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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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Alexandra noch einmal an, »dann könnte ich dir . . .«
    »Ach, was für eine Überraschung.« Aus heiterem Himmel war Melanie im Aufenthaltsraum aufgetaucht. »Euch zwei trifft man ja nur noch im Doppelpack an.« Ihr Grinsen war beinahe anzüglich.
    Alexandras Gesichtszüge entglitten für den Bruchteil einer Sekunde. »Was willst du?«, fragte sie kühl.
    »Ich habe noch einige interessante Fotos für dich.« Melanie leckte sich über die Lippen. »Vielleicht möchtest du sie dir noch einmal angucken?«
    »Verschwinde«, forderte Alexandra. »Sonst vergesse ich mich gleich.«
    Melanies Grinsen wurde noch breiter. »Ich liebe es, wenn du so leidenschaftlich wirst.« Sie drehte sich um und verließ erhobenen Hauptes den Aufenthaltsraum.
    Linda verstand nicht, was hier vor sich ging. Aber ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn in diesem Moment betrat die OP-Schwester den Raum. »Frau Doktor Kirchhoff, es kann weitergehen. Der nächste Patient ist bereit.«
    Damit war Lindas Gespräch mit Alexandra wohl beendet. Unvermittelt ergriff eine tiefe Enttäuschung von Linda Besitz. Gern hätte sie noch mehr über Alexandra und ihre Vergangenheit erfahren. Und was hatte Alexandra ihr anbieten wollen?
    Zu dumm, dass diese Melanie immer im entscheidenden Moment aufkreuzen musste.
~*~*~*~
    F ünf Minuten noch. Linda lehnte sich gegen die geschlossene Tür ihres Arztzimmers. Sie fühlte sich noch nicht bereit.
    Aber es half nichts. Gleich musste sie in die Notaufnahme: ihr erster Nachtdienst. Allein der Gedanke daran beschleunigte ihren Herzschlag. Sie war gerade einmal drei Wochen im Berufsleben, und auf einmal sollte sie womöglich Leben retten. Plötzlich hatte sie die Verantwortung, musste schwerwiegende Entscheidungen treffen.
    Auch wenn ihr alle Kollegen gesagt hatten, dass sie sich keine Sorgen machen musste und dass bisher jeder seinen ersten Dienst gut überstanden hatte, blieb die Aufregung.
    Das Klingeln ihres Telefons ließ sie zusammenzucken. Wahrscheinlich der Kollege aus der Notaufnahme, der sie daran erinnern wollte, dass sie ihn nun ablösen musste. Linda fischte ihr Telefon aus ihrer Kitteltasche. Sie atmete tief durch, um sich etwas zu beruhigen.
    Dann starrte sie auf das Display.
    Alexandra.
    Schon diese wenigen Buchstaben reichten aus, dass ihr Herzschlag für einen kurzen Moment aussetzte, ehe er noch wilder raste als zuvor. Mit zitternden Händen nahm sie ab.
    »Hallo, Linda. Ich wollte dir noch alles Gute wünschen.«
    Alexandras sanfter Tonfall ließ Lindas Knie weich werden. Das war der Grund für Alexandras Anruf?
    »Du hast doch heute deinen ersten Dienst, oder?«, fragte Alexandra, als von Linda keine Antwort kam.
    Linda zwang sich, normal zu atmen. »Ja, habe ich.«
    »Du schaffst das schon.« Auch durch die Telefonleitung spürte Linda, dass Alexandra lächelte. »Ich habe selten eine Assistentin kennengelernt, die so schnell so viel gelernt und begriffen hat wie du.«
    »Danke.« In Lindas Magengegend schwirrte es, als flatterten dort tausend Schmetterlinge herum. Ihr wurde ganz heiß.
    »Und wenn etwas sein sollte . . .« Alexandra zögerte einen kleinen Moment. »Du kannst mich jederzeit anrufen.«
    Linda schluckte. »Aber Jochen Gärtner hat doch heute Hintergrund. Oder habt ihr getauscht?«
    »Nein, wir haben nicht getauscht. Aber du darfst mich trotzdem anrufen – also, wenn du ihn nicht . . .« Alexandra brach ab.
    Linda traute ihren Ohren kaum. Hatte sie das gerade richtig verstanden? »Okay«, murmelte sie. »Danke.«
    »Ich wünsch dir jedenfalls viel Glück«, sagte Alexandra. »Und mach dir keine Sorgen. Die Nacht geht schneller vorbei als du denkst.«
    Nachdem Linda aufgelegt hatte, schien sich das Zimmer um sie zu drehen. Erst nach ein paar tiefen Atemzügen hatte sie ihre Sinne wieder beisammen.
    Ob Alexandra das den anderen auch schon einmal angeboten hatte? Unwahrscheinlich – nach allem, was sie gehört hatte. Wie sollte sie sich also Alexandras Verhalten ihr gegenüber erklären? Konnte es sein . . .
    Unsinn. Linda schüttelte energisch den Kopf. Sie musste ihre Gefühle endlich in den Griff bekommen. Natürlich war Alexandra attraktiv und faszinierend und besaß eine unglaubliche Ausstrahlung, aber sie würde ganz sicher niemals Interesse an einer so durchschnittlichen Frau wie Linda haben. Wenn sie überhaupt wirklich Interesse an einer Frau hatte.
    Linda straffte die Schultern: Und sie selbst hatte auch kein Interesse an Alexandra. Es war höchstens

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