Mit jedem Herzschlag (German Edition)
und er hörte nicht, wie sie näher kam.
Nachdem er nun keine Hose mehr trug, konnte sie die Schussverletzung gut erkennen. Die Kugel hatte ihn seitlich am Oberschenkel getroffen, gerade unterhalb des Saums seiner Boxershorts. Er konnte von Glück sagen, dass keine Arterie verletzt worden war. Die Wunde blutete immer noch leicht. Oder vielleicht hatte sie auch wieder zu bluten angefangen, als er eingedrungene Stofffetzen herausholen wollte. Ein hellrotes Rinnsal schlängelte sich an seinem Bein hinab.
Still beobachtete sie, wie er einen Waschlappen aus dem Spülbecken fischte und ihn auswrang. Mit Blut vermischtes Wasser tropfte heraus. Felipe schwankte leicht, griff hastig nach dem Rand der Spüle, schloss die Augen und holte gleichmäßig Luft.
„Setz dich besser hin“, meinte Carrie. „Ich mach das.“
Er öffnete die Augen und drehte sich zu ihr um. „Ah, du bist fertig mit Duschen.“
„Setz dich hin“, wiederholte sie, nahm ihm den Waschlappen aus der Hand und spülte ihn gründlich aus.
Felipe rührte sich nicht. Er stand einfach nur da, Zentimeter von ihr entfernt. So nah, dass sie seine Körperwärme spüren konnte.
„Also“, sagte sie, drehte das Wasser ab und wrang den Lappen aus. „Was in aller Welt hat dich dazu getrieben, Detective bei der Sitte zu werden? Ich nehme jedenfalls an, dass du bei der Sitte bist, oder? Organisiertes Verbrechen fällt in deren Zuständigkeit, nicht wahr?“
Sie schaute ihm ruhig in die warmen braunen Augen. Er erwiderte ihren Blick, prüfend, fragend. Dann lächelte er. Es war ein echtes Lächeln trotz seiner Schmerzen. Es ließ seine Gesichtszüge weicher werden und ihn viel jünger wirken.
Er ist so jung, schoss es Carrie durch den Kopf. Wahrscheinlich ist er nicht viel älter als ich. Sie war fünfundzwanzig, er höchstens sechs- oder siebenundzwanzig.
„Du glaubst mir.“ Das war eine Feststellung, aber in seinen Augen entdeckte sie jede Menge Fragen.
„Gott steh mir bei. Ich glaube, ich fange an, dir zu glauben, aber …“ Sie schüttelte den Kopf, wich der hypnotisierenden Hitze seines Blickes aus und wandte sich wieder der Spüle zu.
„Aber was?“ Er berührte sie, legte ganz sachte eine Hand auf ihre Schulter. „Du willst mich etwas fragen? Ich sage dir alles, was du wissen willst, wenn ich kann.“
Carrie zog sich ein Stück zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre eigene Reaktion auf seine Berührung erschreckte sie. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass jemand mich umbringen will“, erklärte sie. „Ich habe diesen Muskelmann – du weißt schon, Tommy Walsh – ja nicht einmal richtig gesehen.“ Erneut schüttelte sie den Kopf. „Vermutlich könnte ich ihn bei einer Gegenüberstellung gar nicht identifizieren.“
„Vermutlich. Aber vermutlich ist nicht gut genug für Tommy. Er würde sogar einen blinden Zeugen umbringen – für den unwahrscheinlichen Fall, dass der sein Eau de Cologne wahrgenommen hat. Versprich mir etwas, Caroline.“
Sie schaute ihn an und verlor sich ein weiteres Mal in der Intensität seines Blicks.
„Versprich mir, dass du Rafe – oder irgendjemand anders hier – nach Tommy Walsh fragen wirst. Bitte, geh nicht fort von hier, bevor du weißt, was man sich über ihn erzählt. Versprich mir, dass du nicht abhaust.“
Carrie schluckte. Er war so ernst, so angespannt. Seine Haare klebten ihm schweißnass im Gesicht, und er sah sie eindringlichund beinah beschwörend mit seinen dunklen Augen an.
„Versprich mir das“, wiederholte er flüsternd.
Sie nickte, ohne sich selbst darüber im Klaren zu sein, ob sie es auch so meinte oder nicht. „In Ordnung.“
Aber er glaubte ihr offenbar. Vor Erleichterung entspannte er sich – und sackte in sich zusammen. Rasch trat sie neben ihn und stützte ihn.
„Komm schon, du solltest dich wirklich hinsetzen“, forderte sie ihn auf.
„Ein Teil meines Problems“, meinte Felipe kleinlaut, „besteht darin, dass die Kugel an einer besonders ungünstigen Stelle steckt und ich nicht richtig sitzen kann.“
Das stimmte natürlich. Schließlich hatte er immer noch eine Kugel im Bein. Es gab eine Einschuss-, aber keine Austrittswunde, und das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut, zumal er sich weigerte, ein Krankenhaus aufzusuchen. Carrie half ihm zu einem der Küchenstühle.
Er fluchte leise auf Spanisch. Die wenigen Schritte mussten ihm höllische Schmerzen bereitet haben. Carrie kniete sich neben ihn.
„Die Kugel muss raus“, stellte
Weitere Kostenlose Bücher