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Mit Haut und Haar (German Edition)

Mit Haut und Haar (German Edition)

Titel: Mit Haut und Haar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Hartmann
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Raucher sind ja in der Regel bereit, Kompromisse zu schließen, sie sind ja froh wenn sie irgendwo rauchen dürfen. Es sind leider die Nichtraucher, die völlig unfähig zu Kompromissen sind, aber das ist wohl immer und überall das gleiche. Und wie war dein Tag?«
    Sie lachte. »Nichts Besonderes passiert. Ich war heute früh einkaufen, wir haben hier um die Ecke drei verschiedene Supermärkte, das ist echt gut.«
    »Schon mal irgendwelche Nachbarn getroffen?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich habe heute überlegt, ob wir eine kleine Runde machen sollten in der Nachbarschaft.«
    »Ja«, nickte er. »Sollten wir.«
    »Heute noch?«
    »Wäre ein guter Tag. Montagabend. Es ist noch nicht so besonders spät. In den Nachbarhäusern brennt auch Licht. Wenigstens rechts und links von uns sollten wir mal hallo sagen und uns vorstellen.«
    Zwanzig Minuten später klingelten sie beide an der Haustür des Nachbarhauses zu ihrer Rechten. Es dauerte etwas länger, bis die Tür geöffnet wurde.
    »Guten Abend, Frau Granz«, sagte Clarissa freundlich und reichte der älteren Dame die Hand. »Wir sind die Familie Ostermann und wollten uns Ihnen gerne vorstellen. Wir sind am Samstag nebenan in das Haus eingezogen.«
    »Och, kummt eren«, sagte die Nachbarin freundlich und ging ihnen voraus in das Wohnzimmer. Dort trafen Clarissa und Daniel auf Herrn Granz, der am Kamin saß und Zeitung las. Sie stellten sich einander vor und Herr Granz bot ihnen einen Sitzplatz an. Clarissa schaute sich um.
    Säuberlich gebügelte Häkeldeckchen auf dem Tisch und in den Regalfächern der riesigen Schrankwand. Eine dunkelgrüne Couchgarnitur, die aus den tiefsten Achtziger Jahren zu stammen schien, aber noch tadellos aussah. Und Frau Granz servierte bereits fünf Minuten später Tee. Sie fühlten sich beide etwas unbehaglich, auch wenn diese neuen Nachbarn sehr nett wirkten, aber sie beide waren nicht so die Menschen, die besonders viel mit ihren Nachbarn zu tun haben wollten.
    »Woher komt Ehr?« fragte Frau Granz. »Ehr sid nit us Kölle, oder?«
    »Nein«, antwortete Daniel. Er schmunzelte ob des Dialekts. »Wir sind von Frankfurt hier her gezogen.«
    »Us berofliche Gründ?« fragte Frau Granz neugierig.
    Daniel nickte. »Wat maht Ehr dann?« fragte Herr Granz interessiert.
    »Ich bin Geschäftsführer einer Softwarefirma.«
    »Jo, dat scheint noch zu laufe«, sagte Herr Granz. »Als uns Firma pleite jemaht hät, han ich lang noh Arbeid jesökt, ävver nix jefunge. Jo, ich bin och wat älder wie Ehr.« Er lächelte. »Wann do mit Mitte fuffzig arbeitslos wees, kanns do glich de Rent beaandrage, do häs eh keine Chance mih.«
    »Ja, das ist schwer«, stimmte Daniel ihm zu. Er lächelte seine Frau an, die wiederum ihn anlächelte. Daniel verstand das Lächeln. Clarissa verstand kein Wort. Sie ahnte nur, um was es hier eigentlich ging. Es entstand eine kleine Pause, die Clarissa als ein wenig peinlich empfand, aber Frau Granz griff ein.
    »Un wat maht Ehr?« richtete sie ihre Frage an Clarissa.
    »Haushalt«, sagte sie. »Ich manage sozusagen meine Familie, damit habe ich genug zu tun.« Sie lächelte.
    Frau Granz lachte lauthals. »Jo«, sagte sie. »Huusfrauenarbeid is eja esu verpönt dat mer sich enzwesche freut, wenn mer noch ne Famillich trifft, wo sich de Mooder noch um all dat kümmert. Ich wor ming Leve lang zo Hus, jedenfalls zick uns Sonn gebore woodt, ich han et nit bereut. Ich han et jenosse, für ming Familich do zo sin, Zick zum Kooche ze han un minge Haushalt immer in Schoss halde zo künne.«
    Clarissa erahnte Zustimmung zu ihrer Familienarbeit. So ganz genau hatte sie Frau Granz nicht verstanden.
    »Manche Frauen sagen, man kann Familie und Beruf miteinander vereinbaren«, sagte Clarissa. »Aber ich genieße es auch, für meine Familie da sein zu können.«
    »Och«, sagte Frau Granz. »Jeder Jeck noh sing Facon. Ming Schwiegerdoochter arbeid och, sugar Vollzick. Et schaff dat och all irjendwie, ist wohl en Frog der Organisation. Für mich is dat nix. Dat Mädche is och off mööd, un ich finge, dat de Famillich zo koot kütt. Ävver no jo, et es wie et es.«
    Clarissa und Daniel saßen noch eine halbe Stunde beim Ehepaar Granz, bevor sie sich verabschiedeten. Sie hatten mit Frau Granz die wissenswerten Informationen über sich selbst und die angrenzende Nachbarschaft ausgetauscht und erfahren, dass die Leute, die vorher das Haus bewohnt hatten, überhaupt nicht freundlich gewesen waren.
    »Wie gut dass wir freundlich

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