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Mit Haut und Haar (German Edition)

Mit Haut und Haar (German Edition)

Titel: Mit Haut und Haar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Hartmann
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miteinander sehr gut und einige von ihnen hatten auch das eine oder andere Bild zu Hause, das Clarissa gemalt hatte. Aber sie gingen sonst nicht auf Ausstellungen und hierher waren sie nur ihr zuliebe kommen. Nur Anja blieb etwas länger und ignorierte ihren zappeligen Freund Eric tapfer, der offensichtlich nichts lieber wollte, als diese Ausstellung wieder verlassen zu dürfen. Clarissa fühlte sich ein wenig unangenehm berührt. Sicher, sie war ihren Freunden dankbar für deren Erscheinen, aber sie hatte eigentlich eher darauf spekuliert, dass sich Menschen auf dieser Ausstellung sehen ließen, die sie nicht kannte, Menschen die auf Grund von Patrizias Werbung erschienen. Menschen, die aus Interesse kamen und nicht weil sie mit ihr befreundet waren. Aber Patrizia behielt mit ihren Prognosen recht, tatsächlich trafen ab dem frühen Nachmittag vereinzelte Gäste ein, die von Patrizia alle mit einem Glas Sekt persönlich begrüßt wurden und sich sehr intensiv mit den ausgestellten Bildern befassten. Clarissa reagierte zunächst ein wenig scheu, wenn jemand auf sie zutrat und ihr ein paar Fragen stellte, aber sehr schnell merkte sie, dass es fast immer die gleichen Fragen waren und vor allen Dingen hörte sie mit der Zeit so viele Komplimente, dass sie manchmal das Gefühl hatte, nach Daniels Hand greifen zu müssen, damit er sich nicht schlecht fühlte an ihrer Seite, weil ihn eigentlich niemand beachtete. Aber sie ergriff seine Hand nicht, denn irgendwann im Laufe des Nachmittags wurde ihr auch klar, dass sie diese Position mochte. Sie war für die Menschen interessant. Ein schönes Gefühl. Sie spürte, dass sie gerade dabei war, sich selbst wieder wichtig zu werden.
    Immer hatte sie hinter Daniel gestanden, ihn zu allen möglichen Anlässen begleitet und immer war sie die nette, liebe Ehefrau gewesen. Das, und nichts Anderes. Jetzt war sie einmal selbst die interessante Person. Und es fühlte sich verdammt gut an für sich selbst festzustellen, dass man etwas geschaffen hatte. Dass man auch noch etwas anderes war als die Ehefrau von Daniel Ostermann, auch wenn sie bis vor einiger Zeit in dieser Rolle glücklich und zufrieden gewesen war. Aber Daniel zeigte sich von seiner besten Seite, er lächelte, blieb ruhig und freundlich und nach einer Weile stellte sie erleichtert fest, dass er sich keineswegs vernachlässigt fühlte, sondern ganz im Gegenteil, sehr stolz auf sie war und es durchaus genoss zu sehen, dass seine Frau im Mittelpunkt stand. Es waren zwar nicht viele Gäste zu der Ausstellung gekommen, aber es handelte sich durchweg um niveauvolle Menschen, die starkes Interesse an den Bildern zeigten und von denen Patrizia behauptete, es handele sich um ein handverlesenes Publikum das sich aus ihren Stammkunden zusammensetzte. Stammkunden, die mit Sicherheit mit Freunden und Bekannten über diese Ausstellung sprechen würden. Gegen achtzehn Uhr beendete Patrizia die Veranstaltung und beglückwünschte Clarissa zu dem erfolgreichen Verkauf von immerhin vier Bildern.
    »Das ist unglaublich viel für eine unbekannte Malerin«, sagte sie.
    »Zu welchem Preis wurden die Bilder denn verkauft?« fragte Clarissa arglos.
    »Für fünfhundert Euro pro Stück meine Liebe«, sagte Patrizia.
    »Ist nicht wahr!« staunte Clarissa.
    »Doch.« Patrizia lachte. »Wirkliche Kunst hat einen Preis und dieser war eigentlich noch viel zu gering. Die Ausstellung läuft noch eine Woche, danach werden die Bilder abgeholt, bezahlt und ich kann dir einen Scheck geben.«
    Sie grinste und lief dann quer durch den Raum um unter diverse Bilder einen roten Punkt zu kleben, was soviel wie »verkauft« bedeutete.
    »Und was bringt das Ganze jetzt für dich wenn ich mal fragen darf?«
    Daniels Stimme klang tief und geschäftsmäßig, und er sah Patrizia fest in die Augen. Klar, er war ja auch Geschäftsmann. Patrizias Mundwinkel verzogen sich zu einem leicht spöttischen Lächeln.
    »Ein paar nette Prozente vom Verkaufspreis«, sagte Clarissa. »Ich habe übrigens den unterzeichneten Vertrag dabei.«
    »Prima«, antwortete Patrizia.
    Daniel lächelte und lief noch einmal die Runde in der Galerie um noch einmal einen Blick auf die Bilder seiner Frau zu werfen.
    »Bitte besuch mich morgen«, flüsterte Patrizia Clarissa ins Ohr. »Ich halte es kaum noch aus, ich sehne mich so sehr nach dir.«
    »Ich komme am Nachmittag, ist das in Ordnung?«
    Patrizia nickte.
    »Du hast meine Handynummer, ruf mich vorher kurz an.«

-10-

    Wenige Stunden später

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