Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Mittagessen, Süße?«
Fernanda tat ihr Bestes, ihr das nicht übel zu nehmen. »Aber klar doch«, murmelte sie und winkte dem Kellner.
Nur mit einem Handtuch bekleidet tappte Wyatt über den weiß gefliesten Flur des Racquet Club. Nach einem ganzen
Morgen vor dem Rechner, den er damit zugebracht hatte, die ersten Kapitel seines Buchs zu konzipieren, freute er sich auf sein kleines Dampfbad-Sauna-Pool-Programm. Endlich arbeitete er wieder so richtig ; sein Vertrag mit Harvard University Press war in der vergangenen Woche unterzeichnet worden. Sollte Mit Herz und High Heels der populärwissenschaftliche Bestseller werden, den er und Kipling sich erhofften, dann wäre das jede Mühe wert.
Max Fairchild, ebenfalls nur in ein Handtuch gehüllt, störte ihn in seinen Tagträumen. »Wyatt! Ich hatte schon gehofft, dich hier zu treffen, Mann.«
Wyatt verzog das Gesicht. Die fitnessstudiogestählte Statur seines Gegenübers war einfach nicht zu übersehen, und der schien darauf auch noch stolz zu sein. »Max, wie geht’s?« Wyatt hoffte inständig, Max würde nicht versuchen, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Er musste sich dringend ein bisschen entspannen und die Seele baumeln lassen.
Aber von wegen. »Na ja, eigentlich geht’s mir gut. Ich meine, ganz gut, eigentlich. Aber mir geht die ganze Zeit etwas nicht mehr aus dem Kopf. Oder vielmehr, jemand. Sag mal, hast du was mit Lucy? Das Mädchen, mit dem du kürzlich bei deiner Mutter warst?«
»Lucy? Nein, die ist bloß eine alte Freundin«, deklamierte Wyatt seinen auswendig gelernten Text, auch wenn er am liebsten laut und deutlich seine Gebietsansprüche geltend gemacht hätte.
»Du hättest also kein Problem damit, wenn ich mal mit ihr ausginge?« Max schien ganz aus dem Häuschen.
»Ich hätte nichts dagegen, wenn du sie fragst , ob sie mit dir ausgehen möchte«, entgegnete Wyatt. »Aber nimm es bitte nicht persönlich, falls sie dich abblitzen lässt. Sie arbeitet viel und hat kaum Zeit für ihr Privatleben.«
»Tja, ich muss es zumindest versuchen. Sie ist eins der wenigen cooleren Mädels, die ich in der letzten Zeit kennengelernt habe. Gehst du auch ins Dampfbad?«
»Sauna«, entschied Wyatt sich kurzfristig um. Er hatte die Nase voll von Max Fairchild. »Wir sehen uns.«
»Das sollte sie Unfall in Gang drei nennen«, brummte Lucy und betrachtete eins der Ausstellungsstücke mit unverhohlener Befremdung. Gerade hatten sie ihren Rundgang durch eine Kunstausstellung mit neuen Werken von Libet Vance begonnen. Im Ausstellungsraum drängte sich schon das übliche New Yorker Schickimicki-Galerie-Publikum und posierte gedankenverloren vor den Objekten.
»Himmel, das ist ja noch schlimmer, als ich befürchtet hatte«, murmelte Wyatt.
Libet, die Tochter eines berühmten Avantgardekünstlers mit Bad-Boy-Image, hatte als Ausdrucksmittel ihrer Wahl ganze Früchte – Ananas, Mangos, Nashi-Birnen – zu Skulpturen zusammengesetzt. Manche der Bananen wiesen erste kleine braune Stellen auf – ein verräterisches Zeichen, dass die Künstlerin die gesamte Ausstellung erst vor ein paar Tagen zusammengewürfelt hatte. Für Libet mochte das vielleicht Kunst sein, dachte Lucy, aber die meisten Menschen, die sie kannte, würden bei diesem Anblick eher an den Obstsalat vom vorgestrigen Frühstück denken.
Wyatt schaute sie kritisch an. »Kaust du etwa Kaugummi? Spuck den sofort aus! Du siehst aus wie eine wiederkäuende Kuh.«
Lucy seufzte. In dieser Woche waren sie und Wyatt bereits mehrfach zusammen ausgegangen, und jedes Mal hatte er sich an irgendeiner Kleinigkeit gestört, wegen der er dann unerbittlich auf ihr herumgehackt hatte. Widerstrebend
spukte sie den neonfarbenen Hubbabubba in ihre Handfläche. »Bist du heute Abend besonders schlecht gelaunt oder bilde ich mir das bloß ein?«
»Schmeiß das Ding weg! Stell dir vor, jemand will dir die Hand geben!«
Worauf Lucy bloß lachte und den Kaugummi in den Mülleimer hinter der Bar warf. »Das ist doch nur ein Kaugummi, Wyatt. Meinst du wirklich, die Leute achten auf solche Kleinigkeiten?«
»Natürlich, was denkst du denn? Du bist gerade mit mir bei einer Vernissage aufgetaucht.« Und damit wies er auf zwei Fotografen, die gegenwärtig gerade Libet und ihren Vater vor einem Kranz aus Mangos und Kiwis ablichteten. »Gleich stürzen sie sich auf uns, pass auf.« Schnell strich Lucy ihr Kleid glatt, ein bronzefarbenes Etuikleid, das Eloise für sie organisiert hatte. Es brachte ihren olivbraunen Teint
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