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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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Lindas Richtung. Ihre Oberarme berührten sich.
    Linda verschwammen die Buchstaben von den Augen. Sie war sicher, dass sie gleich ohnmächtig werden würde.
    »Dafür sollten wir diese Stelle etwas kürzen.« Alexandra verstärkte den Druck ihres Armes. »Was meinst du?«
    Ihre Haare kitzelten Lindas Wange. Die Haut an Lindas Arm schien in Flammen zu stehen, und das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie konnte Alexandras Stimme nur wie durch Watte wahrnehmen, doch der Inhalt ihrer Worte drang kaum bis in ihr Bewusstsein vor. Schwach nickte sie.
    »Hallo?«
    Eine Hand wedelte vor Lindas Augen herum. Sie schreckte auf.
    »Ich habe das Gefühl, du hörst mir gar nicht richtig zu.«
    Linda war sich sicher, dass ihr Gesicht die Farbe einer überreifen Tomate annahm. »Ich . . . äh . . . ich . . .«, stammelte sie. Ihr Hirn schien funktionsunfähig – ihr fiel einfach keine vernünftige Ausrede ein. Was war nur los mit ihr?
    »Du hast Hunger?«, riet Alexandra lachend. »Und dann geht es dir genauso wie mir, dass du dich auf gar nichts mehr konzentrieren kannst? Kann ich gut verstehen, ich verhungere nämlich auch gleich.«
    Erneut brachte Linda nur ein Nicken zustande. Essen war in diesem Moment das Letzte, woran sie dachte, aber sie konnte wohl kaum die Wahrheit sagen . . .
    Hatte Alexandra denn nichts gespürt?
    »Was hältst du davon, wenn wir eine Kleinigkeit essen gehen und dabei die letzten Details besprechen?«, schlug Alexandra vor und hob fragend eine Augenbraue.
    Linda schluckte. »Wir beide?«
    »Natürlich. Wer denn sonst? Ist ja schon so spät, dass kein anderer mehr hier ist.« Alexandra zwinkerte ihr zu. »Ganz in der Nähe ist ein sehr guter Thailänder. Den kann ich nur empfehlen . . . Wenn du es scharf magst.« Sie suchte Lindas Blick und hielt ihn fest.
    »Äh . . . ja . . .«, stotterte Linda. »Scharf ist gut.«
    »Schön. Dann zieh dich schnell um, und wir treffen uns in fünf Minuten am Haupteingang. Von dort können wir laufen.«
    Kurze Zeit später saßen sie sich in dem kleinen Restaurant gegenüber. Linda hatte keine Ahnung, wie sie den Weg neben Alexandra unbeschadet überstanden hatte. Eine anregende Gesprächspartnerin war sie nicht gewesen; mehr als ein paar zusammenhanglose Brocken waren ihr nicht über die Lippen gekommen.
    Alexandras Gegenwart hatte sie nervös gemacht, sie konnte es nicht leugnen. Und diese Wirkung hielt auch jetzt noch an. In Alexandras Nähe schien Lindas Verstand sich einfach auszuschalten. Aber es lag nicht nur an ihr selbst. Irgendetwas ging von Alexandra aus, das Linda nicht einordnen konnte.
    Der Kellner brachte ihnen die Speisekarte und zündete die Kerze an. Das Kerzenlicht spiegelte sich in Alexandras Augen wider und ließ sie noch tiefer, noch wärmer erscheinen.
    »Darf ich dir etwas empfehlen?«, fragte Alexandra und schob die Karte ungeöffnet zur Seite.
    »Gern.« Schon der erste Blick in die Speisekarte hatte Linda überfordert. Die Auswahl war viel zu groß.
    »Die Garnelensuppe mit Kokosmilch ist köstlich. Und als Hauptgericht würde ich das Hühnchen in rotem Curry nehmen. Aber vorsichtig, das ist wirklich scharf.«
    Linda nickte. »Ich vertraue dir.« Auch sie legte die Karte beiseite, das Zeichen für den Kellner, ihre Bestellung aufzunehmen.
    »Das gleiche wie immer?«, fragte der junge Mann.
    »Ja, bitte«, sagte Alexandra. »Und für meine Begleitung auch.«
    »Sehr wohl.« Der Kellner notierte etwas und zog sich zurück.
    »Du bist hier wohl Stammgast.« Linda lachte, nun gar nicht mehr nervös. Der Tisch zwischen ihnen schuf eine gewisse Distanz, in der sie sich entspannen konnte.
    Alexandra zuckte mit den Schultern. »Es liegt sehr günstig auf meinem Nachhauseweg, und ich bin keine gute Köchin. Außerdem kann man nicht jeden Tag das Essen aus unserer Kantine ertragen.«
    »Da hast du wohl recht«, pflichtete Linda bei. »Nach nicht mal einem Monat habe ich schon das Gefühl, mindestens drei Kilo zugenommen zu haben.«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen.« Alexandras Blick glitt an Linda herab. »Außerdem hast du eine tolle Figur. Sehr schlank und sportlich. Da würden ein paar Gramm mehr überhaupt nicht auffallen. Und wenn doch . . .« Sie hielt kurz inne. »Das würde dir bestimmt auch sehr gut stehen.«
    Linda wurde heiß. Konnte sie ihren Ohren trauen? Aber die Notwendigkeit einer Erwiderung wurde ihr abgenommen, denn in diesem Moment brachte der Kellner ihre Getränke. Lindas Finger umschlossen das kühle

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