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Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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auf sie haben. Anregend? Das ist die Idee.
    »Na gut, ich lasse mir was einfallen, aber der Typ soll sich gefälligst beeilen.«
    »Ja, er versucht, was er kann. Er hängt in einem Meeting fest.« Ich rolle die Augen gen Himmel und lege auf. So, jetzt ganz ruhig bleiben. Als Erstes rufe ich den Zimmerservice an und bestelle das Essen für unbestimmte Zeit wieder ab. Dann stürme ich ins Bad. Das habe ich befürchtet, hier gibt es nur die Standardfläschchen mit Duschgel, Badeschaum und Shampoo. Ich hetze also über den Hotelflur in Richtung Aufzug. Unten fällt mir ein, dass Lutz auch noch ein wenig Zeit schinden könnte. Während ich ihn anrufe, renne ich gleichzeitig im Laufschritt an der Binnenalster entlang in Richtung Douglas. Geh dran, bitte, geh dran!
    »Der Piet is dran, watt gibbet denn?« Als ich den köllschen Dialekt höre, glaube ich eine Sekunde lang, falsch verbunden zu sein und will schon auflegen, als mir glücklicherweise der Verkleidungstick meines Mitarbeiters wieder einfällt.
    »Lutz, ich bin es«, wispere ich in den Hörer, dann wird mir klar, dass Anna mich nicht hören kann, und fahre in normaler Lautstärke fort: »Ist sie schon in deinem Wagen?«
    »Bin in diesem Moment vor ihrer Haustür. Wollte grad schellen.«
    »Nein, bitte nicht«, sage ich flehentlich, »warte noch zehn Minuten. Und dann fahr bitte so langsam du kannst und nimm ruhig ein paar Umwege. Der Trottel verspätet sich.«
    »Oh.«
    »Ja, oh. Er hängt in einem Meeting fest. Als ob man so was nicht vorher wüsste«, schimpfe ich vor mich hin, »und wir müssen das jetzt ausbaden!« Apropos baden, in diesem Moment bremse ich meine Schritte und betrete gemessenen Schrittes die Parfümerie, deren Glastüren lautlos vor mir auseinandergleiten. »Also, lass dir Zeit«, schärfe ich Lutz nochmals ein und lasse dann mein Telefon in der Handtasche verschwinden. Von dem durchdringenden Geruch tausender verschiedener Parfüms wird mir sofort ganz komisch. Gott sei Dank ist nicht viel los, weshalb sofort eine stark geschminkte Frau mit einem breiten Lächeln auf mich zukommt.
    »Guten Abend«, zwitschert sie mit hoher Stimme, »kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja«, sage ich dankbar, »haben Sie einen Duft, von dem es sowohl Badeschaum als auch Pflegecreme gibt?«
    »Oh, da gibt es einige«, beginnt sie und geht mit ausgestreckter Hand voran.
    »Ich habe es leider etwas eilig«, sage ich mit einem entschuldigenden Lächeln, »sagen Sie mir einfach den, der Ihnen persönlich am besten gefällt.« Leicht irritiert sieht sie mich über die Schulter hinweg an, und ich nicke ihr ermutigend zu.
    »Nun, da wäre zum Beispiel »Chanel Chance« …«
    »Den nehme ich«, sage ich schnell, und noch bevor sie etwas einwenden kann, zähle ich auf: »Den Duft, Badeschaum und die Lotion.«
    »Wir hätten auch ein Körperöl«, merkt sie an.
    »Her damit!« Dieser Blödian, dessen Namen ich noch nicht einmal kenne, soll sich wenigstens mit einer ausgiebigen Massage bei seiner Freundin revanchieren. Kopfschüttelnd geht die Frau mit dem Namensschild »Lange« über der linken Brust voraus zu einem Regal und entnimmt ihm mehrere rosafarbene Kartons.
    »Wollen Sie nicht doch wenigstens mal dran riechen?«, unternimmt sie einen weiteren Versuch und greift nach dem klassischen runden Test-Flakon, doch ich schüttele energisch den Kopf. »Nein, keine Zeit.« Ihr Blick ist jetzt eindeutig missbilligend, obwohl sie mir noch immer ihre perlweiße Zahnreihe präsentiert. »Wie Sie wünschen, wenn Sie mir dann bitte zur Kasse folgen wollen?«
    »Sehr gerne.« Auf dem Weg dorthin überhole ich sie sogar noch.
    »Ich nehme an, Sie möchten nichts eingepackt haben?«, fragt sie mich mit einem ironischen Unterton, und ich will schon vehement den Kopf schütteln, als mir eine Idee kommt. Einpacken kostet Zeit, sicher, aber Auspacken ja schließlich auch. Wertvolle Minuten, in denen Anna ihren Kavalier vor lauter Konzentration auf Schleifen und Papier nicht vermissen wird. Ich greife über den Verkaufstresen und packe die Verkäuferin am Handgelenk, als sie gerade meine Ware in eine große Papiertüte verstauen will. Sie zuckt zurück und sieht mich jetzt sogar ein bisschen ängstlich an.
    »Könnten Sie es doch einpacken?«, bitte ich sie mit meinem freundlichsten und vertrauenerweckendsten Augenaufschlag. »Alles außer den Badeschaum, bitte«, füge ich hinzu. Sie nickt und reicht meine Päckchen an eine Kollegin weiter.
    »Das macht einhundertfünfundachtzig Euro

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