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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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los.
    »Ist alles in Ordnung bei dir?«, fragte Karina Linda besorgt. »Du siehst plötzlich so blass aus.« Sie legte eine Hand auf Lindas Arm.
    »Alles bestens. Vielleicht liegt mir die Pizza schwer im Magen«, log Linda. Sie wusste ja selbst nicht, was mit ihr los war. »Wollen wir wieder an die Arbeit?«, wechselte sie rasch das Thema. Sie brauchte Ablenkung. Und die würde sie in dieser Nacht bestimmt zu Genüge bekommen.
~*~*~*~
    N ach ihrem Nachtdienst war Linda todmüde ins Bett gefallen. Dennoch dauerte es eine ganze Weile, bis sie eingeschlafen war. Ihre Gedanken kreisten um die Patienten der letzten Nacht und um das, was sie vielleicht hätte anders machen müssen.
    Dazwischen drängte sich immer wieder Alexandra. Wie sie sie am Morgen mit einem strahlenden Lächeln begrüßt hatte und sich sofort nach ihrer Nacht erkundigt hatte. Sie hatte ihre Hand auf Lindas Arm gelegt und sie einen Moment dort ruhen lassen, während sie Linda tief in die Augen gesehen hatte.
    Das Kribbeln, das dieser Blick und die Berührung in ihrem ganzen Körper entfacht hatten, hatte Linda nicht vergessen können – auch nicht, als sie in ihrem Bett lag. Ganz im Gegenteil: Hier war es nur noch schlimmer geworden. Wie gern hätte sie Alexandra neben sich gehabt, sich an sie geschmiegt. Sie berührt, gestreichelt. Ihren Duft eingeatmet . . .
    Sie hatte sich immer wieder ermahnen müssen, diese Gedanken sofort aus ihrem Kopf zu verbannen. Übermüdete Spinnereien nach einer Nacht ohne Schlaf. Unangemessen.
    Irgendwann war es ihr tatsächlich gelungen, Alexandra für kurze Zeit zu vergessen, und als Linda jetzt auf die Uhr sah, war es bereits vier Uhr nachmittags. Ausgeschlafen fühlte sie sich noch immer nicht, aber sie wusste, dass sie in der Nacht kein Auge zutun würde, wenn sie nicht langsam aufstand.
    Außerdem hatte sie sich vorgenommen, endlich den ersten Entwurf für die Zusammenfassung zu schreiben, die sie für das Poster vorab einreichen mussten. In den letzten Tagen war sie gut vorangekommen, nur etwas Feinschliff fehlte noch. Und dann könnte sie es Alexandra präsentieren.
    Linda seufzte. Es hatte genau eine Minute gedauert, bis sie nach dem Aufwachen das erste Mal an Alexandra gedacht hatte. So konnte es nicht weitergehen. Was war nur in sie gefahren?
    Mit einem starken Kaffee bewaffnet nahm Linda an ihrem Schreibtisch Platz, schaltete ihren Laptop an und öffnete die Datei. Das bisher Geschriebene las sich ganz gut. Linda ergänzte es noch an einigen Stellen und kürzte es an anderen, bis der Text exakt die vorgeschriebene Länge hatte.
    So konnte sie ihn am nächsten Tag Alexandra zeigen.
    Zufrieden lächelnd klappte Linda ihren Laptop wieder zu. Vor dem Hockeytraining hatte sie nun noch genügend Zeit, ihre Eltern anzurufen. Ihr Vater wartete sicherlich schon gespannt auf einen Bericht über ihren ersten Nachtdienst. Sie wollte ihn nicht länger auf die Folter spannen.
    »Hallo, Papa«, begrüßte sie ihren Vater.
    »Linda, schön, dass du dich meldest. Ich habe gerade noch zu deiner Mutter gesagt, dass du bestimmt langsam wieder wach sein müsstest.« Er lachte.
    »Ich habe sogar schon am Schreibtisch gesessen«, trumpfte Linda auf.
    »Am Schreibtisch?« Ihr Vater konnte seine Überraschung nicht verbergen.
    »Ich arbeite gerade an einem Fallbericht.«
    »Oh«, war alles, was Lindas Vater entgegnete. Aber Linda wusste genau, dass er mit dieser Antwort nicht gerechnet hatte.
    Rasch erklärte sie: »Ich werde ein Poster in München präsentieren.«
    »Beim Chirurgie-Kongress?« Ihr Vater schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Das ist ja großartig. Glückwunsch.«
    Linda lächelte. So ein Lob hörte sie von ihrem Vater nur selten. »Vielen Dank.«
    »Mit wem machst du das zusammen? Professor Rosenbusch?«
    »Nein, mit Alexandra.« Linda nahm ein Grummeln in der Leitung wahr, noch bevor sie ergänzte: »Kirchhoff.«
    »Ich weiß, wer Alexandra ist«, kam es patzig von ihrem Vater zur Antwort. »Warum ausgerechnet mit ihr?« Sein Tonfall hatte jeglichen Stolz verloren, er war mit einem Mal schroff.
    Linda unterdrückte ein Seufzen. »Es war unser gemeinsamer Patient. Und sie hat mich gefragt.«
    »Merkst du denn nicht, dass sie dich nur benutzt?«
    Was sollte das nun schon wieder? Unvermittelt wandelte sich Lindas Freude in Ärger, den sie nur mühsam hinunterschluckte. »Freu dich doch, dass ich dieses Poster mache!«
    »Nicht mit ihr.« Die Stimme ihres Vaters klang weiterhin hart. »Halte dich fern von ihr!

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