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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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zur Seite, die sie unachtsam auf den Boden hatte fallen lassen.
    Alexandra setzte sich auf einen der beiden Stühle. »Am besten, du stellst dich dort hin.« Sie zeigte auf eine freie Wand.
    »Soll ich das Poster auspacken?«, fragte Linda.
    »Ich denke, wir kennen es beide gut genug, um es uns einfach vorstellen zu können.«
    Linda stellte sich an die vorgeschlagene Stelle. Ihre Finger wurden feucht. Es ist nur eine Probe, ermahnte sie sich. Kein Grund, nervös zu sein.
    »Du solltest auf jeden Fall links von deinem Poster stehen«, riet Alexandra ihr, »dann kannst du besser die Graphiken demonstrieren, ohne alles andere mit dem Rest deines Körpers zu versperren.«
    Linda nickte. Sie kämpfte tapfer gegen den Kloß in ihrem Hals an – und gewann. Flüssig und fehlerfrei ratterte sie ihren Vortrag herunter.
    Als sie geendet hatte, klatschte Alexandra ein paarmal in die Hände. »Das war schon ganz gut. Auf ein paar Details solltest du aber noch achten.« Sie erhob sich und kam auf Linda zu. »Zum einen musst du unbedingt langsamer reden und etwas akzentuierter – nicht deinen Text wie auswendig gelernt einfach herunterleiern. Außerdem könntest du deine Körperhaltung noch etwas perfektionieren.« Mittlerweile stand Alexandra dicht vor ihr. Sie legte einen Finger unter Lindas Kinn. »Halt den Kopf aufrecht. Und guck nach vorn ins Publikum«, flüsterte sie. Ihre Lippen waren neben Lindas Ohr.
    Lindas Haut schien in Flammen zu stehen.
    »Und halte deinen Rücken gerade.« Nun stellte Alexandra sich hinter sie. Ihre Hände drückten gegen ihre Wirbelsäule, so dass Linda gezwungen war, sich aufzurichten.
    Ihre Körper harmonierten perfekt miteinander. Linda hielt den Atem an. Sie spürte das dringende Bedürfnis, sich dieser Berührung hinzugeben, unter Alexandras Händen zu zerfließen . . .
    Und plötzlich ließ sich die Erkenntnis nicht länger unterdrücken. Ihre Reaktionen auf Alexandra konnten nur eins bedeuten. Es war lange her, dass sie ähnliche Gefühle schon einmal gehabt hatte, wenn auch deutlich weniger intensiv.
    Linda zitterte ein wenig. Es war das erste Mal, dass sie diesen Gedanken wirklich zuließ und ihn nicht von vornherein leugnete. Aber es war sinnlos, es länger abzustreiten.
    Sie hatte sich verliebt. In Alexandra.
    Alexandras Hand ruhte noch immer auf Lindas Rücken. Es dauerte schon viel zu lang, um noch als zufällig, als unbedeutend zu gelten. »Du wirst einen sehr guten Vortrag halten«, sagte Alexandra, und Linda spürte den Hauch ihres Atems an ihrem Ohr. »Und wenn du einige meiner Tipps beherzigst, kann nichts schiefgehen.« Ihre Finger fuhren über Lindas Wirbelsäule und hinterließen ein kaum zu ertragendes Prickeln.
    Ja, es gab keinen Zweifel. Linda hatte sich tatsächlich verliebt. In ihre Oberärztin. Ein Umstand, der ihre Nervosität nicht im Geringsten minderte.
    Abrupt löste sich Alexandra von ihr. »Treffen wir uns unten in der Lobby? In einer Viertelstunde? Dann können wir zusammen fahren.« Ohne einen weiteren Blick auf Linda verließ sie das Zimmer.
    In Lindas Kopf drehte sich alles. Sie schwankte und musste sich an die Wand lehnen, sonst hätten ihre Knie nachgegeben.
    Das konnte ja heiter werden.

~*~*~*~
    L inda sah auf ihre Armbanduhr. Noch fünf Minuten, dann begann die Posterpräsentation. Zusammen mit den vierzehn anderen, die in ihrer Gruppe ein Poster vorstellen würden, stand sie da und wartete. Nacheinander würde jeder sein Poster in einem kurzen Vortrag den Interessierten erklären.
    Von Alexandra fehlte noch jede Spur. Sie hatte Linda versprochen, dass sie sich bemühen würde, dabei zu sein und sie moralisch zu unterstützen. Aber sie hatte selbst einen Vortrag, vor einem deutlich größeren Publikum. Sehr viel wichtiger als eines der vielen Poster, die bei diesem Kongress eher dem wissenschaftlichen Nachwuchs zur Präsentation interessanter Fälle oder erster Forschungsergebnisse dienten.
    Der Vorsitzende der Posterführung trat zu der kleinen Gruppe und begrüßte alle Teilnehmer und Zuhörer.
    Linda trat von einem Fuß auf den anderen. Ihr Poster kam an fünfter Stelle. Sie hatte also noch etwas Zeit und die Möglichkeit, zunächst ein paar andere Präsentationen zu verfolgen. Vielleicht konnte sie sich noch das ein oder andere abgucken.
    Dann war es so weit. Der Vorsitzende nickte Linda freundlich zu. »Als Nächstes darf ich Frau Willer nach vorn bitten.«
    Die Aufregung wuchs. Noch einmal zupfte Linda ihre Bluse zurecht. Sie stellte sich

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