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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ja, da hat der gesagt, tu man die Leute ein bißchen helfen, Berta, hat er gesagt, Zeit haste, und ein bißchen was dazuverdienen kannste dir auch.«
    Gepriesen seien Eugen und die Bundeswehr!
    »Haben Sie Angst vor Goldhamstern?« fragte ich vorsichtig. Wenzel-Berta sah mich verständnislos an. »Goldhamster? Kenne ich nich, aber was mein Sepp is, der hatte früher viele Meerschweinchen. Aber die stinken!«
    Diese Klippe war also umschifft. Anneliese hatte nämlich eine panische Furcht vor Lohengrin gehabt und sich standhaft geweigert, ihr Zimmer zu verlassen, sobald Sven seinen Liebling mal wieder in die Hemdentasche gesteckt hatte und mit ihm durchs Haus spaziert war. Erst als Rolf seinem Filius angedroht hatte, er werde den Hamster eigenhändig in der Toilette ersäufen, hatte Sven auf seinen vierbeinigen Begleitschutz verzichtet. Obwohl Lohengrin fortan in seinen Käfig verbannt worden war, hatte Anneliese sich weiterhin gesträubt, Svens Zimmer zu betreten.
    Alle weiteren Fragen erübrigten sich. Daß Wenzel-Berta zufassen konnte, sah man ihr an, und daß sie wußte, wo sie zufassen mußte, konnte man voraussetzen.
    »Ihre Kinder kennt ja nu schon das ganze Dorf«, erzählte sie weiter, als wir es uns bei einer Tasse Kaffee gemütlich gemacht hatten, »bloß der Schorsch hat noch immer eine Mordswut auf die Jungs, weil die ha'm dem Schorsch sein Schwein in den Hühnerstall gelassen, und da sind die Hühner verrückt geworden und das Schwein auch.«
    Ich hatte zwar keine Ahnung, wer Schorsch ist, und die Schweinejagd war mir völlig neu, aber Wenzel-Berta klärte mich auch ungefragt über alles Notwendige auf. »Der Schorsch ist nämlich unser Nachbar, weil der hat nach uns gebaut und seinen Misthaufen an unseren Garten gesetzt, wo er das ja eigentlich erst nach drei Metern darf. Aber da hat ihm der Sepp irgendwas Chemisches reingetan – der Sepp war auf'm Schymnasium, und da hat der so was gelernt –, und da ist der Schorsch mit seinem Mist weg. Der kann uns nämlich nich leiden, weil wir Flüchtlinge sind, wo die Herren in Bonn immer sagen, daß wir mal nach Hause zurück sollen. Aber ich gehe nich, und die Renate geht auch nich, weil die is jetzt verheiratet in Heidelberg mit einem von der Verwaltung. Und was der Sepp is, der wo die Besitzansprüche erben tut, der will ja auch nich wieder weg. Der geht doch mit der Bärbel vom Löwenwirt, und die macht nu ganz bestimmt nich weg aus'm Schwäbischen.«
    Wenzel-Berta stärkte sich mit einer weiteren Tasse Kaffee. »Ihr Mann is ja wohl Maler oder so was Ähnliches, nich wahr?« forschte sie dann.
    Noch ehe ich fragen konnte, was sie denn auf diese Idee gebracht haben mochte, klärte sie mich auf.
    »Dem Kroiher sein Jüngster war ja auch hier so rumgestanden bei Ihr'm Einzug, und der hat denn später erzählt, daß beim Ausladen so viele Pinsel und so dabeigewesen sind und auch so viel großes Papier, also alles Zeug, was'n Maler so braucht. Malt er denn nu wenigstens Bilder, wo man was drauf erkennen kann oder so Sachen, wo man nich weiß, wie rum man die aufhängen soll?«
    Sie war sichtlich beruhigt, als ich sie über Rolfs Beruf aufklärte. Von Kunstmalern schien sie nicht viel zu halten, und hoffentlich würde sie nicht doch noch fahnenflüchtig werden, wenn sie zum erstenmal in Rolfs Zimmer kam. Er malt nämlich tatsächlich, allerdings nur aus Liebhaberei, und überdies nur Aquarelle, bei denen man garantiert weiß, wo oben und wo unten ist.
    Nach einer weiteren halben Stunde kannte ich alle bedeutungsvollen Ereignisse aus Wenzel-Bertas 47jährigem Leben, angefangen von der Schulzeit (»uns hat ja noch der Herr Kantor gelernt, aber so was gibt's ja nu nich mehr«) über die Hochzeitsreise ins Riesengebirge bis zu Eugens Blasenkatarrh im vergangenen Jahr. So ganz nebenbei wurden wir uns aber auch über Wenzel
    Bertas künftige Mithilfe einig, und nachdem sie noch Nicole und Katja bewundert (»könn' Se die denn auseinanderhalten?«) und das Kaffeegeschirr gespült hatte (»lassen Se mich das man schnell machen, das brauchen Se auch nich bezahlen«), zog sie hochbefriedigt von dannen, um sofort im Dorf zu verkünden, daß ›die Neuen da oben ganz normale Leute‹ sind.
4
    Wir waren nach Heidenberg gezogen, um den Kindern Großstadtlärm, Autoabgase und die Suche nach einem Spielplatz zu ersparen. Außerdem wollten wir wieder ein bißchen Natur genießen. Die hatten wir nun in ausreichender Menge! Sie reichte in Gestalt eines riesigen Brennesselfeldes

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