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Mit Jockl nach Santiago

Mit Jockl nach Santiago

Titel: Mit Jockl nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fürböck
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nochmals kräftig von Eguisheim vor, das wir auf unserer Rückreise durch das Elsaß unbedingt besuchen sollten. Das haben wir ohnedies vor, doch nach ihrem überschwenglichen Lob für diesen Ort umso lieber.
    So viel Zeit muß sein, um in Dole einen Abschiedsbummel zu unternehmen. Danach sind wir endgültig zum Bekenntnis bereit, daß wir uns neu in die Stadt verliebt haben, zwar mit einigen Abstrichen, dafür wahrscheinlich eine Spur beständiger als beim ersten Mal. Nach Dole erwartet uns eine 24 Kilometer lange Fahrt entlang des weitläufigen Foret-de-Chaux nach Arc-et-Senans. Der Wald haucht seinen pilzmodrigen Odem in das sonnenbeschienene Loue-Tal; unsichtbar schwebend, kitzeln feinste Spinnfäden unsere Gesichter, und der Tag schickt sich an, dem altweibernen Sommer in Wärme, Duft und Farben alle Ehre zu machen. Große Bauernhöfe stehen zu kleinen Dörfern zusammen, die als wenige Orte am Weg mit ihren Gärten im letzten Feuer herbstlicher Blütenpracht für Abwechslung sorgen. Eine Katze tigert geduckt unter Büschen hindurch und huscht bei unserem Näherkommen hinter die nächste Staude in Deckung. Hühner mit daunigen Puschlbürzeln kratzen in Obstgärten herum oder schütteln und rütteln sich in sonnigen Sandkuhlen zurecht, daß die Staubwolken nur so aufwirbeln.
    Dieser prosaischen Ländlichkeit entzieht sich am Rande von Arc-et-Senans ein Gebäudekomplex der Extraklasse: die Königlichen Salinen von Arc-et-Senans. Architekt dieses halbrealisierten Traumes: Claude-Nicolas Ledoux. Nach seinem Leitmotiv, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden, entstanden hier im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts zwischen den beiden Dörfern Are und Senans die neuen Produktionsstätten der Königlichen Salinen. Nachdem eine Erweiterung der Salzgewinnung in Salins-les-Bains, 17 Kilometer südöstlich von Arc-et-Senans aus Platz- und Holzmangel unmöglich schien, entschied man sich für einen neuen Standort auf weiter Fläche und in unmittelbarer Nähe eines ergiebigen Holzdepots, des Waldes von Chaux. Mit seinen rund 20.000 Hektar Eichen und Buchen bot er die beste Voraussetzung für einen neuen Betrieb dieser Größenordung. Durch eine spezielle unterirdische Fichtenholzkanalisation gelangte die Sole von den Salzquellen in Salins nach Arc-et-Senans, wo sie auf einen höheren Salzgehalt graduiert, anschließend in den Siedehäusern verdampft und die zurückgebliebene kristalline Salzmasse für den Verkauf vorbereitet wurde. Dieser Produktionsprozeß sowie das ganze geschäftliche Drumherum, inklusive der Salinen-Arbeiter und ihrer Unterkünfte, sah Ledoux als eine in sich geschlossene Einheit und als eine solche auch die Königlichen Salinen. Sein komplexer Plan beruht auf einer kreisförmigen Anordnung von Werkstätten, Handwerker- und Arbeiterwohnungen; im Zentrum ein repräsentatives Direktionsgebäude mit zwei Siedehäusem links und rechts davon auf der Mittelachse. Außerhalb dieses Kreises sollte ein völlig neues Dorf entstehen, Ville-de-Chaux genannt. Letztes blieb leider nur Ledoux’ Traum, auch der zweite Werkstätten-Halbkreis wurde nie verwirklicht. Doch was von diesem Plan das Licht der Welt erblickte, reicht aus, um Ledoux’ Genialität zu erahnen, ohne andere seiner architektonischen Schöpfungen zu kennen. Nie käme man auf den Gedanken, daß es sich bei diesem harmonischen, ästhetischen und in einem geradezu königlichen Stil gehaltenen Halbrund um eine schlichte Salzfabrik handelt. Jedes der Gebäude gleicht in Ausmaßen und Herrschaftlichkeit einem kleinen Gutshof mit erhöhtem Mittelbau zwischen zwei Seitenflügeln; im Mittelpunkt das fürstliche Direktionsgebäude mit dorischer Säulenfassade und den langen Siedehäusem als optische Seitentrakte. Nicolas Ledoux’ Werk hat viele Bewunderer gefunden; Bücher wurden darüber geschrieben und seine Ideen als vorbildlich gepriesen. Gretchenfrage: Wie halten es die Nachfolger seiner Zunft mit der Ästhetik? Daß ein Gebäude möglichst funktionell und kostengünstig sein soll, brauchte doch ein gewisses Maß an Gefälligkeit nicht auszuschließen. Aber heute darf sich jeder Schnösel kreativ nennen, dem es gelingt, aus drei Nasenpopeln einen zu machen. Bedauerlicherweise kennzeichnet das gänzliche Fehlen von Kreativität, die auf einer Wechselwirkung von Harmonie und Spannung beruht, die Architektur unserer Tage. Laienhaft ausgedrückt, ist sie einfach nicht mehr zum Anschauen. Und eine Architektur, die nicht mehr zum Anschauen reizt, ist

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