Mit Haut und Haar (German Edition)
sind«, sagte Daniel bissig, als er die eigene Haustür aufgeschlossen hatte, hinter der Clarissa glucksend verschwand.
»Naja«, sagte sie. »Wir wohnen erst ein paar Tage hier. Mal sehen ob sie noch denken, dass wir freundlich sind, wenn wir ein paar Monate hier sind.«
»Ach«, stöhnte Daniel, und lehnte sich mit dem Rücken von innen gegen die Haustür. »Ich bin so froh, dass die Nachbarn auf der anderen Seite nicht zu Hause waren. Ich glaube, noch so eine Nummer hätte ich heute nicht durchgestanden. Der Tag war ziemlich anstrengend. Und der Kölner Dialekt, der ist ja irgendwie süß, aber man muss sich doch sehr konzentrieren um die Leute zu verstehen. Ich bin jetzt total kaputt und will einfach nur noch in mein Bett!«
Charlotte und Damian waren bereits zu Hause, wie Clarissa nicht nur anhand des Schweinestalls in der Küche feststellte, den sie hinterlassen hatten, sondern auch an der lauten Musik im Obergeschoss.
»Ach so«, sagte Daniel, während er sich im Schlafzimmer auszog und ins Bad schlüpfte, um eine kurze Dusche zu nehmen. »Am kommenden Wochenende hast du hoffentlich nichts vor?«
»Was sollte ich denn vor haben?« fragte Clarissa belustigt.
»Könnte ja sein. Vielleicht erwartest du Besuch aus Frankfurt um unser schönes Haus vorzuführen.«
»Nein«, sagte Clarissa. »Mit der Angeberei werde ich mich erst befassen, wenn hier alles fertig eingerichtet ist und das wird noch eine Weile dauern.«
»Fein«, sagte Daniel. »Am nächsten Samstag findet nämlich eine Betriebsfeier statt. Die Mitarbeiter haben das organisiert um den neuen Chef willkommen zu heißen.«
Er lachte. »Reine Schleimerei.« Dann sprang er unter die Dusche. »Aber auf der Einladung steht natürlich, dass man mich gerne mit meiner Gattin begrüßen würde.« »Fein«, antwortete Clarissa. »Dann gehen wir da natürlich hin und lassen dich ein bisschen feiern, das hast du verdient.«
-24-
Es gab so viel zu tun für Clarissa, sodass die Woche wie im Flug verging, und noch immer standen nicht ausgepackte Kisten im Haus herum. Es wurde zwar weniger, aber sie fragte sich bei manchen Dingen inzwischen wirklich, wie sie all diese Sachen vorher verstaut hatte. Das Haus in Frankfurt war wesentlich kleiner als dieses hier und trotzdem hatte alles einen schönen Platz gefunden – was hier irgendwie unmöglich erschien.
Am Samstagabend jedoch warf sie sich in Schale. Sie trug ein atemberaubendes Kleid aus schwarzem, weich fließendem Stoff, dazu ihre Riemchenpumps und wenig, aber sehr wirkungsvollen Schmuck. Daniel bedachte seine Frau mit einem stolzen Blick als er sie in die Firma führte und sie nach und nach seinen Mitarbeitern vorstellte.
»Und das hier ist Andrea«, stellte er ihr schließlich seine Sekretärin vor. »Diese Feier ist auch ein kleines Willkommen an Andrea, denn die alte Sekretärin ist in Rente gegangen als der letzte Chef sich nun aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hat und ich habe sie dafür eingestellt. Andrea hat am Montag ihren ersten Arbeitstag und ist auch noch ein wenig fremd hier unter den Kollegen.«
Clarissa musterte sie unauffällig, während sie ihr die Hand zum Gruß reichte. Eine Sekretärin spielte schon eine wichtige Rolle im Leben eines Geschäftsmannes und keine Ehefrau sah eine allzu attraktive Frau gerne an diesem Platz. Aber von Andrea schien eher wenig Gefahr zu drohen. Sie lächelte, aber ihre Augen sprachen eine andere Sprache. Es mochte daran liegen, dass sie selbst etwas verunsichert war, denn immerhin war sie ja ebenso neu in der Firma wie Daniel – und natürlich wollte sie sich gut einführen. Andrea war noch recht jung, vielleicht Mitte zwanzig. Sie war dezent geschminkt und wirkte nicht hässlich, aber auch nicht übermäßig hübsch. Sie war zwar schlank, aber ihr Knochenbau war sehr breit und so wirkte sie kräftiger als sie es wahrscheinlich war. Ihr Blick wirkte kühl und desinteressiert, aber noch während Clarissa das dachte, schalt sie mit sich selbst. Das arme Mädchen war unsicher, das war alles.
Clarissa zupfte an Andreas Ärmel und deutete auf den Tisch, den die Mitarbeiter für Daniel und sie reserviert hatten – und an dem sich noch ein paar Plätze befanden, deren Besetzung sie Daniel überlassen hatten. Es gab ein reichhaltiges Buffet, das komplett von den Mitarbeitern hergerichtet worden war, wie Clarissa bereits beim Hereinkommen von einer Mitarbeiterin erfahren hatte, die offensichtlich großen Anteil daran gehabt hatte und sehr stolz darauf zu
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