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Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Titel: Mit jedem Herzschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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wirkten flach, kalt und ausdruckslos.
    Er hielt sich nicht damit auf, seinen Bruder zu begrüßen, sondern betrat einfach das mit Linoleum ausgelegte Wartezimmer. Die zwei anderen Männer, die die Tür geöffnet hatten, blieben leicht hinter ihm stehen. Der eine war fast so breit wie hoch, und sein Bugs-Bunny- T-Shirt spannte über seinem Bauch. Der andere war noch fast ein Kind. Er schien kaum achtzehn Jahre alt zu sein.
    Rafe rührte sich nicht, ja er blinzelte nicht einmal. Er starrte Felipe nur an, der neben Carrie auf der harten Bank an der Wand saß.
    „Ja“, sagte Felipe. „Du siehst richtig, Mann. Ich bin es.“
    Rafe musterte ihn, registrierte die Blutflecken und den notdürftig angelegten Verband an seinem Bein. Er ließ seinen Blick kurz zu Carrie hinüberschweifen. Dann sprach er leise, aber in schnellem Spanisch.
    „Nicht auf Spanisch, bitte“, unterbrach Felipe ihn. „Sie versteht dich sonst nicht.“
    „Das passt zu dir: eine Gringa als Freundin.“ Rafes Stimme war rauer, schroffer als Felipes. „Unsere Leute sind dir wohl nicht gut genug, kleiner Bruder.“
    „Für mich sind alle Menschen meine Leute“, gab Felipe knapp zurück. „Außerdem ist sie nicht meine Freundin. Ich habe sie in Schutzhaft genommen.“
    „Hat sie auch einen Namen?“, fragte Rafe und schaute wieder hinüber zu Carrie.
    Sein Gesicht hatte eine ähnliche Form wie Felipes. Aber weiler älter oder vielleicht weil er dünner war, wirkten seine Wangenknochen eckig, und seine Nase war scharf geschnitten. Er sah gefährlich aus, wie ein Wolf oder ein Kampfhund.
    „Sie hat einen Namen“, erwiderte Felipe freundlich, „aber den brauchst du nicht zu erfahren. Je weniger Menschen ihren Namen kennen, desto weniger können erzählen, dass sie hier gewesen ist, nicht wahr?“
    Carrie schaute von einem zum anderen. „Hört mal, Jungs: Sie mag es nicht, wenn andere über sie reden, als wäre sie gar nicht da.“
    Rafe sagte etwas auf Spanisch zu Felipe.
    Der schüttelte den Kopf. „Stopp“, sagte er leise.
    Daraufhin wandte Rafe sich an Carrie. „Auch wenn du nicht zu unseren Leuten gehörst, habe ich meinen kleinen Bruder auf deine offensichtlichen körperlichen Eigenschaften hingewiesen“, erklärte er. „Manchmal vergisst er über seinem Supermann-Gehabe, dass er es mit Menschen aus Fleisch und Blut zu tun hat.“
    Carrie blickte Felipe an, aber der sah auf den Boden. Obwohl die Klimaanlage in diesem Haus arbeitete, schwitzte er immer noch. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung, doch die Kiefermuskeln waren angespannt. Carrie konnte nicht feststellen, ob das eine Reaktion auf die harten Worte seines Bruders war oder ob ihn seine Schusswunde so sehr schmerzte.
    Als könnte er ihren Blick spüren, schaute Felipe auf. Traurigkeit lag in seinen Augen. Er versuchte sich an einem Lächeln – und scheiterte kläglich.
    „Ich glaube nicht, dass ich ihn schon mal mit so langem Haar gesehen habe“, fuhr Rafe fort. „Normalerweise trägt er es viel kürzer, weißt du? Und ich bin ganz sicher, dass ich ihn noch nie ohne Jackett und mit zerrissener Hose gesehen habe. Was ist los mit meinem kleinen Bruder? Verdeckte Ermittlungen?“
    „Keine Ahnung.“ Carrie stand auf. „Ich möchte jetzt gehen.“ Sie reckte das Kinn vor und starrte direkt in Rafes seltsam leblose Augen.
    Felipe griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. Natürlich entging Rafe diese Geste nicht.
    „Aber du bist in Schutzhaft, richtig?“, meinte er. „Vielleicht hältst du das nicht für nötig? Ach ja, Felipe – der weiß ja immer, was für alle anderen das Beste ist. Felipe hat immer recht. Außer …“ Rafe musterte kurz den Verband an Felipes Bein, danach die blutgetränkten Überreste seines Smokings. „Vielleicht hat er diesmal ein bisschen zu sehr recht gehabt, hmm? Und vielleicht gefällt es irgendeinem Typen mit ’ner Knarre nicht, unrecht zu haben. War das jemand, den ich kenne, Kleiner? Vielleicht eins unserer Geschwister? Vielleicht hast du kürzlich einen von ihnen verraten, so wie du mich verraten hast, hmm?“
    Das tat weh. Obwohl Felipe keine Miene verzog, verkrampften sich seine Finger um ihr Handgelenk. Carrie wusste, dass Rafes sarkastische Bemerkungen ihn hart trafen.
    Trotzdem klang seine Stimme gleichmütig, als er antwortete: „Du kennst den Mann nicht, der mich angeschossen hat. Aber du hast vermutlich von ihm gehört.“
    Rafe lachte, ein Lachen ohne jeden Funken von Humor. „Mir fällt mindestens ein halbes Dutzend Männer ein,

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