Mit Haut und Haaren
schön.«
Der Bote drehte sich um. Jason saß noch immer auf dem Bett. Er bewunderte
den Hintern in der weißen Unterhose. Er dachte an Gott. Und an Schmerz, an das Leben,
das Schmerz war.
[354] Mit der Linken streichelte er zärtlich über die Unterhose des Boten.
Ohne sich umzudrehen, schob Enrique Jasons Hand weg. Die zärtliche Hand.
Jason liebte den Boten. Sein Gefühl trog ihn nicht. Was er bisher im
Leben gekannt hatte, war Mitleid gewesen, tätige Nächstenliebe und nichts sonst,
vermischt hier und da womöglich mit etwas Lust, aber das hier war anders. Wie viel
Mitleidspoesie war im Lauf der Geschichte nicht schon geschrieben worden? Wie viele
Kriege geführt worden, weil einen König Mitleid mit einer Prinzessin plagte?
Seine Kinder liebte er auch, doch das war etwas anderes.
Sanft streichelte er über die weiße Unterhose
des Boten. »Ich werde dich weiter ausziehen«, sagte er. »Bleib so stehen. Ich will
nicht, dass sie dich nach Guatemala zurückschicken, darum werde ich dich jetzt weiter
ausziehen. Verstanden?«
Der Bote rührte sich nicht, stand nur stocksteif da.
Langsam zog Jason ihm die Unterhose herunter. »Ich will, dass du Amerikaner
wirst«, sagte er, während er die Pobacken des Jungen leicht auseinanderzog. »Meine
Urgroßeltern waren auch Emigranten. Zur einen Hälfte
habe ich deutsche, zur anderen norwegische Vorfahren, ein bisschen schottisches
Blut ist auch noch dabei. Sie sind alle genauso hergekommen wie du. Weil dies das
Gelobte Land ist. Hier ist es egal, wer du bist und woher du kommst.«
Jason küsste den Hintern des Boten.
»Ich will dir nicht weh tun«, sagte Jason. »Ich will dich glücklich machen.
Dein Gesicht ist zu schön, darum schaue [355] ich auf deinen Hintern. Ich könnte ihn
stundenlang ansehen.«
Langsam erhob Jason sich. Er knöpfte seinen Hosenschlitz auf, aus der
Tasche zog er ein Kondom, schob sich das Oberhemd hoch und rollte das Präservativ
über sein steifes Glied.
Der Junge stützte sich an der Tür ab.
»Ich werde dir eine Green Card besorgen«, flüsterte
Jason, während er mit seinem Riemen über den Hintern des Paketboten strich.
»Und meine Frau?«, fragte der Bote mit seltsam hoher, krächzender Stimme.
»Auch deiner Frau und deinem Kind. Deiner ganzen Familie. Willst du Amerikaner
werden?«, flüsterte Jason dem Jungen ins Ohr, den er
jetzt lieben wollte, wie er noch keinen Menschen im Leben geliebt hatte.
Seine eigenen Worte erregten ihn. Auch das war die Macht der Rhetorik:
Ihre Wirkung war Wahrheit. Ihre Wahrheit war Lust.
Er versuchte, sein Glied in den After des
Boten zu schieben, doch es ging nicht.
»Geh auf«, rief Jason, »geh auf! Wenn du willst, dass Amerika sich dir
öffnet, dann öffne deinen
Hintern für mich!«
Mit einer Begeisterung, die sich kaum noch von Wut unterschied, stieß
er ihm den Riemen hinein.
Enrique tat keinen Mucks. Totenstill war der Junge.
Wie der nackte Bote die Verkörperung des Worts ›illegal‹ war, so wurde
das Wort ›Liebe‹ in diesem Akt Fleisch. Jason liebte den Jungen und diese Wahrheit.
Behutsam bewegte er sich ein paarmal vor und zurück, es war ziemlich [356] schwergängig
da drin. Er zog sein Glied aus dem Hintern des Boten, entschlossen, gleich wieder
zuzustoßen, und da sah er es. Scheiße. Nicht nur auf dem Kondom und in seinem Schamhaar,
auch auf den Schuhen und auf dem Teppich.
»Da, schau!«, rief er. »Was du gemacht hast!«
Der Bote drehte sich um.
»Schau dir das an!«, rief Jason noch einmal.
Mühsam, die Hose heruntergelassen, und vorsichtig, um sich nicht noch
mehr zu beschmutzen, stakste Jason ins Bad. Mit einem Stück Klopapier zog er sich
das Kondom ab. Mit einem weiteren Blatt entfernte er den Kot aus seinem Schamhaar.
Er zog sich die Hose hoch, steckte sein Hemd hinein und schloss den Hosenschlitz
wieder. Mit Klopapier wischte er sich, so gut es ging, den Kot von den Schuhen.
Auch auf seiner Hose war noch ein wenig. Auch den wischte er weg. Zum Glück war
die Hose dunkel.
Dann nahm er zwei Handtücher.
Als er ins Zimmer zurückkam, stand der Bote wieder in der Unterhose da,
ansonsten immer noch nackt. Neben dem Bett, wie in Trance.
Jason warf ein Handtuch über die Scheiße am Boden, über den Teppich.
Flecken wollte Ranzenhofer nicht hinterlassen. Flecken fallen auf, zum
Anonymsein gehört Unauffälligkeit.
Er kniete sich hin und begann, mit dem Handtuch über den Teppich zu reiben.
»Hier, mach auch was«, sagte er und hielt dem Boten das andere
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