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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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sein, dass die Wahl auf dich fällt.«
    »Fragt sich, wer hier nicht so sicher sein sollte.« Alexandra war zunehmend genervt. Das hier war reine Zeitverschwendung. Aber sie durfte sich nicht provozieren und zu einer herablassenden Bemerkung hinreißen lassen, das wäre unprofessionell.
    Jochen fixierte sie. »Ich werde um diesen Posten kämpfen. Und wenn ich um etwas kämpfe, bekomme ich es auch.« Drohend hob er einen Zeigefinger: »Du solltest dich lieber da raushalten.«
    »Das ist doch lächerlich. Das werde ich ganz sicher nicht.« Alexandra funkelte ihn an.
    »Wie du meinst. Aber du wirst es bereuen.«
    Alexandra seufzte. Bemüht sachlich sagte sie: »Niemand wird dich für den besseren Chirurgen und Wissenschaftler halten. Dir fehlen einfach zu viele Qualifikationen für diesen Posten.«
    Doch Jochen ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Du bist auch keine Heilige.« Er grinste breit.
    Wut ballte sich in Alexandras Bauch. Jochen hatte einen wunden Punkt getroffen.
    Aber da war noch etwas anderes, ein bedrohliches Funkeln in Jochens Augen, etwas, das seiner Arroganz neuen Auftrieb zu geben schien. Lauernd fragte Alexandra: »Was willst du damit sagen?«
    »Dass ich mehr über dich weiß als dir lieb ist.« Jochen beugte sich noch näher zu ihr und zischte: »Melanie.«
    Für einen Moment hatte Alexandra das Gefühl, alles Blut weiche aus ihrem Gesicht. Ihre Kehle wurde trocken. Vor ihren Augen flimmerte es.
    Sie biss sich kräftig auf die Unterlippe. Hoffentlich hatte Jochen nichts von ihrer Reaktion mitbekommen. Konnte es wirklich sein, dass Melanie ihre Drohung wahrmachte und sich mit Jochen gegen sie verbündete? Die Antwort war beunruhigend eindeutig. Natürlich konnte es. Dafür kannte sie Melanie gut genug.
    Und leider wusste sie auch, dass Melanie ihr wirklich schaden konnte.
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?« Jochens Stimme triefte vor Überheblichkeit.
    Alexandras Augen verengten sich zu Schlitzen. »Damit wirst du nicht durchkommen.« Jochen sollte bloß nicht glauben, dass seine Drohung ihr Angst machte. Ihre tiefe Verunsicherung durfte er auf keinen Fall bemerken.
~*~*~*~
    A uch wenn erst wenige Stunden vergangen waren, in denen Linda Alexandra nicht gesehen hatte, spürte sie schon wieder eine gewisse Sehnsucht. Außerdem hatten sie noch nicht ausgemacht, wann sie sich das nächste Mal sehen würden. Privat. Ohne den Trubel auf der Station.
    Aus diesem Grund hatte Linda beschlossen, Alexandra einen Besuch in ihrem Büro abzustatten. Natürlich würde sie ihr nicht den wahren Grund dafür nennen können. Je nach Alexandras Stimmung konnte das nach hinten losgehen. Aber irgendeine Ausrede würde ihr schon noch einfallen.
    Schon auf dem Weg zu Alexandras Zimmer löste der Gedanke daran, sie gleich wiederzusehen, heftiges Herzklopfen aus. Ein ganzer Schmetterlingsschwarm wirbelte in Lindas Magen herum. Absurd. Aber Linda konnte sich nicht dagegen wehren – wollte es genau genommen auch gar nicht.
    Sie bog um die Ecke, hinter der Alexandras Büro lag.
    Plötzlich öffnete sich schwungvoll die Tür. Nur knapp verfehlte sie Linda.
    Melanie stampfte aus dem Zimmer, ohne sich umzusehen, und schmiss die Tür ins Schloss. Sie rannte geradewegs in Linda, die keine Chance hatte, rechtzeitig auszuweichen.
    »Du schon wieder«, zischte Melanie. Sie trug ihren Kittel über dem Arm, und ihre Bluse war mindestens einen Knopf zu weit geöffnet. Ihr Blick durchbohrte Linda förmlich. Ehe Linda etwas erwidern konnte, stürmte sie davon.
    Was war das denn nun schon wieder gewesen? Es sah ja fast aus . . .
    Linda schüttelte den Kopf. Unsinn. Das konnte doch nicht sein. Oder etwa doch?
    Die Schmetterlinge waren verschwunden. Statt dessen lastete ein dumpfer Druck auf Lindas Magen. Sie musste sich fast überwinden, an Alexandras Tür zu klopfen.
    »Was?«, schallte es ihr unfreundlich entgegen.
    Für eine Sekunde wäre Linda am liebsten umgedreht und weggegangen. Aber jetzt stand sie nun einmal hier. Sie drückte die Klinke hinunter und trat ein.
    »Linda.« An Alexandras Gesicht war nicht abzulesen, ob sie sich freute, Linda zu sehen. »Setz dich doch.«
    Linda wollte um den Schreibtisch herumgehen, um Alexandra einen Kuss zu geben.
    Aber die machte eine ablehnende Handbewegung. »Nicht . . .« Sie wandte sich ab.
    »Aber wir sind doch ungestört.«
    »Trotzdem«, blieb Alexandra hart. Sie rückte einen Stuhl zurecht, so dass Linda Platz nehmen

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