Mit Haut und Haar (German Edition)
fragte er lachend. »Sieht nämlich so aus!«
Manuela lachte. »Naja«, sagte sie zu Clarissa. »Das mag vielleicht daran liegen, dass unsere männlichen Kollegen nicht besonders attraktiv sind«, kicherte sie. »Außerdem sind die alle voll verheiratet, da lässt man als kluge Frau sowieso lieber die Finger weg.«
Clarissa musste lachen. Manuela war eine sehr hübsche Frau und zusätzlich auch noch sympathisch. Jedenfalls schien sie nicht so ein Stockfisch zu sein, wie Daniels neue Sekretärin, die er, aus welchen Gründen auch immer, ausgewählt hatte. Sie verstand seine Wahl nicht ganz, denn es mochte ja sein, dass sie gute Qualifikationen hatte; Aber Daniel mochte eigentlich Menschen mit Humor, auch in seinem Vorzimmer. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete Clarissa, wie sich der Stockfisch am Buffet bediente. Mit völlig ausdrucksloser Mine stand Andrea vor den Schüsseln und Platten und legte sich häppchenweise minimale Portionen auf den Teller, sie naschte wohl eher, als dass sie aß. Der Blick der Sachbearbeiterin entging ihr nicht, sie schien nämlich genauso fassungslos über Daniels Auswahl zu sein wie Clarissa.
»Komische Frau«, flüsterte Manuela. Und dann sah sie Clarissa ins Gesicht. »Entschuldigung, sie ist die Sekretärin Ihres Mannes. Aber ich finde sie unsympathisch.«
»Ich auch«, gab Clarissa zu. Erleichtert darüber, dass Clarissa den gleichen Eindruck hatte, lächelte Manuela.
»Sie ist irgendwie so ... ich weiß auch nicht. Entweder ist sie total arrogant und hält sich für was Besseres oder sie ist so verunsichert dass sie nicht weiß wie sie sich verhalten soll, ich hab es noch nicht herausgefunden.«
»Wahrscheinlich ist sie unsicher«, sagte Clarissa. Im gleichen Moment bemerkte sie, dass Andrea sie kurz angeschaut hatte. Sie hatte sie mit einem kühlen, gleichgültigen Blick gemustert.
»Nein«, sagte Clarissa. »Nein, sie ist arrogant, nicht unsicher.«
Manuela kicherte. »Da werden ja schöne Zeiten anbrechen«, sagte Manuela. »Wenn ich demnächst eine Unterschrift von unserem Chef brauche, muss ich mir wahrscheinlich bei seiner Sekretärin einen Termin holen.«
Clarissa grinste. »Na, soviel ich weiß ist es die Aufgabe einer Sekretärin, ihrem Chef alles vom Hals zu halten.«
»Ja«, sagte Clarissa. »Aber die letzte Sekretärin die wir hatten, hat das mit Herz gemacht. Aber die da gehört zu der Sorte von Menschen, die zum Lachen in den Keller gehen.«
Daniel kam wieder auf sie zu. »Du amüsierst dich mein Schatz«, sagte er. »Das freut mich.«
»Ja, du hast nette Mitarbeiter.«
Manuela strahlte.
»Gut, dann kann ich dich ja noch einen Moment alleine lassen?«
»Natürlich.« Er wandte sich wieder ab.
»Was machen Sie eigentlich?« fragte Manuela interessiert.
»Ich?« Clarissa lachte und musste an die Worte ihrer Nachbarin denken. »Ich manage ein kleines Familienunternehmen.«
»Sie sind Hausfrau.«
»Ja.«
»Wie schön. Wissen Sie, ich bin allein erziehend. Ich hätte auch gerne mehr Zeit für meinen Sohn, aber einer muss ja das Geld verdienen.«
»Ja, das ist mir glücklicherweise erspart geblieben.«
»Meine Lebensplanung war ursprünglich auch etwas anders. Eigentlich wollte ich sowieso wieder arbeiten, aber nicht so schnell. Aber mein Sohn war kaum aus den Windeln raus, da lief die Scheidung schon.«
»Oh, das tut mir leid«, antwortete Clarissa.
Manuela winkte ab. »Er war ein Idiot. Und er interessiert sich überhaupt nicht für seinen Sohn, er würde ihn auf der Straße wahrscheinlich gar nicht erkennen. Und wissen Sie was, das Leben als alleinstehende Frau, das hat irgendwie auch was. Jedenfalls bleibt mir eine Menge Stress erspart, denn ich hab nur ein Kind, um das ich mich kümmern muss, nicht auch noch einen Ehemann. Ich weiß nicht wie das bei Ihnen ist, aber mein Mann hat mir eigentlich immer sehr viel mehr Arbeit gemacht als mein Kind.«
»Daniel ist sehr ordentlich«, sagte Clarissa.
»Dann halten Sie ihn gut fest, solche sind nämlich selten«, sagte Manuela lachend.
»Ich male außerdem«, erklärte Clarissa. »Ich bin zwar keine bekannte Malerin, aber immerhin arbeite ich mit einer Galerie zusammen, in der meine Bilder ausgestellt werden und sie sind auch im Onlinekatalog.«
»Sie malen?« wiederholte Manuela. »Oh, das finde ich schön! Vor allem, dass Sie offensichtlich eine Möglichkeit gefunden haben, das professionell zu tun!« Sie zündete sich eine Zigarette an. »Wissen Sie, in der wenigen Zeit die mir bleibt,
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