Mit Leerer Bluse Spricht Man Nicht
Heulen, Quengeln oder Petzen spielt? Und Lena konnte kein anderes Spiel. Tja, arme Lena, böse Katinka.
Unsatz Nummer 7:
»Oh, you look just like your father … exactly like him!«
Dieser Unsatz fiel am 1. August 1992, gesprochen von Wendy-Lou, der amerikanischen Ex-Verlobten meines Vaters. Ich kann ja verstehen, dass die Frau es nicht leicht im Leben hatte und den alten Zeiten mit meinem Vater nachtrauerte, aber keine Fünfzehnjährige der Welt möchte hören, dass sie
exactly
wie ein germanischer Hüne mit Glatze, Plauze und Schnauzbart aussieht.
Unsatz Nummer 6:
»Wie sollte ich denn wissen, dass du auf den stehst?«
Dies sprach Sandra Peschke am 19. 7. 1989, bevor sie mit dem Mann Eis essen ging, mit dem ich den Rest meines Lebens zu verbringen gedachte. Natürlich hätte ich ihm das auch mal verklickern können, hätte ich auch nur ein Wort in seiner Gegenwart herausbekommen. Aber SandraPeschke, bis zu diesem Tag meine allerbeste Freundin, die hätte das doch schließlich merken müssen, diese Natter!
Unsatz Nummer 5:
»Ich ruf dich an.«
Diesen Unsatz haben wir alle schon mal gehört und wahrscheinlich auch gesagt. Seit Jahren feile ich an einer ehrlichen Übersetzung für diese vier Worte, die da zum Beispiel lauten könnte: »Am gestrigen Abend befand ich mich in einem Zustand permanenter Trunkenheit und Läufigkeit. Erst jetzt erkenne ich, dass meine Partnerwahl für die Nacht wohl vollständig auf diesen Umständen beruhte. Wir passen körperlich wohl nicht zusammen, und bevor ich mir den dazugehörigen Geist dazu antue, stelle ich wohl doch lieber wieder auf Handbetrieb um und/oder rufe meine/meinen Ex an.«
Auch kein schöner Satz, aber wenigstens ehrlich.
Unsatz Nummer 4:
»Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt.«
Der Medien-Unsatz! Erstaunlich, dass sich von der ARD bis VIVA kein Moderator zu dumm ist, immer dieselbeFloskel in die Kamera zu heucheln, mit einem so betroffenen Gesichtsausdruck, als sei in der Senderkantine der Pudding ausgegangen. Abgesehen davon, dass man sich fragen muss, was das für Experten sind, wenn die noch schätzen müssen, hofft man insgeheim doch mal auf ein alternatives Ende für diesen Satz, vielleicht in der Art: »Rom, Petersplatz. Der Papst sprach den Neujahrssegen vor den zehntausend tiefgläubigen Christen, die sich dort versammelt hatten. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer weitaus niedriger lag.«
Unsatz Nummer 3:
»Das ist eigentlich eine sehr schöne Aufgabe für dich.«
Der Lieblingssatz meiner ehemaligen Chefin in der Werbeagentur, wenn sie den allerletzten Humbug an mich herantrug, dies aber nicht unumwunden zugeben wollte. Wahrscheinlich noch ein Relikt aus ihrem Manager-Seminar von vor zwanzig Jahren. Thema: Wie schweiße ich Scheiße in Goldfolie ein?
Unsatz Nummer 2:
»Okay, du darfst dich aber nicht aufregen.«
Dieser Einleitungsunsatz ist ein Klassiker. Glaubt die Person, die ihn von sich gibt, allen Ernstes, sie bliebedadurch vor meinem Zorn verschont, weil sie es vorher angemeldet hat? Unglaublich dämlich und sehr, sehr kontraproduktiv!
Doch die absolute
Nummer 1
, die Mutter aller Unsätze ist und bleibt:
»Ich bin halt noch nicht bereit für so ein Zweierding.«
Die einen mögen es Beziehung nennen, meinethalben auch Affäre, aber Zweierding, das ist wirklich toll. Vor allem, wenn jemand drei Monate lang jede Nacht sehr bereit für
so ein Zweierding
war, frage ich mich, wessen Hirn da vernebelter gewesen ist. Wenigstens beflügelte mich das noch zu meinem persönlichen Satz des Jahres, der da lautet: »Weißt du was? Ich wünsch dir um dein Eierding so’n Ausschlagding.«
Mein Weihnachten
Am Weihnachtsmorgen stehe ich ganz früh, vor allen anderen, auf und gehe in die Kneipe. Dort habe ich gestern Schal und Handschuhe vergessen, natürlich ausgerechnet das Ensemble, das meine Mutter mir am Vorabend geliehen hat.
Die Wirtin deutet auf die »Schlangengrube« in der Ecke, eine bierfeuchte Anhäufung winterlicher Accessoires. Nach einigem Suchen meine ich, einen Schal gefunden zu haben, der Mutters Geschmack treffen könnte. Die Wirtin reicht mir noch ein Paar farblich beinah passende Handschuhe, spricht aber dabei aus, was ich befürchte: »Kauft ja kaum noch einer so gute Qualität wie deine Mutter, ne? Das Zeug war natürlich heute direkt als Erstes weg, heute um
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