Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Kurs auf Thule

Mit Kurs auf Thule

Titel: Mit Kurs auf Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten A. Seaver
Vom Netzwerk:
zum Kaplan von König Magnus Hákonsson ernannt habe. Magnus hatte auch einen Brief von einem anderen grönländischen Priester, Halldor, erhalten, der berichtete, einige Menschen seien weiter als je zuvor in den Norden Grönlands vorgestoßen und hätten Anzeichen von Skraelingern gesehen, seien aber nicht auf diese selbst gestoßen. Eine andere Expedition, von grönländischen Geistlichen ausgesandt, war angeblich noch weiter nach Norden vorgedrungen, um sich umzusehen, und sei sogar an Land gegangen, bevor sie nach Gardar zurückgekehrt sei. 31
    Daraus ergeben sich drei Fragen: Wollte Halldor, dass sein Priesterkollege Arnold diesen Bericht König Magnus überbrachte, weil die Expeditionen in den Norden von der Krone angeregt worden waren? Besteht eine Verbindung zwischen dieser Geschichte und der Erzählung in »Hákonar Saga Hákonarsonar« |115| über die drei Norweger, die im Herbst 1264 nach vier Jahren wieder aus Grönland zurückkehrten? Und schließlich, angenommen, dass die Berichte über diese beiden Expeditionen auf Tatsachen beruhten, hatte Bischof Olaf da seine Hände mit im Spiel?
    Ziemlich wahrscheinlich waren die Grönländer der Ansicht, dass sie dem norwegischen König in ihrem eigenen Land nichts schuldig waren, und der Bischof in Gardar konnte kaum gegen die Bauern vorgehen, die für seinen Lebensunterhalt sorgten. Dennoch ist die Aussage der Saga, dass die Grönländer sich einverstanden erklärten, dem norwegischen König Kompensation für in ihrem eigenen Land verübte Morde zu entrichten, als Beleg dafür gedeutet worden, dass die Grönländer sich König Hákon völlig unterwarfen. In diesem Fall wäre es verständlich, dass Bischof Olaf, bevor er von König Hákons Tod im Jahr 1263 erfuhr, nach Norwegen ging, um sich für seine tätige Mithilfe bei der Unterwerfung der Grönländer unter den Willen der Krone belohnen zu lassen. Wie oben aber schon angedeutet, lässt Olafs langer Aufenthalt in Nidaros vermuten, dass er auf dieser Reise nach Norwegen vor allem einen Bischofssitz näher an der Heimat erlangen wollte. Er wusste zumindest, dass die Ernennung von Bischöfen und Erzbischöfen vom König bestätigt werden musste. 32

Ívar Bárdssons Mission
    Aufgeweckte grönländische Bauern und Händler wussten natürlich, wie schwierig es für die Behörden war, Steuern jedweder Art auf ihrer Insel einzuziehen, und daher verwundert es kaum, dass sich im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts, während Bischof Arni in Gardar residierte, in norwegischen Aufzeichnungen keine weiteren Importe aus Grönland für Zehnte und Steuern finden. In den norwegischen Zehntlisten von 1333 ist Gardar nicht aufgeführt, und 1340 beklagte sich der Bergener Bischof bei König Magnus darüber, dass |120| die Leute, die aus dem »Westen« nach Norwegen kamen, ihre Steuern nur direkt an die Krone bezahlten, nicht an den mit der Einziehung der Steuern betrauten Repräsentanten des Königs, der jetzt der Bischof selbst war. In Bergen residierte damals Bischof Hákon Erlingsson, ein eifriger Diener der Krone, der dennoch seine eigenen Interessen nicht vernachlässigte. Er kam bald auf eine Lösung für dieses Problem. Schon im nächsten Jahr schickte er den Priester Ívar Bárdsson als seinen
officialis
oder Ombudsmann für finanzielle Belange nach Gardar. Das Amt als solches gab es in Norwegen seit 1290, und jetzt, sechzig Jahre später, brauchte man es schießlich auch in Grönland offenbar dringend. 42 Ívar segelte 1341 nach Grönland, mit einem lateinischen Brief, in dem der Bischof von Bergen jeden bat, den Priester zu unterstützen, der seinem Auftrag in Grönland im Namen des Bischofs wie auch der Kirche im Allgemeinen nachgehe.
    Dieser Versuch, den Zugriff Bergens zu stärken, ist einerseits ein weiterer Hinweis darauf, dass die Grönländer sich dagegen sperrten, Zehnten und Steuern zu bezahlen, und andererseits ein Beispiel dafür, dass die Grenze zwischen königlichen und kirchlichen Finanzen in Norwegen immer stärker verwischte, denn Ívar kam als der Ombudsmann des Bischofs von Bergen auch in dessen Eigenschaft als königlicher Steuereintreiber nach Gardar. Ívars »Beschreibung Grönlands« nannte zwei königliche Höfe in der Ostsiedlung – Foss ( »Wasserfall«) und Thiødhijllestad ( »Thjodhilds Stätte«) – deutete aber keine Beziehung zwischen diesen beiden Anwesen und einem königlichen Ombudsmann in Grönland an. 43 Die beiden Dokumente, die einen königlichen Ombudsmann für Grönland

Weitere Kostenlose Bücher