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Mit Jockl nach Santiago

Mit Jockl nach Santiago

Titel: Mit Jockl nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fürböck
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ihrem eigenen Feuer dahinschmelzen wie ein Stück Schokolade in der Sonne. Bei jedem noch so kurzen Stopp, fühlen wir den Pegel unseres körpereigenen Flüssigkeitshaushaltes augenblicklich sinken, wie ablaufendes Wasser einer Badewanne. Und während wir den einzigen Schatten weit und breit mit Füßen treten, steckt einem die trockene Hitze wie ein halber Knebel im Mund - so muß Wüste sein!? In Abständen von empfundenen Ewigkeiten platzen zu Satzfragmenten verschmorte Gedanken aus uns heraus - nichts von Bedeutung, als daß sie nur das Stadium unseres vermeintlichen »Verreckens« verdeutlichen sollen - spröde Töne, auf die keinerlei Reaktionen folgen und die irgendwann in einem ergebenen Aufseufzen endgültig verstummen. Nur weiterfahren, immerzu weiter, nur runter vom Grillrost!
    Ab dem Portillo-Paß, der östlichen Grenze des Naturschutzgebietes der Bardenas, begrünt sich das Land allmählich, doch die Hitze bleibt. Apathisch und ausgelaugt rollen wir in die Ebene hinunter und legen an einem Kanal eine Pause ein. Allein der Anblick dieses klaren, zügig dahinfließenden Wassers macht mich rasend high. Ich muß dieses Naß spüren, unbedingt! Und zwar sofort! Und während mich Wolfgang an den Füßen hält, tauche ich schon kopfüber meine Arme bis zu den Schultern ins Wasser. Wau! Nichts kann sich im Moment mit dieser seligmachenden Wonne messen. Spanien, ich liebe dich, du Hüterin dieses erquickenden Quells. Oje! - Ein bedenklicher Fall von Sonnenstich!
    Bis Ejea de los Caballeros, unserem nächsten geplanten Aufenthalt, verflüchtigen sich Liebe und Erquickung gleichermaßen schnell, so daß bei Ankunft in der Stadt der Brunnen am Kirchplatz bereits wieder mehr Anziehungskraft besitzt, als die romanische Wehrkirche El Salvador; ein ungewöhnlicher, eigenwilliger Bau mit zinnenbekröntem Turm und kleinen Wachtürmen. Waren wir zuerst froh, unsere schweißnassen Hintern endlich von den Sitzen lüften zu können, so wenden wir uns bald wieder unserem Jockl zu, denn ohne Fahrtwind ist’s einfach kaum ein Aushalten.
    Nach einem einstündigen, hitzebedingten Koma entlang des Río Arba erwachen wir erst wieder in der Ortschaft Erla, einem unbeschriebenen Flecken mit der ungekünstelten Schönheit eines natürlich gewachsenen Dorfes rund um eine festungsartige Wehrkirche. Ihre von der Abendsonne vergoldeten Mauern strahlen in die schattige Enge der Dorfstraße, und es scheint, als lockte sie damit die Bewohner zum abendlichen Kirchgang aus ihren Behausungen. Wie meist, stellen sich Frauen zur Lobpreisung Gottes ein, wohlfrisiert und -gekleidet und einem kurzen Tratsch vor der Kirchenpforte nicht abgeneigt. Uns gibt das die Möglichkeit zu einem Besuch in der wenige Minuten zuvor noch versperrten Kirche, die, wie fast erwartet, zu den noch unentdeckten Kostbarkeiten der spanischen Provinz gehört. Sofort sind Müdigkeit und Lethargie vergessen, und wir fühlen uns fit und interessiert genug eine Runde durch das Dorf zu drehen.
    Hoch über Erla, in der Sierra de Luna, möglichst weit weg vom Río Arba und seinen stechenden Flugverbänden starten wir unsere letztlich auch erfolgreiche Lagerplatzsuche. Versteckt hinter Fels und Busch mit grenzenlosem Blick nach drei Himmelsrichtungen, geben wir uns einem spektakulären Sonnenuntergang hin. Aaah, diese überwältigende Romantik - manchmal muß man sich ihr einfach überlassen.
     
    Die Sierra de Luna erwacht, als der Mond schlafen geht und Zikadengezirpe und Vogelstimmen den endlosen Raum um unser Zelt zu füllen beginnen. Unter einem zärtlichen Lüftchen erzittern dünne Halme und Gräser und ein Schwärm gelb-blau-grünfarbener Bienenfresser schwirrt geräuschvoll über uns hinweg, hinunter in die Ebene. Was für ein selten gutes Plätzchen, das wir jetzt nur ungerne verlassen. Doch verdanken wir unserem frühen Start eine zweistündige Fahrt bei noch halbwegs akzeptablen Temperaturen.
    Auf kurviger Straße bestreiten wir die 30 Kilometer nach Ayerbe und treffen nach knapp zwei Drittel der Strecke auf den Río Gallego, zugleich Grenze zwischen den Provinzen Zaragoza und Huesca. Im Norden rücken neue Bergketten näher: die Sierra de Sahnas und die Sierra de Loarre. Bei letzterer kann ein ortskundiges, scharfgezoomtes Auge auf halber Höhe einen hellen Fleck ausmachen: die Burg Loarre, ein spanisches Traumcastillo. Doch noch trennen uns Stunden davon, darunter ein Aufenthalt in Ayerbe. Dort wird die landesweite Maria Himmelfahrt-Feiertagsflaute erst richtig

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