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Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition)

Titel: Mit freundlichen Küssen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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ich keine Klagen hören. Ich schätze, dass ich sie so eine Stunde lang hinhalten kann. Das Parfum heißt ›Chanel Chance‹, eine Chance hat er also noch«, füge ich hinzu. »Aber dann sollte der Kerl langsam mal aufkreuzen, damit der Abend nicht total in die Hose geht.« Ich klappe mein Handy wieder zu und will gerade den Rufknopf des Aufzugs drücken, als seine Türen sich wie von alleine öffnen und ich Lutz und einer schlanken, brünetten Frau mit großen, braunen Augen, die ein kurzes, schwarzes Abendkleid trägt, gegenüberstehe. Nach einer kurzen Schrecksekunde nicke ich knapp und trete in den Fahrstuhl, während die beiden hinaustreten und in Richtung Zimmer 342 verschwinden.
    Unten angekommen schlage ich den Weg in Richtung Hotelbar ein und setze mich dort an den Tresen. Der schicke Barmann schenkt mir ein breites Grinsen und fragt: »Was darf es sein, junge Frau?«
    »Ein Glas frischgepressten Orangensaft, bitte.« Dazu darf mich Herr X ruhig einladen, finde ich. Erst gibt er uns so einen kurzfristigen Auftrag, und dann kommt er selber zu spät. Unmöglich so was. Ich lausche den Klängen des schwarzen Flügels, auf dem eine junge Frau im weißen Hosenanzug gerade eine zarte Melodie spielt, und halte gleichzeitig das Foyer im Auge. Als Lutz auftaucht, mache ich ihn mit rudernden Armen auf mich aufmerksam.
    »So, ein O-Saft für die Dame.«
    »Bestell dir doch auch was, ich fahre«, sage ich großzügig, »kommt alles auf die Spesenabrechnung.« Woraufhin er den besten Whisky bestellt, den sie da haben.
    »Das hast du schick gemacht«, lobt er mich dann, und ich lächle ihn dankbar an.
    »Hoffentlich nicht völlig umsonst«, grüble ich düster, »was fällt diesem Penner eigentlich ein?«
    »Willst du hier auf ihn warten?«
    »Was bleibt mir denn anderes übrig?«, erkundige ich mich aufgebracht. »Hängt in einem Meeting fest. Ja, das kenne ich. So was kann Stunden dauern. Und was machen wir dann mit der armen Frau Sandkamm?«
    »Na ja, zur Not könnte ich mich ja um die kümmern«, meint er und lässt ein dreckiges Lachen hören, woraufhin ich ihm einen vernichtenden Blick zuwerfe.
    »Das wirst du schön sein lassen«, sage ich drohend.
    »War doch nur ein Witz.«
    »Ja ja.«
    Während Lutz ganz entspannt an seinem Whisky nippt, sitze ich wie auf glühenden Kohlen. Wo bleibt der Mann? Länger als eine halbe Stunde kann niemand in der Wanne sitzen, ohne zu schrumpeln wie eine Rosine. Als mein Handy klingelt, hüpfe ich vor Schreck fast vom Barhocker.
    »Hallo«, belle ich in den Hörer.
    »Vivi, ich bin’s.«
    »Ja, ich weiß«, sage ich ungeduldig. »Wo bleibt der Kerl?«
    »Es tut mir echt Leid«, beginnt Benjamin, und ich kralle meine Nägel in Lutz’ Oberschenkel, sodass der empört aufschreit, »es dauert wohl noch ein bisschen.«
    »Wie stellt der sich das vor?«, rege ich mich auf. »Benjamin, verdammt, du sagst mir jetzt sofort, wer dieses Riesenross ist und was er sich dabei denkt.«
    »Er hat gesagt, in einer Stunde ist er da«, kommt es jammervoll zurück.
    »In einer Stunde? Ist der denn wahnsinnig?«
    »Bitte, lass dir was einfallen. Ich habe dich in den höchsten Tönen gelobt bei ihm und …«
    »Ach so, und wenn der Abend nach hinten losgeht ist das dann meine Schuld, oder was?«, schreie ich ihn empört an, sodass mehrere der anderen Gäste ihre Köpfe nach mir umdrehen.
    »Nein, natürlich nicht«, versucht Benjamin mich zu beschwichtigen, »es ist nur, er ist ein wirklich guter Freund von mir, und du bist doch so kreativ.« Oh nein, jetzt versucht er die Schleim-Nummer. »Fällt dir denn nicht irgendetwas ein?«
    »Ja, schon gut«, sage ich unfreundlich, »dein komischer Freund hat noch exakt eine Stunde, danach ist mir alles egal.« Ohne seine Antwort abzuwarten, habe ich aufgelegt.
    »Na, soll ich vielleicht doch …«, erkundigt sich Lutz anzüglich.
    »Lass den Quatsch«, fahre ich ihn an, »ich muss nachdenken.« Okay, jetzt mal ganz ruhig. Was kann man tun? Das Massageöl. Das ist die Lösung. Ohne auf Lutz zu achten, der irritiert »Hey, wo willst du hin« ruft, springe ich auf, eile in Richtung Rezeption und schenke der korrekt gekleideten Dame dahinter mein süßestes Lächeln.
    »Guten Abend«, wünscht sie höflich.
    »Guten Abend, Sie haben doch sicherlich einen Masseur im Haus?«, erkundige ich mich hoffnungsvoll.
    »Nun, eine Masseurin.«
    »Noch besser«, freue ich mich. »Die bräuchte ich bitte. Zimmer 342.«
    »Gerne«, antwortet sie und schlägt einen in braunes

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