Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
danebensitzt.«
»Was hast du bloß?«, giftete Cornelia. Fernanda war irgendwie so weichlich und unbrauchbar geworden, seit sie mit diesem Waldschrat und seinem zahmen Frettchen ausging. »Vergiss es. Ich frage sie selbst.« Und damit deponierte sie ihr kleines Waisenkind in seiner Wiege und marschierte entschlossen durch den Raum. Als Eloise und Lucy sie kommen sahen, nahmen sie ihre Babys noch fester in den Arm, sodass Cornelia sich fast vorkam wie die böse Knusperhexe aus dem Märchen. Was glauben die, was ich vorhabe, die kleinen Biester aufzufressen?
»Ihr Mädels seid Naturtalente«, flötete sie.
»Sind sie nicht süß?«, entgegnete Eloise. »Ich weiß gar nicht, wie ich mich je wieder von ihnen losreißen soll!«
»Geht mir genauso.« Nur mit Mühe konnte Cornelia es sich verkneifen, die Augen zu verdrehen. »Hör mal, Lucy, vielleicht könntest du mir helfen. Man hat mich dieses Jahr gebeten, den Vorsitz bei den jungen Förderern der Vanderbilt-Stiftung zu übernehmen. Ich bin dafür zuständig, möglichst viele potenzielle Unterstützer zusammenzutrommeln und dafür zu sorgen, dass wir regen Zulauf bekommen. Hättest du vielleicht Interesse, im Benefizkomitee zu sitzen?«
Lucy wirkte etwas verdattert. »Ich? Wirklich?«
»Da sitzen immer bloß die üblichen Verdächtigen, und ich würde gerne ein bisschen frischen Wind reinbringen. Bitte! Keine Sorge, du brauchst eigentlich nichts zu tun. Du lädst einfach ein paar deiner Freunde ein, trägst ein Kleid des Modedesigners, der den jeweiligen Abend sponsert – dieses Jahr ist es Roland Philippe, es wird also unter Garantie eine fabelhafte Party -, und du kommst und lässt dich knipsen. Bitte, sag ja!«
Lucy überlegte. Dann lächelte sie, als hätte sie sich entschlossen, Cornelia einfach zu trauen. Idiotin. »Okay, klar. Danke.«
»Prima! Du bist klasse. Eloise, du kommst doch auch, oder?«
»Das lasse ich mir nicht entgehen«, gab Eloise trocken zurück.
»Vielleicht könnte El ja auch im Komitee sitzen?«, schlug Lucy vor.
»Oh, ähm – aber klar doch!« Himmel, dieses Weib war ja wirklich zum Kotzen nett. Auf dem Spielplatz hatte sie früher bestimmt alle anderen Kinder in der Schlange für die Schaukel vorgelassen. »Tja, dann gehe ich mal lieber wieder zu meinem kleinen Schätzchen. Noch mal danke.«
Cornelia musste sich beherrschen, nicht wild durch den Raum zu hüpfen. Das war beinahe zu einfach gewesen. Lucy hatte ja keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hatte… aber das würde sie sehr bald erfahren.
19
MEREDITH GALT
MÖCHTE SIE EINLADEN ZU
Essen & Tanz
ZUR FEIER VON HOWARDS SECHZIGSTEM
SAMSTAG, 31. JANUAR
19 UHR
WINDSONG
OYSTER BAY, LONG ISLAND
KLEIDUNG: BÄRENMARKT
»Und das alles bloß für eine Geburtstagsfeier ?« , murmelte Lucy, als Wyatt sie einen mit goldenem Blattwerk geschmückten Gang entlangführte. Sechs Konzertviolinisten waren zu beiden Seiten aufgestellt und spielten ihnen ein Ständchen. Sie zog sich die Nerzstola fester um die Schultern, obwohl es gar nicht kalt war. »Dieses Zelt ist größer als ganz Dayville. Howard muss ja einen Arsch voll Kohle haben!«
»Eine Dame benutzt das Wort ›Kohle‹ nicht«, erklärte Wyatt, wobei sich seine Mundwinkel leicht nach oben kräuselten. »Und das andere Wort auch nicht.«
Lucy musste zugeben, es hatte schon was, am Arm eines Mannes wie Wyatt auf einer Party zu erscheinen. Ohne ihn wäre sie das reinste Nervenbündel gewesen, obwohl sie es mittlerweile gewohnt war, jeden Abend auf drei verschiedenen
Feiern zu tanzen und mit der High Society auf Du und Du zu sein. Dutzende Male hatte sie ihn schon im Smoking gesehen – in seinen diversen Smokings, genauer gesagt, obwohl sie kaum voneinander zu unterscheiden waren -, aber er schindete immer noch ordentlich Eindruck. Wie sich herausstellte, konnte man einen Mann für einen arroganten Mistkerl halten, und trotzdem verschlug es einem gelegentlich den Atem, wenn er einen zum Ausgehen abholte oder mit einem Drink in der Hand quer durch den Raum auf einen zusteuerte oder ganz einfach von der Toilette zurückkam. Wyatt betreffend hatte sie keinerlei romantische Ambitionen, aber das hieß noch lange nicht, dass sie immun gewesen wäre gegen seine umwerfende Wirkung, wenn er den Raum betrat.
»Fünf Jahre alt, maximal«, murmelte Wyatt und wies mit dem Kopf auf das Familienwappen der Galts, das unübersehbar auf dem Zelt prangte. Es wurde von einem Scheinwerfer angestrahlt, der derart hell und gleißend war, dass man
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