Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Ich meine, das war doch nicht zu übersehen.«
O je, dachte Fernanda. Wenn Cornelia Kohlehydrate in sich hineinschaufelt, als gäbe es kein Morgen, ist das kein gutes Zeichen. Verstohlen schaute sie sich im Fred’s um, ob irgendjemand sie beobachtete. Cornelia war inzwischen fast eine kleine Berühmtheit, und Fernanda wollte auf keinen Fall, dass irgendwelche Gerüchte über das Frustfressen ihrer Freundin vom Restaurant bei Barney’s in den Rest der zivilisierten Welt vordrangen.
»Warum isst du denn nichts?« Cornelia stocherte so erbost in ihrem Kalbfleisch herum, dass ihre Freundin erschauderte.
»Das mit der Hand auf dem Rücken ist mir gar nicht aufgefallen«, gab Fernanda zurück und stopfte sich ein bisschen von ihrem gemischten Salat in den Mund. Blieb nur zu hoffen, dass der Nebentisch außer Hörweite war.
»Auch egal. Er hat sie mit zu seiner Mutter genommen. Was sollte das denn?«
»Max hat sie erzählt, sie gehört praktisch zur Familie. Sandkastenfreunde. Zwischen den beiden läuft nichts.«
»Praktisch wie seine Schwester, ja?« Wütend biss Cornelia von ihrem Brötchen ab und senkte die Stimme, bis nur noch ein aufgebrachtes Zischen zu hören war. »Dass ich nicht lache! Ich habe meine Jungfräulichkeit an meinen ›Cousin‹ Sheldon verloren. Sei doch nicht so naiv. Diese Tussi hat schon längst ihre geldgierigen Klauen nach ihm ausgestreckt.«
»Nun ja, dir kann sie jedenfalls nicht das Perrier reichen«, meinte Fernanda. »Sicher wird er bald wieder zur Vernunft kommen.« Nur gut, dass Cornelia offensichtlich Rex Newhouse’ Blog noch nicht gelesen hat , dachte Fernanda, sonst würde sie schon im Dreieck springen vor Wut. Ihre persönliche Assistentin musste in weiser Voraussicht beschlossen haben, den Artikel nicht auszudrucken und zu ihrer übrigen Morgenlektüre zu legen – seit ein Pariser Dermatologe Cornelia gewarnt hatte, zu lange vor dem Bildschirm zu sitzen führe zu vorzeitiger Hautalterung, hatte Cornelia eigens ein Mädel angeheuert, das für sie im Netz surfte. Rex hatte Lucy Haverford Ellis einen ganzen Eintrag gewidmet. Unschwer zu erkennen, dass er ebenso bezaubert war von der Debütantin wie Max und Wyatt Hayes. In der kurzen Zeit seit Dotties Dinnerparty war Lucy zu drei verschiedenen Anlässen an Wyatts Seite erschienen.
Und was die ganze Sache noch schlimmer machte, sie hatte dabei jedes Mal makellos schön ausgesehen, und die Fotografen hatten sich um sie gerissen. Sie hatte etwas von der jungen Katherine Hepburn – diese fast jungenhafte, markante Schönheit, wie sie nur gute Gene zustande brachten.
»Ähm, Kellner!«, raunzte Cornelia mit einem ärgerlichen Grunzen und hielt das leere Brotkörbchen hoch, um Nachschub zu verlangen. »Das weiß ich selbst, aber wann bitte? Immerhin ist es jetzt schon sechs Wochen her.«
Fernanda gab ein paar nichts sagende Geräusche von sich und aß noch ein Häppchen Salat. Langsam gingen ihr die tröstlichen Worte aus. Wie nicht anders zu erwarten, hatte Cornelia gar nicht erst nach ihrer aufkeimenden Romanze mit Parker Lewis gefragt, und selbst das Thema auf den Tisch zu bringen, wäre taktlos angesichts der gegenwärtigen Kopfschmerzattacke ihrer Freundin. Schnell schob sie diese Gedanken von sich. »Wie war denn Tamsins Junggesellinnenabschied?«
»Grässlich. Ihre Freundin Trinity hat so eine schreckliche Tour organisiert – wir mussten doch tatsächlich in einem ›Party-Bus‹ durch die Stadt gurken und Sombreros tragen und gute Miene zum bösen Spiel machen und so tun, als amüsierten wir uns ganz köstlich.«
Fernanda hakte noch mal nach. »Ist Tamsin schon ganz aufgeregt wegen der Hochzeit?«
»Ausgemergelt wäre das richtige Wort. Sie sieht aus wie ein blonder Dauerlutscher. Wenn du mich fragst, hat sie es mit den Aufputschmitteln etwas übertrieben. Echt tragisch.«
Fernanda nickte. »Meinst du, es wäre furchtbar verfrüht, wenn ich Parker zur Hochzeit mitbringen würde?« Hoppla. Ihre Gedanken drehten sich ständig um Parker, und jetzt war ihr die Frage, die sie seit Tagen beschäftigte, einfach so
herausgerutscht. »Ich weiß nicht, aber ich fände es so nett, wenn er mitkäme …«
»Bist du des Wahnsinns?«, fragte Cornelia entgeistert. »Total und absolut zu früh.«
»Wahrscheinlich hast du recht.« Fernanda war zwar etwas enttäuscht, sah aber ein, dass dieser Rat wohl ein weiser war. »Außerdem würde ich Tamsin ungern zwei Wochen vor der Hochzeit anrufen und sie bitten, noch einen zusätzlichen
Weitere Kostenlose Bücher