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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell
Autoren: Julia Schoening
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eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich dachte ja nur . . . Es wird mal wieder Zeit für eine neue Frau an deiner Seite.«
    Linda verdrehte die Augen. »Unsinn.«
    »Doch. Ich weiß, wie sehr du dich danach sehnst«, sagte Janne verständnisvoll. »Mir musst du nichts vormachen. Wie lange ist das mit Silvia jetzt her?«
    »Vier Jahre«, murmelte Linda. Konnte das wirklich schon so lange sein?
    Janne fuhr fort: »Außerdem hast du endlich eine Frau verdient, die dich zu schätzen weiß und nicht mit dir spielt.«
    Linda starrte in ihr Wasserglas. Sie hatte Silvia und vor allem das unrühmliche Ende ihrer Beziehung sehr erfolgreich verdrängt. »Du hast ja recht. Aber es ist nicht einfach, diese eine zu finden.« Sie schloss die Augen – und sofort war es wieder da: das Bild von Alexandra. Die braunen Augen, die Linda so warm anstrahlten. Dieses ebenmäßige Gesicht mit den scharfen Konturen und der leicht gebräunten Haut. Linda holte tief Luft. »Und diese eine ist ganz bestimmt nicht meine Oberärztin.«
    »Das glaube ich dir zwar nicht, aber wenn du nicht darüber reden willst . . .«, gab sich Janne zufrieden. Zumindest vorerst – so gut kannte Linda sie. »Das Singleleben hat ja auch gute Seiten. Ich spreche aus Erfahrung.«
    »Hast du eigentlich noch mal was von Patrizia gehört?«, fragte Linda.
    Janne schüttelte den Kopf. »Nein. Und das ist auch gut so.« Es war erst vier Monate her, dass sich die beiden getrennt hatten. Sie stand auf und warf Linda ein breites Grinsen zu. »Und jetzt wird es mal Zeit, schlafen zu gehen. Du musst schließlich morgen fit sein, um deiner Oberärztin zu imponieren.«
    Linda warf ein Sofakissen nach ihr.
~*~*~*~
    » W as machst du eigentlich den ganzen Tag hier auf Station, Andreas?«, fragte Alexandra, als sie das Patientenzimmer wieder verlassen hatten. Ihre Augen verdunkelten sich, und ihr Tonfall war scharf. »Du konntest noch keine meiner Fragen beantworten. Kennst du überhaupt einen der Patienten?«
    »Ich arbeite.« Andreas warf Alexandra einen angriffslustigen Blick zu. »Was auch sonst?«
    Linda konnte sehen, wie sich alle Muskeln in Alexandras Körper anspannten, wodurch sie noch größer wirkte. Eine bedrohliche Furche erschien auf ihrer Stirn.
    »Davon merke ich nichts«, zischte sie Andreas an. »Wenn ich heute Nachmittag wiederkomme, um mir die Neuen anzusehen, wird das besser. Verstanden?«
    Andreas stieß hörbar die Luft aus. »Ja«, nuschelte er.
    »Gut, dann weiter.« Alexandra wandte sich Linda zu. Ihr Körper entspannte sich sichtlich, und um ihre Lippen herum konnte Linda sogar den Ansatz eines Lächelns erkennen. »Ist die Histologie von dem Darmtumor, den wir gestern entfernt haben, schon da?«
    Linda schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. Aber ich rufe dich an, sobald sie kommt.«
    »Sehr schön. Danke.«
    Linda entging nicht, wie Andreas, der neben ihr hinter Alexandra herlief, sie nachäffte und stumm ihre Worte wiederholte.
    »Wen haben wir hier noch?«, fragte Alexandra, als sie vor der letzten Zimmertür stehen blieb.
    »Frau Farwig, die Patientin, die wir gleich an der Gallenblase operieren wollen«, gab Linda Auskunft.
    Alexandra nickte. »Okay.« Sie begann Linda einige Fragen zu stellen, die Linda dank ihrer intensiven Vorbereitung vom Vorabend alle problemlos beantworten konnte. »Sehr gut, Linda«, beendete Alexandra schließlich ihre Fragerei. »Dann sehen wir uns gleich im OP. Ich hoffe, da bist du ebenso gut vorbereitet.« Sie legte Linda für einen kurzen Moment die Hand auf den Rücken. Ihre Blicke trafen sich. Das Blut rauschte in Lindas Ohren. Ihr wurde schwindelig. Noch als Alexandra ihre Hand wieder zurückgezogen hatte, konnte Linda ein Brennen an ihrem Rücken spüren.
    »Alte Hexe«, schimpfte Andreas, als Alexandra außer Hörweite war. »Aber du scheinst sie ja ganz toll zu finden.« Er legte den Kopf schief, schlug unschuldig die Augen auf und säuselte affektiert: »Ach, das hast du aber sehr schön gemacht. Toll. Danke.«
    Linda verschränkte die Arme vor der Brust. »Hast du ein Problem?«, fragte sie herausfordernd.
    »Ich nicht, aber du. Das wirst du noch bereuen, dass du dich ihr so vor die Füße wirfst.« Andreas drehte sich um und stampfte davon.
~*~*~*~
    L inda balancierte ihr Essenstablett durch die Kantine, als sie ein bekanntes Gesicht entdeckte. »Hey! Darf ich mich zu dir setzen?«
    »Selbstverständlich.« Karina, eine gute Studienfreundin von Linda, rückte ihren Teller etwas zur Seite
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