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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell
Autoren: Julia Schoening
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wäre. Es tut mir leid.«
    »Okay.« Janne schien sich wieder etwas beruhigt zu haben. »Aber du fehlst doch sonst nie beim Hockeytraining.«
    »Dieses Mal leider schon.« Linda warf dem dicken Chirurgiebuch, das auf ihrem Wohnzimmertisch lag, einen verächtlichen Blick zu.
    »Was ist denn los? Bist du krank?« In Jannes Stimme schwang nun Besorgnis mit.
    »Nein, nein. Ich muss nur noch etwas für die Arbeit vorbereiten. Das ist alles.«
    »Hm«, grummelte Janne. »Seit wann interessiert dich denn die Arbeit mehr als das Hockeytraining?«
    »Falls du es vergessen haben solltest: Ich arbeite erst seit wenigen Tagen – und möchte den Job auch ganz gern behalten.«
    »Während des Studiums hattest du doch auch immer viel zu tun«, argumentierte Janne, »das Training hast du aber nie sausen lassen. Du hast es doch immer mit diesen Worten gehalten: Der Unterschied zwischen Leben und Existieren liegt im Gebrauch der Freizeit.«
    »Das war einmal. Heute geht es wirklich nicht anders.« Linda seufzte noch einmal schwer. »Ich würde auch lieber zum Training kommen, ganz im Ernst. Aber jetzt heißt es wohl: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.« Das wiederum war eins von Jannes Lieblingssprichwörtern.
    »Na gut.« Linda konnte Jannes langgezogenen Worten entnehmen, dass sie diese Entscheidung nicht nachvollziehen konnte, sie aber zumindest zu akzeptieren versuchte. »Ich werde dich bei Hans entschuldigen.«
    Nachdem Linda aufgelegt hatte, machte sie es sich auf ihrem Sofa gemütlich und schlug den dicken Wälzer auf. Operationen an der Gallenblase. Sie begann zu lesen. Viele Seiten lagen vor ihr.
    Sie war so vertieft in den Stoff, dass das Klingeln an der Tür sie richtig aufschrecken ließ. Fast drei Stunden hatte sie ohne Unterbrechung gelernt. Es klingelte erneut. Sie legte das Buch zur Seite. Normalerweise erwartete sie um diese Uhrzeit niemanden mehr.
    »Hallo«, drang Jannes helle Stimme von der Haustür zu Linda hoch. Erfreut öffnete Linda ihr die Tür.
    »Das ist aber eine schöne Überraschung. Was machst du denn so spät noch hier?« Sie drückte Janne an sich. »Komm rein.«
    »Ich wollte mich vergewissern, dass es meiner besten Freundin wirklich gut geht.« Janne lächelte Linda an. »Immerhin hast du das Training noch nie einfach nur so geschwänzt.«
    »Es war ja auch nicht einfach nur so«, grummelte Linda. Sie nahm Janne die Jacke ab und hängte sie an die Garderobe. »Ich musste mich auf eine Operation morgen vorbereiten. Möchtest du etwas trinken?«
    »Ein Wasser.« Janne ließ sich in den Sessel fallen. Ihr Blick schweifte über den Wohnzimmertisch und blieb an dem Chirurgiebuch hängen. »Das musst du doch nicht alles wissen?«
    Linda stellte eine Flasche Wasser und zwei Gläser auf den Tisch. »Nicht bis morgen. Aber irgendwann schon.«
    »Ich kenne dich jetzt schon, seit du angefangen hast zu studieren«, sagte Janne, »und soweit ich das beurteilen kann, warst du immer eine gute und auch fleißige Studentin. Aber du hattest trotzdem genug Zeit für Hobbys und die eine oder andere Party, auch wenn du pflichtbewusst warst.« Sie goss sich Wasser ein. »Hockey hatte für dich immer oberste Priorität.«
    »Ich weiß. Es ist mir ja auch immer noch wichtig. Aber die Arbeit hat nun mal Vorrang.« Das war das, was Alexandra Linda eingetrichtert hatte – mehr als einmal. »Außerdem bin ich Anfängerin. Ich brauche einfach noch etwas, um mich daran zu gewöhnen, das Arbeitstempo durchzustehen.«
    Janne verzog schmollend den Mund. »Ist das so?«
    Linda nickte. »Natürlich. Danach bin ich wieder voll und ganz für die Mannschaft da. Und morgen steht eine wichtige Operation für mich an. Das ist wie ein wichtiges Turnier, verstehst du? Alexandra hat gesagt, ich muss mich vorbereiten, sie wird mich abfragen.« Ohne dass Linda es beeinflussen konnte, wurden ihre Gesichtszüge bei der Erwähnung von Alexandras Namen ganz weich.
    »Alexandra?«, fragte Janne nach, hellhörig geworden.
    Linda räusperte sich. »Meine Oberärztin. Ich darf ihr morgen assistieren.«
    »Und?« Janne grinste, und ihre weißen Zähne blitzten. »Wie ist sie so?«
    »Was? Wer?«, gab Linda sich unschuldig.
    »Jetzt tu nicht so. Diese Oberärztin natürlich.« Janne schlug ihre langen Beine übereinander und lehnte sich erwartungsvoll zurück.
    Lindas Wangen glühten. »Na ja, sie ist eben meine Oberärztin.« Sie rieb sich über ihr Schlüsselbein und spürte, wie die Haut brannte. »Wie soll sie schon sein?«
    Janne strich sich
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