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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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links neben ihr Poster, genau so, wie sie es mit Alexandra besprochen hatte. Ihr Blick schweifte durch die Zuschauerreihen, suchte nach Alexandra. Aber sie konnte ihre Oberärztin nicht entdecken. Es stach in ihrer Brust. Sie hatte es also nicht geschafft.
    Doch es half nichts, dann musste sie den Vortrag eben allein halten. Sie atmete einmal tief durch. »Guten Tag«, setzte sie an. In diesem Moment bemerkte sie, wie Alexandra schnellen Schrittes auf die Gruppe zugelaufen kam. Sie lächelte Linda aufmunternd zu, als sie sich zu den anderen stellte, und Linda erwiderte das Lächeln. Den Rest der Zuhörer nahm sie kaum mehr war. Es gab nur noch Alexandra.
    Souverän hielt Linda ihren Vortrag. Sie achtete auf ihre Haltung und darauf, dass sie langsam und deutlich sprach. Immer wieder suchte sie Alexandras Blick und fand ihr unterstützendes Lächeln. Ab und zu nickte Alexandra bestätigend und vermittelte Linda so die nötige Sicherheit.
    »Haben Sie noch Fragen?«, schloss Linda ihre Präsentation ab.
    Zwei der Zuhörer stellten noch eine Nachfrage, doch auch darauf konnte Linda problemlos antworten.
    »Vielen Dank. Dann hören wir als Nächstes Herrn Kessler«, setzte der Vorsitzende die Führung fort.
    Linda spürte, wie die Anspannung langsam von ihr abfiel und einem Gefühl der Zufriedenheit wich. Es war nicht schlecht gelaufen.
    Die anderen gingen ein paar Schritte weiter, um dem nächsten Vortragenden zu lauschen. Nur Alexandra und Linda waren an ihrem Poster zurückgeblieben.
    Alexandra umarmte Linda überschwänglich. »Das war super. Du hast das richtig gut gemacht. Herzlichen Glückwunsch.«
    Die Glückshormone rauschten förmlich durch Lindas Körper. Sie konnte nicht sagen, ob es an dem gelungenen Vortrag lag oder an Alexandras Umarmung. »Dankeschön.« Sie strahlte über das ganze Gesicht.
    Alexandra ließ sie wieder los. »Tut mir leid, dass ich fast zu spät gekommen wäre. Aber es gab noch einige Fragen, und ich konnte nicht so schnell aus dem Sitzungssaal fliehen, wie ich es mir gewünscht hatte.«
    »Aber du hast es ja noch geschafft.«
    Alexandra grinste. »Gerade noch.«
    Linda erwiderte ihr Grinsen mit einem Anflug von Bedauern: »Ich fürchte, ich sollte mir nun noch die restlichen Vorträge anhören.«
    Alexandra nickte. »Es wäre zumindest höflich. Ich muss ohnehin schon wieder weiter. Aber wir treffen uns später noch.«
    Linda schaute ihr einige Sekunden hinterher und stellte einmal mehr fest, wie umwerfend Alexandra aussah. Keine andere Frau in ihrer Nähe war nur annähernd so attraktiv wie sie.
    Dann wandte Linda sich wieder der Posterpräsentation zu. Doch vom Rest bekam sie wenig mit. Ihre Gedanken waren wieder einmal nur mit einem Thema beschäftigt.
~*~*~*~
    A lexandra öffnete die schwere Tür zum Sitzungssaal. Die Reihen waren bereits gut gefüllt, und der erste Redner hatte seinen Platz auf der Bühne eingenommen.
    Wie immer war es weiter vorn deutlich leerer, so dass Alexandra nichts anderes übrig blieb, als sich in der dritten Reihe niederzulassen – nur wenige Plätze von ihrem Chef entfernt. Sie nickte Professor Rosenbusch kurz zu, ehe sie sich in den bequemen Polsterstuhl fallen ließ.
    Sechzig Minuten Zeitverschwendung. Sie seufzte frustriert. Wäre nicht Jochen Gärtner einer der Referenten gewesen, hätte Alexandra viel lieber Linda durch den Rest der Posterführung begleitet. Aber so musste sie die Chance nutzen, ihren Konkurrenten und seine wissenschaftlichen Ansätze zu begutachten. Nur wer seine Feinde in- und auswendig kannte, konnte effektiv gegen sie vorgehen. Davon war Alexandra überzeugt.
    Zunächst hielt jedoch jemand anders seinen Vortrag. Das Thema interessierte Alexandra nicht sonderlich. Trotzdem holte sie ihren Tablet-PC aus ihrer Tasche, um sich gegebenenfalls Notizen zu machen, und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Die Stimme des Redners war monoton, beinahe einschläfernd. Alexandra ärgerte sich darüber. Sie hätte doch noch ein paar Minuten bei Linda bleiben sollen.
    Mit Linda war alles so viel angenehmer. Wenn sie mit ihr zusammen war, hatte sie tatsächlich so etwas wie Spaß, war viel entspannter als gewöhnlich. Kein Zweifel, sie genoss Lindas Gegenwart.
    Alexandra faltete die Hände. Etwas wie eine Ahnung stieg in ihr auf.
    Konnte es etwa sein . . .?
    Sie befahl sich energisch, diesen Gedanken nicht zu Ende zu denken.
    Natürlich nicht. Linda war eine hervorragende Mitarbeiterin, sie verstand etwas von ihrem Beruf. Alexandra konnte sich

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