Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
richtig angefangen hatte.
Der Auktionator von Sotheby’s bat die Anwesenden um Ruhe. »Als Erstes haben wir eine Rodart-Robe, die heute Abend von Miss Libet Vance getragen wird. Darf ich um das erste Gebot in Höhe von zehntausend Dollar bitten? Zehntausend von der Dame in Rot. Zwölf? Ich habe zwölftausend von dem Herrn ganz hinten.« Der Auktionator ratterte die Gebote routiniert herunter. »Fünfzehntausend für diese Einzelanfertigung. Zum Ersten, zum Zweiten – und verkauft an die Dame an Tisch zwölf für fünfzehntausend Dollar.« Anna Santiagos Kleid von Nola Sinclair – ein vampiresk anmutendes
Gebirge aus schwarzer Spitze, bei dessen Anblick es Wyatt schauderte – ging für respektable siebentausend Dollar an eine neue Besitzerin, und anschließend Cornelias Robe für beeindruckende zwölf.
»Und zu guter Letzt haben wir hier eine traumschöne Robe von«, der Auktionator unterbrach sich kurz, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht verlesen hatte, »Lucy Ellis. Ist das richtig?« Lucy nickte mit einem kleinen Lächeln. Die Nervosität angesichts der Tatsache, dass nun ihr eigenes Kleid zur Auktion stand, sah man ihr nicht im Geringsten an. Wyatt kam es vor, als hätte sich ihre Anspannung auf ihn übertragen und gemeinerweise mit seiner eigenen gegen ihn verbündet. Hastig griff er nach seinem Wasserglas, wobei er beinahe den Wein umgestoßen hätte. Er fürchtete, gar nicht mehr hinschauen zu können. »Die Dame trägt ihre eigene Kreation, meine Damen und Herren. Ich beginne mit einem Gebot von fünftausend Dollar. Darf ich bitte fünftausend Dollar hören für dieses atemberaubende Kleid von Lucy Ellis?«
Als wäre es einer von Wyatts schlimmsten Albträumen, blieb es im Grand Room totenstill. Die Gäste hörten sogar auf zu kauen und verharrten wie angewurzelt mit gezücktem Besteck über den Tellern. Eloise, die mit Max am Nebentisch saß, warf Wyatt mit panisch aufgerissenen Augen einen verzweifelten Blick zu. Wyatt selbst hatte aufgehört zu atmen. Die Stille war unerträglich. Er griff nach seinem Nummernkärtchen und wollte schon aufzeigen. Lucy wäre am Boden zerstört, wenn er ihr zu Hilfe käme, aber es war immer noch besser, als dieses undurchdringliche Schweigen noch einen einzigen Moment ertragen zu müssen.
Theos Hand schoss vor und griff nach seiner nummerierten Karte. »Wage es ja nicht!«, zischte Wyatt und stierte ihn
finster an. Der Gedanke, Theo könnte Lucys Kleid sein Eigen nennen, war widerwärtig.
»Ich glaube, du verstehst nicht ganz, worum es bei einer Auktion geht«, erwiderte Theo. »Und außerdem habe ich mir überlegt, dass ich ihr gerne ein bisschen unter die Arme greifen will. Ihr helfen, ein eigenes Modelabel aufzuziehen.«
»Es gibt schon einen ganzen Schwarm von Leuten, die ihr unter die Arme greifen, ich eingeschlossen.« Er redete, ohne nachzudenken. »Sie braucht deine Hilfe …«
»Ein echtes Unikat, ein Original von Lucy Ellis«, wiederholte der Auktionator. »Sieht sie darin nicht hinreißend aus? Ich möchte gerne fünftausend hören für dieses außergewöhnliche Kleid.«
Noch ehe einer der beiden Männer seine Karte heben konnte, meldete sich eine schüchterne Stimme ganz hinten im Saal. »Fünftausend!«
Wyatt, der zum ersten Mal wieder ausatmete, seit Lucy von ihrem Platz aufgestanden war, erhob sich von seinem Stuhl, weil er wissen wollte, welcher Engel Lucys Kleid kaufen wollte. Fernanda Fairchild saß da und hielt ihre Auktionskarte mit zitternder Hand in die Luft. Wyatt war schockiert und sofort regte sich Misstrauen – warum sollte Cornelias Busenfreundin ihren eigenen Kopf hinhalten, um Lucy zu retten? Aber als er dann zur Bühne schaute und Cornelias Reaktion mitbekam – sah, wie ihr Gesicht sich vor Zorn lila verfärbte und ihre Kinnlade herunterklappte -, da ging ihm auf, dass er gerade Zeuge eines gewaltigen Societyskandals geworden war. Fernanda, so schien es, hatte endlich Rückgrat bewiesen.
Jetzt, wo das Eis gebrochen war, schaute Wyatt mit Entzücken zu, wie plötzlich überall Kärtchen auftauchten, schneller, als der Auktionator die einzelnen Gebote aufrufen konnte.
Jede Frau im Saal schien zu merken, dass Lucys Kleid etwas ganz Besonderes war, und Wyatt wusste, der ganze Raum war voller Frauen, die es gewohnt waren, das zu bekommen, was sie wollten. Wyatt sah Lucy an, und die erwiderte seinen Blick; er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass ihr kühles Gesicht nur ihre Freude verbarg. Wenn sie diesen Saal für sich
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