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Mit Kurs auf Thule

Mit Kurs auf Thule

Titel: Mit Kurs auf Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten A. Seaver
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zeigen sehr deutlich, dass sich nicht erst kurz vor Scoresbys Zeit und vor der Planung der ersten dänischen »Rettungs«-Expedition, sondern schon bevor die Nordmänner selbst ihre beiden Gemeinden verlassen hatten, eine Art »geografischer Nebel« über Grönland gelegt hatte.
    Clavus’ Arbeit illustriert nur zu gut die Risiken eines Grönlandbilds, das ohne Rückgriff auf praktische Segelerfahrung oder späteres geografisches Wissen über die arktischen Regionen allein auf scheinbar logischen Schlussfolgerungen beruht, doch sie beweist nicht, dass er der erste überhaupt war, der die nordische Kolonie in Südostgrönland lokalisierte. Wir wissen nur, dass er bei Weitem nicht der Letzte war. Die Informationen über die nordischen Grönländer waren praktisch verloren, lange bevor sich die ptolemäischen Karten des späten 15. Jahrhunderts mit Clavus’ Plänen von Grönland beschäftigten.

Erik Valkendorf und Ívar Bárdsson
    Die früheste erhaltene Fassung des Berichts, den Ívar 1364 in Bergen erstattete, ist eine dänische Übersetzung in einer Abschrift aus dem 17. Jahrhundert. Finnur Jónsson erklärte in seiner textkritischen Ausgabe im Jahr 1930, er sei fest davon überzeugt, diese Übersetzung stamme ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert und sei Teil der Informationen gewesen, die Valkendorf über Grönland sammelte (Kapitel Fünf). Deshalb wählte Jónsson auch diese Fassung als Ausgangstext, obwohl er erkannte, dass verschiedene Segelanweisungen viel jünger sein mussten. Sie stammten aus der Feder von Jakob Rasch – einem Mann, der Alt-Grönland unbedingt wiederfinden wollte. Bei Aussagen, denen zufolge die alte Segelroute nicht mehr zu befahren sei, weil das Eis aus dem Norden den Weg versperre, wurde Jónsson dagegen nicht stutzig, obwohl diese |224| Bemerkung höchstwahrscheinlich doch von einem Schreiber des 17. Jahrhunderts stammte, der die Berichte der Walfänger aus der See vor Grönland kannte. Es wunderte ihn auch nicht, dass eine Abfolge grönländischer Landmarken auf einer Segelroute, die angeblich zu Ívars Bericht gehörte, die wichtigste nordische Siedlung an der Ostküste lokalisierte – genau wie die Karten aus der Zeit nach etwa 1600.
    Nach Aussage dieses Absatzes mit sehr vielen Ortsnamen riskierte ein Seefahrer mit westlichem Kurs, der sich Grönland auf der alten Route näherte und auf die »Gunnbjarnarsker« auf halbem Weg zwischen Island und Grönland traf, jetzt sein Leben wegen des vielen Eises, das sich aus dem Norden heranschob. Egal, ob er von Bergen her kam und Island ganz umfuhr oder ob er von Island aus lossegelte – sein Schiff sollte genau nach Westen fahren, bis das hohe Hvarf-Vorgebirge in Sicht kam. Danach musste man nach einem hohen Berg namens »Hvitserk« Ausschau halten, in dessen Nähe Herjolfsness lag. Östlich von Herjolfsness, im Skagafjord, sollte man dann die ziemlich große Ostsiedlung finden, und weit im Osten wiederum einen großen Fjord, Berufjord, ohne Siedlungen und mit einem breiten Riff, das große Schiffe davon abhielt, in die Bucht hineinzufahren. Hier war die Strömung angeblich sehr stark, und es gab Wale und Fisch im Überfluss. Die Region gehörte nach Aussage des Textes zum grönländischen Bistum, und der Walfang dort fand mit Erlaubnis des Bischofs statt. Noch weiter im Osten (d.h. im Nordosten) stieß man auf den Fjord Allumlengri/Öllumlengri ( »der Längste von allen«), dessen Binnenende noch niemand gesehen hatte. Danach kamen Unmengen Eis und ein natürlicher Hafen namens »Fimbudir«, gefolgt von einer Insel östlich des Eises namens »Kaarsö/ Korsö« ( »Kreuzinsel«). Auf dieser Insel, ebenfalls im Besitz des Bistums, lebten Eisbären, die mit Erlaubnis des Bischofs gejagt werden durften. Jenseits davon lag eine Einöde aus Schnee und Eis. Westlich von Herjolfsness erreichte man den Ketilsfjord, an dem eine große Siedlung lag einschließlich der »Auros«-Kirche, zu deren Besitz das gesamte Land am Fjord entlang gehörte. Hinter dem Ketilsfjord lagen Rampnessfjord und Einarsfjord sowie ein großer königlicher Hof und eine prächtige, dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche; außerdem befanden sich in der Gegend ein Mönchs- und ein Nonnenkloster. Man konnte die Reise dann nach Hvalseyfjord, Eiriksfjord und Breidafjord fortsetzen. All dies und mehr »wurde uns von Ívar Bárdsson, Grönländer, erzählt, der viele Jahre lang unser Verwalter auf dem Hof des Bischofs in Gardar in Grönland war«. 6
    Diese verworrene (und

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