Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
gewinnen konnte, dann konnte niemand sie mehr aufhalten.
»Zwanzigtausend«, verkündete eine Stimme mit vagem britischen Akzent ganz vorn im Raum. Sämtliche Anwesenden verdrehten den Kopf, um zu sehen, wer das ursprüngliche Gebot vervierfacht hatte.
»Margaux Irving! Wir haben zwanzigtausend von der unvergleichlichen Margaux Irving!«, zirpte der Auktionator. Wyatt konnte sich nicht mehr beherrschen; er sprang auf und klatschte. Zum Glück taten es ihm sofort einige andere Gäste nach. Margaux hatte Geschichte geschrieben, als sie ihre Karte hob – in den zehn Jahren, die sie schon am Ball teilnahm, hatte Wyatt noch nie erlebt, dass sie auf eins der Kleider bot. »Ein hohes Gebot von der unvergleichlichen Margaux Irving! Meine Damen und Herren, möchte jemand das überbieten?«
Die Kärtchen blieben unten, während die anwesenden Gäste ihren Wunsch, das Kleid zu besitzen, gegen die Gefahr, die mächtige Herausgeberin zu vergrätzen, abwogen, aber das Stimmengewirr im Saal war ohrenbetäubend. Triumphierend erwiderte Wyatt Lucys Blick, die über das ganze Gesicht strahlte. Cornelia schien derweil neben ihr von leichten Krämpfen geschüttelt zu werden.
Da anscheinend niemand den Mut aufbrachte, ein weiteres Gebot abzugeben, ließ der Auktionator seinen Hammer niedersausen. »Verkauft an Margaux Irving für wahrlich großzügige zwanzigtausend Dollar.«
Sie hat es geschafft! Pure Freude pulsierte durch Wyatts ganzen Körper. Er fühlte sich beinahe schwerelos. Eloise, Theo und Max prosteten sich gegenseitig zu, aber wieder einmal bekam Wyatt von alledem nichts mit, weil er nur Augen für Lucy hatte, die sich rasch einen Weg durch die Menge bahnte, glücklich lächelnd, und hier und da stehen blieb, um sich von neuen Bewunderern beglückwünschen zu lassen. Als sie endlich wieder an ihrem Tisch war, konnte Wyatt sich nicht mehr bremsen – er nahm sie in die Arme, zog sie zu sich und küsste sie; fest, mit all der aufgestauten Leidenschaft, die er schon seit Wochen hartnäckig zu leugnen versucht hatte. Als sie sich an ihn schmiegte, musste er sich zusammenreißen, um sie nicht in den Armen aus dem Saal und geradewegs in sein Bett zu tragen.
Das Buch, schoss es ihm kurz durch den Kopf, und Wyatt zwang sich, sich von ihr loszureißen.
»Wyatt?«, wisperte sie und legte ihm die Hand auf den Arm.
Die Welt drehte sich zwar wieder um ihre eigene Achse, doch alles andere schien verändert. Theo hatte sich, wie Wyatt mit Genugtuung feststellte, an die Bar getrollt, ausgestochen angesichts des Kusses, dessen Zeuge er eben unfreiwillig geworden war. Max und Eloise hatten sich ebenfalls schnell aus dem Staub gemacht. Lucy schaute ihn plötzlich ganz anders an; ihr Gesicht leuchtete hoffnungsvoll und gespannt. In ihren Augen war zu sehen, dass sie diesen Kuss genauso sehr gewollt hatte wie er.
Das Buch, das Buch, das Buch. »Ich – ich muss unbedingt noch was erledigen«, murmelte er und kam sich dabei richtig schäbig vor.
»Was denn, Trip eine lange Nase machen?«, fragte sie, um ihn ein bisschen aufzuziehen. »Lass es gut sein. Es ist für Trip
bestimmt schon schwer genug, Eloise mit Max zu sehen. Deinen Sieg kannst du ihm auch morgen noch unter die Nase reiben.«
Sie hat keine Ahnung , dachte Wyatt, der seine Heuchelei keinen Augenblick mehr ertragen konnte. Lucy war ihm viel zu wichtig, um sie so zu verletzen. »Warte nur einen kleinen Moment. Ich bin gleich wieder da.« Und noch ehe sie protestieren konnte, war er auch schon aufgesprungen und zur Tür gelaufen, wild entschlossen, zu tun, was getan werden musste.
»Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, auf dieses Kleid zu bieten?«, fauchte Cornelia so leise, dass nur Fernanda und Parker sie hören konnten. Gleich nach dem Ende der Auktion war sie an ihren Tisch gestürmt, wie von Sinnen vor Wut. »Lucy hat völlig in der Luft gehangen, bis du dein großes Maul aufgerissen hast!«
»Beruhige dich«, sagte Parker bedächtig. »Du übertreibst es.« Fernanda, die noch blasser und hagerer aussah als sonst, sagte kein Wort. Mit verschränkten Armen saß sie da und wich Cornelias Blick aus, wie ein Gefangener, der die kommende Folter fürchtet.
»Übernimmt dieser Troll jetzt auch schon das Reden für dich?« Cornelia fühlte die altbekannte heiße Dunkelheit in sich aufsteigen. Die hatte sie das erste Mal mit sechzehn gespürt, als ihre Mutter das Elternwochenende in Groton einfach vergessen hatte und stattdessen mit ihrem Schweizer »Freund« Jacques
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