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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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Stunden waren Linda immerhin noch geblieben.
    Wenn auch allein.
    Alexandra hatte sich an diesem Abend mit ehemaligen Kollegen zu einem Essen getroffen. Networking, wie sie sagte. Ein notwendiges Übel hatte sie die Veranstaltung genannt und kurz angedeutet, dass sie den Abend lieber mit Linda verbracht hätte.
    Oder hatte sich Linda das nur eingebildet? War es einmal mehr eine ihrer albernen Phantasien gewesen?
    Das Licht ihrer Nachttischlampe spiegelte sich in dem riesigen Flachbildfernseher. Wer brauchte so ein Riesenteil in einem Hotelzimmer?
    Schon bei der Ankunft in dem erstklassigen Hotel hatte sich Linda von dem ganzen Luxus schier erschlagen gefühlt. Auf ihren Protest hin, dass sie die Übernachtungen in diesem Hotel unmöglich annehmen konnte, hatte Alexandra nur gelacht und ihr gesagt, sie solle sich mal keine Sorgen über das Finanzielle machen. Die Klinik oder andere Sponsoren würden das schon übernehmen. Linda hatte sich damit abgefunden, und ein wenig genoss sie das Ambiente inzwischen auch.
    Nach dem Einchecken hatte Linda sich auf den Weg zum Kongress begeben, um ihre Unterlagen abzuholen und sich ein erstes Bild zu machen. Dabei hätte sie die Zeit viel lieber mit Alexandra verbracht. Etwas mit ihr unternommen, sich von ihr München zeigen lassen.
    Was Alexandra wohl in diesem Moment machte?
    Lindas Blick schweifte zum Wecker. Es war genau elf Uhr.
    Eigentlich war Linda nach dem langen Tag sehr müde. Doch nun wälzte sie sich schon eine Viertelstunde schlaflos in dem riesigen Kingsize-Bett umher. Es war viel zu groß für Linda allein.
    Und nur für einen winzigen Moment erlaubte Linda sich den Traum, mit jemandem das Bett zu teilen, jemand, der nur ein Zimmer weiter wahrscheinlich selig schlief und nichts von ihren Gedanken ahnte.
    Ein angenehmer Schauer durchlief ihren Körper, sorgte für eine Gänsehaut, obwohl Linda nicht fror. Ganz im Gegenteil. Sie spürte eine Hitze in sich, die unmöglich nur von der Bettdecke kommen konnte.
    Rein theoretisch könnte sie Alexandra anrufen. Ihr Herz schlug schneller bei diesem Gedanken. Alexandra hatte Linda ihre Handynummer gegeben. Für Notfälle.
    Galt eine einsame Nacht ohne Schlaf in einem Hotelzimmer als Notfall? Zählte es, Sehnsucht nach Alexandra zu haben?
    Linda raufte sich die Haare. Jetzt musste sie vollkommen übergeschnappt sein.
    Alexandra, Alexandra, Alexandra. Immer nur Alexandra. Was war bloß los mit Linda?
    Alexandra war ihre Oberärztin. Punkt. Sie arbeiteten zusammen, verbrachten unweigerlich viel Zeit miteinander. Das war alles. Das musste alles sein.
    Es war nicht zu übersehen, dass Alexandra eine sehr reizvolle Frau war. Aber trotz allem blieb sie Lindas Vorgesetzte.
    Nein, sie sehnte sich nicht nach Alexandra. Unmöglich. Ihr Gehirn spielte ihr einen Streich. Sie sehnte sich einfach nach einer Partnerin, danach, nicht immer allein in ihrem Bett zu liegen.
    Linda umklammerte ihr Kopfkissen. Das Thema war erledigt. Natürlich würde sie Alexandra nicht anrufen. Alexandra würde sie auslachen, für verrückt erklären, und das zu Recht.
    Linda versuchte krampfhaft, ihre Gedanken auf etwas anderes zu richten.
    Nur an Schlaf war weiterhin nicht zu denken.
~*~*~*~
    A lexandra schloss die Tür ihres Hotelzimmers auf und streifte ihre Pumps ab. Ihre Füße schmerzten. Es war ein langer Tag gewesen.
    Und nun war es bereits elf Uhr. Zeit, schlafen zu gehen. Schließlich würde auch der morgige Tag anstrengend werden.
    Alexandra hängte ihren Blazer über einen Stuhl.
    Sie war froh, wieder zurück zu sein. Es war zwar interessant gewesen, von ihren ehemaligen Kollegen zu hören, wie sich deren Karrieren entwickelt hatten, mit welchen Stolpersteinen sie zu kämpfen hatten. Aber eigentlich hätte Alexandra den Abend viel lieber mit Linda verbracht. Mit Linda fühlte sie sich unbeschwert, konnte ein Stückchen mehr sie selbst sein.
    Alexandra öffnete ihren Zopf. Die Haare fielen auf ihre Schultern.
    Es war tatsächlich so. Die Erkenntnis traf Alexandra mit ungeahnter Wucht. Sie musste sich auf den Stuhl stützen. Bei Linda brauchte sie sich nicht zu verstellen.
    Hatte sie jemals einen anderen Menschen getroffen, bei dem sie dieses Gefühl gehabt hatte?
    Alexandra spürte eine plötzliche Enge in ihrer Kehle. Sie öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse und fächelte sich Luft zu.
    Linda war etwas ganz Besonderes. Und Alexandra war froh, dass sie mit Linda zusammenarbeiten durfte. Sie verstanden sich ausgezeichnet, etwas, das sie nur von sehr

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