Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
Vom Netzwerk:
Abfuhr, aber zu ihrer Überraschung folgte Alexandra der Aufforderung und setzte sich neben sie aufs Bett.
    Linda legte den Arm um sie, und Alexandra schmiegte sich an ihre Schulter. Sanft streichelte Linda über ihren Rücken. Nur ganz langsam lockerten sich Alexandras Muskeln unter den zärtlichen Berührungen.
    Einige Minuten saßen sie einfach schweigend nebeneinander.
    Dann stieß Alexandra kräftig die Luft aus. »Du musst denken, dass ich verrückt bin.« Sie straffte den Oberkörper und stand wieder auf.
    »Natürlich denke ich das nicht.« Linda lächelte Alexandra zu. Aber der kurze Moment der Schwäche war verflogen; Alexandras Gesichtszüge waren schon wieder undurchsichtig.
    Sie nahm Unterwäsche und eine Hose aus dem Kleiderschrank. »Vergiss am besten, was gerade passiert ist«, sagte sie dabei. »Ich gehe duschen. Wo du alles fürs Frühstück findest, weißt du ja.« Ihr Tonfall hatte etwas von der Kühle angenommen, die Linda auch gestern Morgen entgegengeschlagen war.
    Kopfschüttelnd sah Linda ihr nach, wie sie im Bad verschwand. Alexandra war und blieb rätselhaft. Für einen kurzen Augenblick hatte Linda gedacht, eine andere Seite an ihrer sonst so selbstbewussten und starken Oberärztin kennengelernt zu haben, aber Alexandra schien das nicht zulassen zu wollen. Oder zu können.
    Fürs Erste musste sich Linda damit begnügen. Also widmete sie sich dem Frühstück.
~*~*~*~
    D as kalte Wasser prasselte auf Alexandra nieder. Wieder einmal war sie geflohen. Vor Linda. Vor ihren Gefühlen. Sie versuchte Lindas enttäuschten Blick zu vergessen, aber es wollte ihr nicht gelingen.
    Warum ertrug sie diese Nähe nicht? Es fühlte sich doch gut an, wenn sie Linda in ihre Arme schloss. Jedes Mal. Linda gab ihr absolut keinen Anlass zu Misstrauen.
    Eine Gänsehaut überzog ihren Körper, als sie sich das Shampoo aus den Haaren wusch.
    Selbst in der Zeit mit Melanie hatte sie immer darauf geachtet, am nächsten Morgen allein aufzuwachen. Sie brauchte ihre Ruhe. Zumindest hatte sie sich das immer eingeredet. Diese Zweisamkeit beim Aufwachen, das war nichts für sie, es engte sie ein.
    Aber ganz offensichtlich verletzte sie Linda durch ihr Verhalten. Und das war das Letzte, was sie wollte. Sie könnte es sich nicht verzeihen, Linda wehzutun.
    Alexandra stellte das Wasser ab und griff nach ihrem Handtuch.
    Auf der Arbeit, wann immer sie allein in ihrem Büro war, vermisste sie Linda. Doch in ihren eigenen vier Wänden fühlte sie sich auf eine unerklärliche Art und Weise bedrängt, wenn Linda bei ihr war – ein Gefühl, das sie nicht einfach abschütteln konnte.
    Wie lange würde Linda ihre Launen mitmachen, dieses Hin und Her? Lange war das niemandem zuzumuten. Alexandra würde es Linda nicht verübeln können, wenn sie einen Schlussstrich zog.
    Sie spürte einen scharfen Stich in ihrem Herzen.
    Nein, so weit durfte es nicht kommen. Sie musste lernen, Nähe und Intimität zuzulassen. Dauerhaft. Das musste doch möglich sein.
    Wenn sie Linda nicht verlieren wollte, dann musste sie an sich arbeiten. Und zum ersten Mal in ihrem Leben um jemand anderen kämpfen, nicht für sich selbst und ihre eigenen Ziele.
    Sie zog sich an und föhnte sich die Haare. Dann atmete sie einmal tief durch und gesellte sich zu Linda zum Frühstücken.
~*~*~*~
    » A ch, Alexandra!« Jochen Gärtner blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen, als sie gerade aus dem Frühbesprechungsraum kam, und versperrte ihr den Weg.
    Bereits beim Anblick seines arroganten Lächelns hätte Alexandra am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht. »Was willst du?«, war alles, was sie kühl entgegnete. Sie hatte absolut keine Lust auf Diskussionen oder Sticheleien auf dem Flur. Ihrer Meinung nach war zwischen ihnen alles gesagt.
    »Wie läuft es bei dir so?«, fragte Jochen.
    »Seit wann interessiert dich das denn?« Alexandra verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Du solltest die letzten ruhigen Wochen noch genießen«, erklärte Jochen. »Bevor . . .« Sein scheinheiliges Grinsen wurde noch breiter.
    Alexandra verdrehte die Augen. »Bevor was?« Eigentlich war es ihr vollkommen egal, worauf Jochen anspielte. Aber sie kam nicht an ihm vorbei, also musste sie sein idiotisches Spiel wohl oder übel mitspielen.
    »Bevor ich dein neuer Vorgesetzter werde.« Triumphierend sah Jochen Alexandra an.
    Sein Selbstbewusstsein war wirklich unglaublich. Alexandra entfuhr ein spöttisches Lachen. »Du?«
    Er nickte bekräftigend. »Du solltest dir nicht so sicher

Weitere Kostenlose Bücher