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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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Glas – auch wenn an Erfrischung im Augenblick nicht zu denken war. Doch sie war froh, sich an etwas festhalten zu können.
    »Um noch einmal auf das Abstract zurückzukommen . . .« Als sei nichts gewesen, holte Alexandra das zusammengefaltete Blatt Papier aus ihrer Tasche. »Es ist dir wirklich gut gelungen. Schon der erste Entwurf ist fast perfekt. Guck es einfach noch mal durch – die Anmerkungen sollten eigentlich klar sein. Und dann können wir es bald abschicken.« Sie hob ihr Glas und prostete Linda zu. »Auf dein erstes Poster!« Sie nahm einen Schluck, und ihr Gesichtsausdruck wurde fast ein wenig verträumt, als sie hinzufügte: »Ich kann mich noch gut an mein erstes Poster erinnern.«
    Linda strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Gott sei Dank, ihre Körpertemperatur und ihr Puls hatten sich inzwischen wieder normalisiert. Dankbar für das unverfängliche Thema, fragte sie: »Wusstest du schon immer, dass du gern wissenschaftlich arbeiten wolltest?«
    »Eigentlich schon. Für meine Doktorarbeit musste ich einige Experimente im Labor machen. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht.« Alexandra lächelte. »Von da an war es um mich geschehen.«
    »Und lass mich raten: Die Doktorarbeit hattest du schon während des Studiums fertig.«
    Alexandra legte den Kopf ein wenig schief, fast so, als habe Lindas Vermutung sie überrascht. »Das stimmt.«
    »Du warst bestimmt schon dein Leben lang zielstrebig und ehrgeizig«, stellte Linda fest. »Und dann hast du sofort mit der Habilitation begonnen?«
    »Mehr oder weniger. Richtig angefangen habe ich damit erst in München. In Hamburg habe ich mich vor allem auf meine Facharztweiterbildung konzentriert und nur ab und zu an einigen Veröffentlichungen mitgearbeitet.«
    »In welchen Abteilungen bist du neben der Viszeralchirurgie denn noch gewesen?«, fragte Linda weiter. Sie hatte Alexandra noch nie so redselig erlebt und brannte darauf, etwas mehr über sie zu erfahren.
    »Ich war noch in der Gefäß- und Unfallchirurgie. Und . . . und ein Jahr in der Neurochirurgie.« Alexandra verzog das Gesicht, so als sei die Erinnerung daran alles andere als gut.
    Mittlerweile hatte der Kellner auch ihre Vorspeise gebracht.
    Linda probierte einen Löffel ihrer Suppe. »Du hast nicht zu viel versprochen. Ausgezeichnet.«
    »Jedenfalls«, fuhr Alexandra fort, »hat mich Wissenschaft schon immer interessiert und begeistert.« Sie begann ebenfalls zu essen. »Und wie ist das bei dir?«
    Linda zögerte. Die ehrliche Antwort, nämlich dass sie das wissenschaftliche Arbeiten nicht interessierte, war Alexandra gegenüber sicher nicht angemessen. Schließlich entschied sie sich für einen guten Kompromiss. »Ich habe zwar meine Doktorarbeit mittlerweile fertig geschrieben, aber ehrlich gesagt brauchte ich dafür noch die Zeit nach dem Examen. Während des Studiums war ich nicht ganz so strebsam wie du.« Sie seufzte. »Und wäre mein Vater nicht gewesen, der mir unentwegt Druck gemacht hat, wäre die Arbeit wohl noch längst nicht fertig.«
    »Ja«, murmelte Alexandra in ihre Suppe. »Das kann ich mir vorstellen.«
    Linda sah auf. »Dass ich nicht ehrgeizig genug gewesen wäre, sie fertigzubekommen?« Plötzlich war ihr eiskalt. Sie hätte sich doch lieber zurückhalten sollen mit diesen Informationen . . . Was dachte Alexandra jetzt von ihr? Dass sie faul und unfähig war? Vielleicht war sie nicht so perfekt wie Alexandra, aber arbeitsscheu war sie ganz bestimmt nicht.
    Der Löffel fiel ihr aus der Hand und schlug mit einem lauten Klirren gegen den Tellerrand.
    Als habe das Geräusch sie aufgeschreckt, griff Alexandra hastig nach Lindas Händen. »Es tut mir leid. So war das nicht gemeint . . . Das war ein Missverständnis.« Ihr Daumen strich über Lindas Handrücken. »Ich meinte mehr das Verhalten deines Vaters. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich dir das nicht zutraue. Ganz im Gegenteil, deine Arbeit für München hat mir bewiesen, wie gut du bist.«
    »Okay«, murmelte Linda und zog ihre Hände zurück. Unter anderen Umständen hätte diese Berührung in ihr wahre Gewitterstürme ausgelöst, aber jetzt war sie immer noch wie unter Schock und nur wenig besänftigt von Alexandras Worten. Schweigend aß sie ihre Suppe weiter. Hatte Alexandra ihr Lob überhaupt wirklich ernst gemeint, oder war es reine Taktik? Und was sollte diese komische Bemerkung zu ihrem Vater?
    »Hast du eigentlich dein gesamtes Studium in Köln verbracht?«, nahm Alexandra nach

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