Eifersucht die Hände in meine Manteltasche. Wie kann er nur? Er ist doch eben erst bei mir ausgezogen. Zehn Wochen ist das her, wie kann er denn schon über mich hinweg und neu verliebt sein? Schließlich kehre ich an meinen Schreibtisch zurück, aber an Arbeit ist nicht zu denken. Bilder von Simon in enger Umarmung mit einer gesichtslosen Unbekannten geistern durch meinen Kopf. Als ich endlich einsehe, dass
Weitere Kostenlose Bücher