Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
sicher von einem Schiff in der Oyster Bay nicht nur den springenden Tiger erkennen konnte, sondern auch die Pfeile und das Schild. Der Tiger war im Begriff, sich auf einen verwunderten Fuchs zu stürzen – rein zufällig der Name von Howards schärfstem Konkurrenten, Fox Equity Partners.
»Du kannst es dir einfach nicht verkneifen, oder?« Lucy musste laut lachen.
Die Geburtstagsfete fand in Windsong statt, Howards atemberaubenden Zwanzigzimmeranwesen mit Blick auf den Hafen, wobei das Haus selbst für die Feier eher ungeeignet war, weil im offiziellen Speisesaal nur zweihundert der achthundert geladenen Gäste Platz gefunden hätten. Stattdessen hatte man also einen gigantischen achteckigen Pavillon auf dem weitläufigen Gelände errichtet.
Das Zelt – wenn man eine derart ausladende und stabile Konstruktion überhaupt so bezeichnen konnte – bestand aus fünf riesigen Räumen, jeweils eine perfekte Nachbildung eines von Howards »Lieblingsorten«: die Metropolitan Opera – wo Renée Fleming live und in Farbe von einem dreißigköpfigen Orchester begleitet ihre Arien schmetterte; sein Anwesen in St. Moritz; die spektakuläre Dachterrasse des Hotel Russie in Rom, mit Fresken der Sieben Hügel der Stadt an den Wänden; die Umkleidekabine eines NFL-Teams, das ihm gehörte; und der gewaltige Bug seiner Jacht, die den größten Teil des Jahres in Südfrankreich vor Anker lag.
»Hot Toddie?«, bot eine Kellnerin, die im Nebenberuf Model sein musste, ihnen einen heißen Drink an, als Wyatt und Lucy den St.-Moritz-Bereich betraten. Lucys Kinnlade klappte nach unten. Der Raum war eine Nachbildung von Howards Schweizer Chalet, und die Partyplaner hatten passend dazu eine Indoor-Skipiste entworfen, auf der augenblicklich Mitglieder der amerikanischen Ski-Olympia-Mannschaft unterwegs waren. Die Dekoration war der reinste PETA-Albtraum: Echte Pelze waren über Sofas und auf dem Boden drapiert, und auf der einen Seite des Minihügels funkelte ein Sessellift, der etwas irritiert wirkende Gäste zum höchsten Punkt des kleinen Bergs beförderte. Statt eines Gipfelkreuzes erwartete sie dort ein ganzer Trog Beluga-Kaviar.
»Was glaubst du, ist das Ziel, oder sagen wir, Sinn und Zweck dieses ganzen Spektakels?«, flüsterte Wyatt ihr ins Ohr. Genauso gut hätte er es laut sagen können. Es war niemand in der Nähe, der sie hätte belauschen können; in der riesigen Weite des Partyraums wirkten die Gäste etwas verloren, wie sie so steif aneinander vorbeistaksten.
»Keine Ahnung, ich hätte ganz naiv gesagt, einen Geburtstag zu feiern? Das neue Lebensjahr einzuläuten, wie es sich für einen Multimilliardär gehört? Damit alle anderen sich fragen müssen, was sie bloß falsch gemacht haben?«
»Gut gedacht. Aber die richtige Antwort lautet, um der Welt in aller Deutlichkeit und ohne die Spur eines Zweifels unter die Nase zu reiben, dass man es geschafft hat. Was bei Howard ganz zweifellos der Fall ist, zumindest in finanzieller Hinsicht – seine Fonds waren in null-vier über fünf Milliarden an der Börse wert.« Wyatt schaufelte etwas von dem Basislager-Kaviar auf ein Perlmutttellerchen. »In meiner Welt würde man Howard wohl als Wichtigtuer bezeichnen; jetzt, wo er seine Schäfchen im Trockenen hat, kämpft er auf höchster gesellschaftlicher Ebene um Anerkennung. Daher diese Party. Wenn du so ein Großereignis auf die Beine stellst, sehen sich alle auf der Gästeliste verpflichtet, sich in irgendeiner Art und Weise zu revanchieren – ob sie dich jemandem vorstellen, der dir irgendwie nützlich sein könnte, ob sie dich für eine Klubmitgliedschaft empfehlen oder zu den exklusivsten Ereignissen einladen. Eine Party kann ein sehr hilfreiches Mittel sein, Allianzen zu schmieden und letztendlich gesellschaftliche Dominanz zu erreichen.«
Lucy ließ sich das durch den Kopf gehen. Langsam fand sie Gefallen an Wyatts Theorien. »Und warum sind wir beide dann hier, wenn Howard mit dieser Party bloß bezweckt, dass andere in seiner Schuld stehen?«
»Wenn du die amtierende Miss New York werden möchtest, dann brauchst du Verbündete auf allen Ebenen. Die Howard Galts dieser Welt verfügen über eine gewisse Macht. Ich bin nicht so naiv anzunehmen, das alte Ostküsten-Establishment sei das Einzige, was heutzutage zählt.«
»Gib’s doch zu, du bist bloß wegen des Kaviars hier«, neckte Lucy ihn und schaute zu, wie er noch mehr davon auf seinen Teller löffelte.
»Wyatt! Lucy!« Meredith Galt, eine zierliche,
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