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Mit Kurs auf Thule

Mit Kurs auf Thule

Titel: Mit Kurs auf Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten A. Seaver
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und richtete eine Petition an König Sigurd »Jerusalemfahrer«. Um die norwegische Obrigkeit zu schmieren und sie davon zu überzeugen, dass die Grönländer einen Bischof unterhalten konnten, nahm Einar der Saga zufolge reichlich Walrosszähne und Häute sowie einen lebenden Eisbären mit – und König Sigurd zeigte sich gewogen. 13

Grönland wird Bistumssitz
    Einar Sokkison bekam seinen Bischof im Jahr 1124, einen norwegischen Geistlichen namens Arnold, der in der dänischen Provinz Lund geweiht worden war. Norwegen erhielt erst 1152 eine eigene Erzdiözese, als der aus England stammende päpstliche Legat Kardinal Brekespeare Jón von Nidaros zum Erzbischof weihte. Bischof Arnold und Einar fuhren dann nach Island, wo sie den Winter 1125/1126 verbrachten. Die isländischen Annalisten vermerkten, dass beim isländischen Althing in jenem Jahr drei Bischöfe anwesend waren. Zweifellos genossen der frisch gebackene Bischof von Grönland und der Sohn des Häuptlings in Brattahlid die Gesellschaft der führenden Isländer. Arnold bekleidete das Bischofsamt in Grönland nach seiner Ankunft im Jahr 1126, bis er um 1150 |106| von Bischof Jón
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abgelöst wurde und nach Norwegen zurückkehrte. Dort wartete schon die nächste Aufgabe auf ihn, denn 1152 wurde er Bischof von Hamar. 14
    Mit Bischof Arnolds Ankunft in Grönland wurde Gardar zum Bischofssitz, doch sollte dies nicht als eine tatsächliche Besitzübertragung des gesamten Hofes gedeutet werden. Vielmehr sah der Eigentümer von Gardar vielleicht in dem Prestige als Gastgeber des neuen Bischofs genügend Ausgleich dafür, dass er ihm einen Teil seines Hofes als eine Art Mikro-Vatikan übereignete – eine Interpretation, die auch in das archäologische Bild passt. Etwa fünfzig Ruinen aus der nordischen Zeit liegen verstreut auf der Ebene von Gardar, aber sie sind nicht unbedingt alle zur selben Zeit in Benutzung gewesen, und man hat auch noch nicht feststellen können, welche Bauten nach der Ankunft des Bischofs entstanden und welche Funktion jedes Gebäude hatte. Zu den heute auffälligsten Ruinen in Gardar zählen die Überreste der direkt mit dem Bischofssitz verbundenen Bauten einschließlich des Wohnhauses des Bischofs, einer langen Vorratsscheune, eines Stalls mit Platz für mehrere hundert Tiere und mehrerer kleinerer Wirtschaftsgebäude. Zu sehen sind auch die Reste eines weitläufigen Bewässerungssystems, das von aufgestauten Seen in den Hügeln über der Ebene gespeist wurde. Die natürliche Quelle, die den Brunnen der Bischöfe versorgte, ist auch heute noch in Betrieb.
    Den Mittelpunkt des Bischofssitzes bildete eine kreuzförmige Kathedrale, die dem hl. Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer, geweiht war. Ihre Fundamente sind noch heute zu sehen, doch die Mauerreste, die man mit bloßem Auge erkennen kann, gehören nicht zu der Kirche, in der Arnold seine Gottesdienste hielt. Die archäologische Deutung der Stätte geht heute dahin, dass die kreuzförmige Kirche, deren Grundriss noch heute zu erkennen ist, eine aus dem 13. Jahrhundert stammende Erweiterung einer romanischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert war. Der dänische Archäologe Mogens Skaaning Høegsberg, Autor einer ebenso einleuchtenden wie verständlichen Darstellung dieser komplizierten Zusammenhänge, ist der Ansicht, dass die kreuzförmige Kirche später womöglich auch verkleinert wurde, um dem Verfall Einhalt zu gebieten oder der neuesten Architekturmode zu folgen. 15
    Niemand kennt den Namen des Besitzers des Gardar-Hofes, weder 1126 noch später, doch war er wahrscheinlich direkt oder über einige Ecken verwandt mit dem ersten Siedler Einar, der mit Eirik dem Roten gekommen war und dessen Sohn später Freydis Eiriksdóttir heiratete. Der Hof muss gut in Schuss gewesen sein, denn er blieb einer der vier Haupthandelszentren der Ostsiedlung, wozu offenbar die Zehntabgaben nicht unwesentlich beitrugen. |107| Allerdings wurde etwa die große Festhalle ebenso spät errichtet wie die in Herjolfsness und Hvalsey, also erst nach dem Tod des letzten ansässigen Bischofs im Jahr 1377 oder 1378.
    Bischof Arnold war eine äußerst hartnäckiger, selbstbewusst auftretender Mensch und verfügte über eine ausgeprägte persönliche Autorität, die er noch steigerte, indem er die guten Verbindungen zu lokalen Machthabern wie Einar Sokkason und seinem Vater in Brattahlid und vermutlich auch zum Bauern in Gardar beibehielt. Zudem legte er großen Wert auf Geld und spielte eine Hauptrolle im

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