Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Kinderkopfs
war. Wenn das so schlimm sein sollte, wo bitte war dann die Hilfsorganisation für kuscheltechnisch benachteiligte höhere Töchter?
Allerdings hatte Mimi für die Cocktailstunde vor dem Essen ein ganzes Bataillon an Fotografen bestellt, weshalb Cornelia unbeirrt weiterlächelte, während die Fotografen knipsten, was das Zeug hielt.
»Wie lange müssen wir denn hierbleiben?«, erkundigte sie sich bei Fernanda, als die Pressemeute abgezogen war.
»Eine Stunde? Zwei vielleicht?« Fernanda schien es überhaupt nicht eilig zu haben. Ihr Baby, ein rundlicher kleiner Wonneproppen von einem Mädel, war wirklich zuckersüß, während das kleine Ding auf Cornelias Schoß nur griesgrämig aus der Wäsche guckte.
»Eine Stunde ? Nein, tut mir leid. Ich treffe mich gleich mit meinem Imageberater zum Dinner im La Grenouille. Was zum Teufel sollen wir denn eine ganze Stunde lang mit diesen Zwergen anstellen?«
»Weiß nicht… ich glaube, wir sollen ihnen was vorlesen.«
»Ihnen was vorlesen? Können die überhaupt Englisch?«
»Das soll die Sprachentwicklung bei Kleinkindern anregen«, erklärte Fernanda. Sie hatte sehr genau zugehört, als Mimi Rutherford-Shaw ihnen ihre Aufgabe erklärt hatte, wohingegen Cornelia währenddessen in ihr Blackberry vertieft gewesen war. Die aktuelle Krise: Daphne versuchte immer noch, eine Einladung für die Party zur Feier von Howard Galts sechzigstem Geburtstag am kommenden Abend zu ergattern; ein Ereignis, das sie einfach nicht verpassen durfte.
»Das Ding hasst mich«, knurrte sie, als ihr Baby wieder losheulte. »Er klingt wie eine Sirene.«
»Der ganze Krach hier drin macht ihm Angst. Und wahrscheinlich
will er gar nicht im Arm gehalten werden. Keine Sorge, er beruhigt sich schon wieder.«
»Ehe ich mich erschieße oder hinterher?« Lieblos wuchtete Cornelia das kleine Bündel auf ihren linken Arm, kramte in ihrer Bottega-Veneta-Tasche herum und zog eine sorgfältig gefaltete WWD heraus. Dann klappte sie die Zeitschrift auf und fing an, daraus vorzulesen, als sei es eine Märchengeschichte. »Die Siebziger kommen in diesem Frühjahr zurück auf die Bühne, mit Jeans in helleren Waschungen und Retro-Schnitten.« Das Baby hörte auf zu weinen. Cornelia runzelte verdutzt die Stirn und las weiter. »Bei Halston liegt was in der Luft …«
»Er hat dich angelächelt! Gibst du mir mal den Beauty-Teil?«
»Den haben wir noch nicht gelesen.« Cornelia hielt die Seiten fest umklammert. Dann senkte sie die Stimme. »Hast du schon mit Lucy geredet?«
Unauffällig schaute sie zum anderen Ende des Raums, wo Lucy und Eloise saßen. Wenn sie Lucy so da sitzen sah in ihrer Röhrenjeans und der Chloé-Bluse, mit den rockigen Lederbändchen am Handgelenk, kam sie sich in ihrem Tweed-Kostüm vor wie eine spießige altmodische Tante. Sosehr sie es hasste, sich das eingestehen zu müssen, aber Wyatts neue Flamme hatte tatsächlich einen halbwegs ordentlichen Modegeschmack. Sie fragte sich, wer ihre Stylistin war und ob sie die eventuell abwerben könnte. Womöglich war es Eloise, die ein einmalig tolles Downtown-Flair hatte. Mit je zwei Babys auf dem Arm wechselte das Duo sich dabei ab, laut aus einem Märchenbuch vorzulesen. Angeber.
Die Hochzeit von Tamsin und Henry am Wochenende zuvor hatte bei Cornelia den schalen Nachgeschmack einer Niederlage hinterlassen. Sie konnte es einfach nicht verwinden,
wie Wyatt sie eiskalt vor allen Hochzeitsgästen auf der Tanzfläche hatte abblitzen lassen, um Lucy von Max wegzuzerren. Auf einmal ging ihr auf, dass er vielleicht nicht bloß so tat, als interessierte sie ihn nicht mehr. Cornelia hatte gesehen, wie er Lucy nach draußen geführt hatte. Viel zu lange waren sie daraufhin verschwunden geblieben – länger als es dauerte, drei Zigaretten Kette zu rauchen, wie sie ausgerechnet hatte -, und Cornelia hatte sich schon gefragt, ob sie womöglich vorzeitig nach Hause gegangen waren. Aber dann waren sie wieder aufgetaucht – beide mit unübersehbar hochroten Wangen – und hatten Cornelia ihre Zweisamkeit quasi unter die Nase gerieben und sie vor allen Leuten bis auf die Knochen blamiert.
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, aber ich verspreche, ich kümmere mich darum.« Fernanda zog Guter Mond aus dem Korb, legte es auf den Tisch und klappte es auf.
»Worauf zum Teufel wartest du denn noch? Anna hält die Einladungen zurück! Wir müssen Lucy festnageln, und zwar sofort!«
»Es kommt mir bloß so komisch vor, wenn Eloise
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