Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
denken dann, ach, der mag mich, und kommen näher«, sagt Dr. de Waal. »Und ehe man sich’s versieht, hat der Affe einen am Knöchel gepackt und versucht zuzubeißen. Eine sehr gefährliche Situation.«
New York Times , 12. Dezember 2008
»Ist das ein Streifenhörnchen?« Lucy zeigte auf einen Birkenzweig, aber noch ehe Parker Lewis den Kopf drehen und hinschauen konnte, war das kleine pelzige Tier auch schon wieder im dichten Blattwerk verschwunden. Bei allem, was Lucy sich ausgemalt hatte, bei diesem gesellschaftlichen Großereignis zu Gesicht zu bekommen – vom Rascheln der Couture-Einzelstücke über die mit Schmuck im Wert eines Einfamilienhauses behängten Damen bis hin zu makellos konservierten Societygrößen – mit lebenden Vertretern der heimischen Fauna hätte sie nicht gerechnet.
»Ich hätte mein Frettchen mitbringen sollen, aber der
Kerl ist nicht stubenrein. Wie es aussieht, mussten die Tiere, die heute Abend hier rumturnen, eine gründlichere Ausbildung absolvieren als so mancher Augenarzt.«
Lucy kicherte, obwohl Parkers Witz eigentlich nur mäßig komisch war, aber ihr flatterten die Nerven. Parker war das erste bekannte Gesicht, das sie beim Betreten der heiligen Hallen des Heritage Museums entdeckt hatte, und sofort hatte sie sich Hilfe suchend an seine Fersen geheftet. Es war offensichtlich kein Witz gewesen, als Wyatt den Fashion Forum Ball als den Super Bowl der Modewelt bezeichnet hatte und als einmalige Gelegenheit für Lucy, auf Tuchfühlung mit der Crème de la Crème der internationalen High Society zu gehen. Er hatte ihr eingebläut, das sei keine Benefizveranstaltung à la »Ein Tisch für zwanzig Riesen für all deine Freunde«, und die Gäste würden sorgfältiger ausgewählt als die Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten. Margaux’ Team, das die Aspiranten für den Ball aus den Top-Promis auswählte, hatte die öffentliche Brüskierung zu einer Kunstform erhoben. Was es umso rätselhafter machte, wie Rita an ihre Einladung gekommen war.
»Wo ist denn Fernanda?«, fragte sie der Höflichkeit halber.
»Ach, Cornelia hat sie eben weggezerrt zum Nasepudern.« Er wedelte abwertend mit der Hand. »Nichts Weltbewegendes, es kann sich bloß um ein paar Stunden handeln.«
Den Flügel des Museums, in dem die naturhistorisch-anthropologische Sammlung untergebracht war, hatte man in einen verwunschenen Wald verwandelt, in dem Hunderte seltener Schmetterlinge über den Köpfen der Besucher umherflatterten und sich auf den Zweigen echter Birkenbäumchen niederließen. Allem Anschein nach waren sie von einem kompletten veritablen Ökosystem umgeben, von den
Streifenhörnchen bis hin zu den Singvögeln, die man im Hintergrund zwitschern hörte. Rita wäre ganz aus dem Häuschen, wenn sie das sehen könnte , schoss es Lucy durch den Kopf. Ihre Mutter war dazu geboren, über Spektakel wie diese in Verzückung zu geraten, und mit den vielen funkelnden Lichtern überall sah es aus, als sei der ganze Raum verzaubert.
»George Clooney auf zwei Uhr«, wisperte Parker aus dem Mundwinkel.
Wobei sie gleich wieder daran denken musste, wie enttäuscht Rita geguckt hatte. Bei dem Gedanken daran wurde Lucys Herz plötzlich schwer wie Blei. Schnell versuchte sie, sich abzulenken, und suchte in der Menschenmenge nach Wyatt. Als sie ihn schließlich entdeckte, konnte sie, trotz der rüden Abfuhr vorhin im Wagen, den Blick nicht mehr von ihm losreißen. Wie immer machte Wyatt eine tadellos elegante Figur: In dem wie angegossen sitzenden Frack stach er selbst in dieser handverlesenen Gesellschaft hervor. Nicht mal George Clooney konnte ihm das Wasser reichen. Mit lebhafter Mimik erzählte er gerade eine Geschichte. Lucy war so hingerissen, dass ihr erst einen Augenblick später aufging, mit wem Wyatt sich da unterhielt – Margaux Irving.
Lucys Eingeweide verkrampften sich. Margaux war todschick gekleidet und sah wirklich Furcht einflößend aus in ihrer voluminösen Robe mit den gewaltigen Nerz-Applikationen an der Schulter und der passenden Schleppe. Eigentlich war es viel zu früh am Abend, um sich einer derart gewaltigen Herausforderung zu stellen, aber Lucy wusste, sie musste einfach hingehen und Hallo sagen – alle rissen sich um Margaux, also war es eher unwahrscheinlich, dass sich eine zweite Gelegenheit ergeben würde, sie kennenzulernen. Hastig griff sie sich ein Glas Champagner vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners und murmelte Parker zu, sie sei
gleich wieder da. »Ach –
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