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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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wenigen ihrer Assistenzärzte behaupten konnte. Linda könnte fast so etwas sein wie eine gute Freundin.
    Ob sie noch wach war? Alexandra könnte bei ihr anklopfen, immerhin bewohnte sie das Zimmer direkt neben ihr.
    Doch wahrscheinlich schlief Linda schon.
    Und was sollte Alexandra ihr sagen? Welchen Grund gab es, am späten Abend vor ihrer Zimmertür zu stehen? Absolut gar keinen.
    Lächerlich, schalt sich Alexandra.
    Sie ging ins Bad. Eine kalte Dusche würde ihr helfen, wieder klare Gedanken zu fassen.
    Doch ihre Hoffnung erfüllte sich nicht. Auch als sie endlich im Bett lag, spukte Linda durch ihr Hirn, war durch nichts zu vertreiben.
    Das war alles nicht mehr normal.
~*~*~*~
    E igentlich hatte Linda keinen Appetit, als sie sich am nächsten Morgen auf den Weg zum Frühstückssaal machte. Heute war der Tag ihres Vortrags.
    Sie war viel zu früh aufgewacht. In Gedanken war sie immer wieder ihren Text durchgegangen, hatte sich jeden einzelnen Satz zurechtgelegt. Auch wenn es nur ein Postervortrag vor wahrscheinlich nicht mal zwanzig Zuhörern war, wollte sie ihre Sache doch gut machen.
    Und wenn sie dabei nicht zusammenbrechen wollte, musste sie nun etwas essen. Eine Tasse Kaffee konnte auch nicht schaden.
    Einem Spitzenklassehotel wie dem Kempinski angemessen duftete es herrlich nach Rührei, gebratenem Speck und frischen Waffeln, als Linda den Frühstückssaal betrat. Das Knurren ihres Magens signalisierte ihr, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Sie sah sich in dem riesigen Raum um. Viele Tische waren bereits besetzt; fast alle Gäste trugen Anzüge oder Kostüme. Linda hatte sich an diesem Morgen ebenfalls für seriöse Kleidung entschieden. Zu einer dunklen Stoffhose trug sie eine hellblaue Bluse, die ihrer Figur durchaus schmeichelte, wie sie fand.
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. »Wollen wir zusammen frühstücken?«
    Linda brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wem diese samtige Stimme mit dem dunklen Timbre gehörte. Augenblicklich beschleunigte sich ihr Puls. »Gern.«
    »Dann lass uns mal das Büfett inspizieren.« Alexandra trat neben sie. Linda musste den Kopf etwas anheben, um ihr in die Augen schauen zu können.
    »Gute Idee.«
    Wenig später saßen sie sich an einem kleinen Tisch etwas abseits gegenüber. Linda war beinahe überfordert gewesen von der großen Auswahl. Zwar hatte sie auch mit ihren Eltern meistens in irgendwelchen Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels Urlaub gemacht, aber ganz allein hatte sie sich das noch nie gegönnt. Genau genommen war sie ja auch jetzt nicht allein.
    »Guten Appetit«, wünschte Alexandra ihr.
    »Dir auch.« Linda verlor sich für einen Moment in Alexandras strahlenden Augen. Es waren genau diese Blicke, die sie in der vergangenen Nacht bis in ihre Träume verfolgt hatten.
    Alexandras Ausdruck wechselte zu leichter Besorgnis. »Geht es dir nicht gut?«
    »Doch, mir geht es bestens.«
    »Möchtest du nicht essen?«
    Linda stocherte in ihrem Rührei. »Ich bin nur etwas aufgeregt.« Gut, dass es einen plausiblen Grund für ihre Unruhe gab. »Ich habe noch nie so einen Vortrag gehalten und weiß gar nicht, ob mein Konzept okay ist. Ob ich das Richtige sage.«
    Alexandra lächelte aufmunternd und pikste ein Stückchen Ananas auf ihre Gabel. »Ich bin sicher, dass es gut laufen wird. Aber was hältst du davon, wenn wir deinen Vortrag gleich noch einmal üben?«
    Der Gedanke, vor Alexandra ihren Vortrag zu üben, verursachte ein unbehagliches Ziehen in Lindas Magen. Trotzdem nickte sie. »Gut.« Sie leerte ihre Kaffeetasse.
    »Dann lass uns auf dein Zimmer gehen, wenn du fertig bist.«
    Linda verschluckte sich heftig und musste husten. »Mmmh«, nuschelte sie.
    Machte Alexandra das absichtlich? Spielte sie mit ihr? Provozierte sie Linda? Oder konnte es sein, dass sie sich ihrer Wirkung auf Linda gar nicht bewusst war? Linda seufzte. Egal, wie es war – es war eine Einbahnstraße, in die sie niemals abbiegen durfte, auch wenn sie auf dem besten Weg war.
    Vielleicht hatte sie auch schon längst die falsche Abzweigung genommen.
    Lindas Zimmertür sprang sofort auf, als sie ihre Karte durch den Schlitz zog. Alexandra stand nur wenige Zentimeter hinter ihr; Linda konnte ihre Wärme an ihrem Rücken spüren. Sie holte einmal tief Luft und zwang sich, gleichmäßig zu atmen. »Komm rein.«
    Insgeheim verfluchte sie sich, dass sie am Morgen nicht noch etwas aufgeräumt hatte. Möglichst unauffällig schob sie mit dem Fuß ihre Jeans vom Vortag

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