Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
noch stolz auf sich? Lucy musste sich auf die Zunge beißen, um nicht laut zu schreien. »Ich war bisher nicht gerade die beste
Mutter der Welt, aber jetzt bin ich für dich da. Ich will dich unterstützen, Herzchen.«
»Wie zum Geier bist du an diese Einladung gekommen?« Lucy war bereits in heilloser Panik. Ihre Mutter hatte es geschafft, eine Einladung zu dieser Veranstaltung zu bekommen, während diverse Top-Manager und Vorstandschefs leider draußen bleiben mussten?
»Diese Information kann ich leider nicht preisgeben«, erklärte Rita mit aufgesetztem Ernst, wobei sie tat, als verschließe sie ihre Lippen und werfe den Schlüssel fort.
»Du kannst nicht hierbleiben«, erklärte Lucy unumwunden.
Rita schien zunächst geknickt, erholte sich aber rasch wieder. »Ich halte mich von dir fern. Ich dachte, du freust dich, dass ich, du weißt schon, für dich da bin – dass ich da bin, um dich zu unterstützen …«
Ich werde mir deswegen kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Die Gefahr war einfach zu groß, dass Rita Lucys Tarnung auffliegen ließ. »Das wird hier das reinste Irrenhaus. Warum entspannst du dich nicht ein bisschen drüben im Carlyle?« Lucy gab sich Mühe, nicht zu laut zu werden, aber langsam verzweifelte sie. »Ich habe dort ein Zimmer, und es ist bloß ein paar Blocks von hier. Du könntest dir was vom Zimmerservice bringen lassen, ein schönes heißes Schaumbad nehmen …«
Rita lachte und schüttelte den Kopf. »Und die ganze Action verpassen? Nur über meine Leiche!« Aber dann wurde ihr Gesicht ganz lang, als ihr klar wurde, was Lucy damit sagen wollte. »Es sei denn, du willst mich nicht hierhaben.«
Nervös warf Lucy einen Blick über ihre Schulter. Libet und Anna waren gerade angekommen und aalten sich in der geballten Aufmerksamkeit der Presse. Ihr selbst riss derweil
der Geduldsfaden. Dann wollte sie eben nicht, dass ihre chronisch geschmacklose Mutter Wyatts Wette sabotierte, den Start ihrer bevorstehenden Karriere torpedierte und den wichtigsten Abend ihres Lebens ruinierte – war sie deshalb gleich ein schlechter Mensch? Warum musste Rita sich immer aufführen wie ein kleines Kind, obwohl sie doch die Mutter war? Kein Wunder, dass sie es in den vergangenen drei Monaten so genossen hatte, dass jemand sich um sie kümmerte. Das kannte sie sonst gar nicht.
»Und?«, quengelte Rita.
Lucy schaute wieder zum roten Teppich und dann zu Rita. »Kannst du es mir nicht ausnahmsweise mal gönnen, im Rampenlicht zu stehen?«, zischte sie. »Muss sich denn immer alles um dich drehen und darum, was du willst?«
Ihre Mutter wirkte wie vor den Kopf geschlagen. Sie blinzelte heftig, dann holte sie mühsam Luft. »Dann stell dich doch in dein Rampenlicht.« Ihre Unterlippe fing an zu zittern. »Du hast dich verändert, Lucy Jo. Früher warst du ein gutes Mädchen. Die Familie war dir wichtig. Jetzt erkenne ich dich kaum wieder. Du siehst vielleicht besser aus, aber die alte Lucy Jo hatte wesentlich mehr Klasse.« Womit sie ihrer Tochter einen letzten vorwurfsvollen Blick zuwarf und sich dann durch die Menschenmassen den Weg zur Straße bahnte.
Lucy stand da, so schockiert, dass ihr die Worte fehlten. Im ersten Augenblick wäre sie am liebsten hinter ihrer Mutter hergelaufen. Doch stattdessen drehte sie sich langsam wieder zum roten Teppich um und schluckte den Kloß im Hals herunter. Als sie die Stufen zum Eingang des Museums hinaufstieg, hörte sie, wie ein Fotograf ihren Namen rief, also warf sie ihm mit einem professionellen, aufgesetzten Lächeln einen Blick über die Schulter zu und nahm die Pose ein, die
sie so oft geübt hatte. Bald wurde sie für ihre Bemühungen mit einer wahren Blitzlichtflut belohnt, der Supernova des Ruhms. Sie drehte sich ein wenig, damit die Fotografen knipsen konnten, wie die fließenden Lagen ihres Kleids sanfte Wellen machten, wenn sie sich bewegte. Sie posierte, als hinge ihre ganze Zukunft daran. Und das tat sie ja auch.
Ich mache es später bestimmt wieder gut und entschuldige mich bei Rita , sagte Lucy sich immer wieder und schlüpfte dann zur Tür hinein zur größten Party ihres Lebens.
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Menschenaffen sind… gute Schauspieler. Laut Frans B. M. de Waal, Professor am Yerkes National Primate Research Center der Emory University, versuchen Schimpansen oder Orang-Utans in Gefangenschaft manchmal, fremde Menschen an ihr Gehege zu locken, indem sie einen Strohhalm durch das Gitter stecken und dabei ihr freundlichstes Gesicht aufsetzen. »Die Leute
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