Mit jedem Herzschlag (German Edition)
erstarrt.“
„Obwohl du solche Angst vor ihnen hast, steigst du trotzdem zu ihnen ins Becken?“
„Ich vertraue dir“, gab Felipe zurück und sah ihr tief in die Augen.
Die Haare klebten ihr klatschnass am Kopf, und Wassertropfen hingen in ihren Wimpern. Sie sah so schön aus, so zierlich, so klein und zerbrechlich. Das war sie auch alles. Und zugleich war sie die zäheste und entschlossenste Kämpferin, der er jemals begegnet war. Heute Abend hätte er schon zweimal aufgegeben. Natürlich nur, um Caroline das Leben zu retten und ihr eine Chance zu geben, davonzukommen. Aber sie gab nicht auf. Sie würde nie aufgeben.
Und jetzt war er hier, im Becken der Schwertwale. Intensiver als jemals zuvor betete er in aller Stille dafür, dass sie es irgendwie doch schaffen würden.
Caroline hatte ihre Arme um ihn geschlungen und hielt ihn an der Wasseroberfläche. Denn obwohl er sich an der Beckenwand festhielt, zogen seine vollgesogenen Kleider, die Stiefel und der Rucksack ihn ständig hinab.
Felipe spürte die Muskeln in ihren Armen. Sie war unglaublichstark. Auch wenn sie klein war: Sie besaß ganz schön viel Kraft.
Jetzt beugte sie sich vor, um ihn zu küssen. Ihre Lippen, ihre Nase, ihr Gesicht waren kalt, aber ihr Mund war warm. Er schloss die Augen, verlor sich in ihrer Süße.
Aber dann löste sie sich von ihm, und er hörte Schritte auf dem Steg über ihnen.
Caroline bedeutete ihm, tief einzuatmen und sich unter die Wasseroberfläche sinken zu lassen. Als er die Wand losließ, sank er sofort bis zum Beckenboden. Sie griff nach seinen Händen, und der Auftrieb ihres Körpers zog ihn ein wenig höher.
Mit den Haaren, die wie ein goldener Schleier im Wasser trieben, sah sie wirklich aus wie eine Meerjungfrau. Eine Meerjungfrau im Overall. Sie lächelte ihn an. In diesem Moment liebte er sie so sehr, dass er hätte weinen können.
Te amo , hatte sie gesagt. Ich liebe dich auch.
Irgendwie hatte sie herausgefunden, was die spanischen Worte bedeuteten. Irgendwie hatte er sich verraten.
Seine Lungen begannen zu brennen, aber immer noch blieben Caroline und er unter Wasser. Er löste den Blick von ihr und schaute nach oben. Auf dem Laufsteg bewegten sich Schatten, die er so gerade eben durch die Ritzen zwischen den Planken erkennen konnte. Und sie bewegten sich fort von ihnen.
Auch Caroline sah hinauf. Dann schaute sie ihn wieder an, nickte und deutete mit dem Kopf nach oben. Sie half ihm beim Auftauchen, und ganz leise durchbrachen sie die Wasseroberfläche.
Felipe konnte Captain Swicks Stimme hören und ebenso die von Chief Earley. Er erkannte außerdem Captain Patterson und ein paar Detectives vom Vierten Bezirk.
Dann gesellte sich eine neue Stimme dazu: Jim Keegan.
„Die Hunde haben draußen vorm Zaun eine neue Spur aufgenommen, südlich vom Park“, sagte Jim. „Wir gehen davon aus, dass sie auf den Zaun geklettert sind und so den Parkumrundet haben. Dadurch konnten die Hunde sie nicht aufspüren.“
Swick fluchte ausgiebig und heftig.
„Deswegen haben wir zunächst ihre Spur verloren“, fuhr Jim fort. „Aber der Hundeführer meint, dass er sie wiedergefunden hat. Wir haben hier eine Menge Zeit verloren, Sir. Sie haben jetzt einen mächtigen Vorsprung. Sollten wir uns nicht beeilen?“
„In Ordnung“, gab Swick zurück. „Suchen wir weiter in südlicher Richtung. Alle raus hier.“
Damit entfernten sich die Stimmen.
Felipe drehte sich um. Caroline sah ihn mit großen Augen an und flüsterte: „Jemand hat absichtlich die Hunde in die Irre geführt.“
„Jim Keegan“, erwiderte Felipe. „Diego. Er hat das für mich getan.“
„Er muss wirklich an dich glauben“, sagte Caroline leise.
Jims Loyalität war keine Überraschung für ihn. Immerhin waren sie seit Jahren Freunde. Caroline dagegen war noch vor wenigen Tagen bereit gewesen, ihm wegzulaufen und das Schlimmste von ihm anzunehmen. Aber jetzt war sie nicht nur bereit, ihm zu helfen und dabei ihr Leben zu riskieren. Sie vertraute ihm sogar so sehr, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Das war beflügelnd – und erschreckend zugleich.
Sie liebte ihn.
Das reichte, um ihm das Gefühl zu geben, dass ihm die ganze Welt gehörte. Wenn er denn in einer Welt gelebt hätte, die jemandem gehören konnte. Aber er tat es nicht. Es war umgekehrt. Er gehörte seiner Welt, seinem Leben, er war ihr Gefangener.
Caroline liebte ihn, aber er konnte ihr nichts dafür geben. Nichts außer Kummer und Leid.
Felipe hörte, wie die Polizisten den
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