Mit Liebe gestrickt
Hitzewille gestartet. Zuhause laufe ich mit sackartigen Shorts herum, die ich unmöglich draußen tragen kann, sodass Gran mir zwei sehr weite Trägerkleider genäht hat. Eins mit rosa Blumen und eins mit Lavendel, und in beiden sehe ich aus, als würde ich für Unsere kleine Farm vorsprechen. Es fehlt nur noch eine verdammte Haube. Aber die Kleider sind wenigstens schön leicht, und alles andere ist mir im Moment egal.
Als ich Mittwochmorgen die Post öffne, sind einige Versandhauskataloge dabei, und ich freue mich schon darauf, sie bei nächster Gelegenheit durchzublättern. Nicht dass ich irgendetwas kaufen möchte. Es ist schon etwas deprimierend, all diese fröhlichen Muster zu sehen, die demnächst von allen Tabithas und Olivers aus Mittelklassefamilien mit einem Volvo Kombi und privater Lebensversicherung getragen werden. Und ganz abgesehen davon ist das alles jetzt für mich viel zu teuer. Trotzdem blättere ich gern Kataloge durch, um mich zu informieren, was wir tragen würden, wenn wir in Fulham wohnen würden.
Da ist auch ein vornehm aussehender, cremefarbener Brief, den ich öffne, während ich den Kessel aufsetze. Du meine Güte, er ist von Daniel. Genauer gesagt von seinen Anwälten. Mir ist die Firma bekannt; ist eine von denen, die einstweilige Verfügungen
im Namen wichtiger Personen erwirkten, wenn wir mitten in der Recherche für eine Geschichte waren. Sehr teuer und sehr aggressiv. Himmel Hilf.
»Ohne Obligo.« Das klingt gar nicht gut.
Ihr Klient habe sie über einen potenziellen Schadensanspruch in Kenntnis gesetzt, und ein Test von einem offiziell anerkannten Labor sei ihrer Meinung nach die beste Vorgehensweise unter den oben angeführten Umständen. Verdammte Scheiße.
Ich rufe Ellen an.
»Das überrascht mich nicht, Darling. Ich habe dir ja gesagt, dass so etwas zu erwarten war.«
»Sie bezeichnen mich praktisch als Lügnerin.«
»Das ist nur der übliche Anwaltsquatsch - so sind sie alle. Besorge dir einen eigenen Verpiss-dich-und-geht-sterben-Anwalt - er wird es für dich regeln. Soll ich mal mit James reden?«
»Nein.«
»Du würdest gewinnen, Darling, sodass er kein Honorar erheben würde. Ich kann ihn mit einem Interview locken - er liebt es, im Fernsehen zu sein.«
»Gewinnen, was?«
»Fang nicht wieder davon an, Schätzchen. Du hast ihm die gute Nachricht mitgeteilt, und jetzt sagt er: beweis es. Also beweis es.«
»Das muss ich nicht. Wenn er mir nicht glaubt, dann ist das sein Problem.«
»Nicht wenn du irgendwelche Unterhaltszahlungen willst, dann nicht.«
»Aber das will ich nicht. Du weißt, dass ich das nicht will.«
»Aber nur deswegen, weil im Moment deine Hormone verrückt spielen.«
»Nein, nicht deswegen, Ellen. Wenn er etwas für das Baby tun
möchte, bitte sehr, gerne, aber nicht über mich. Das würde mir das Gefühl geben, ihm irgendwie verpflichtet zu sein, und außerdem ändert sich immer alles, sobald es irgendwie um Geld geht. Er kann meinetwegen, wenn er möchte, einen Sparbrief für das Baby anlegen oder was auch immer. Ich habe immer noch Nicks Geld für Jack und Archie angelegt, dann wäre für alle vorgesorgt.«
»Hör auf, es Nicks Geld zu nennen - es ist dein Geld, du meine Güte. Und was ist mit dir? Wer eröffnet ein Sparkonto für dich?«
»Ich komme prima zurecht.«
»Ja, aber Daniel hat echt viel Kohle, Darling. Warum willst du es dir nicht leichter machen?«
»Weil es nicht leichter wäre, nicht wirklich, und ich schaffe es schon, Ellen. Ich wusste nicht, ob ich es schaffe, als Nick gestorben ist; ich dachte, allein auf mich gestellt würde ich untergehen. Aber jetzt glaube ich daran, dass ich es schaffe. Und ich bin ganz gelassen; ich habe nicht länger das Gefühl, manipuliert zu werden oder dass die Wünsche von jemand anderem immer an erster Stelle stehen. Und das gefällt mir ausgesprochen gut. Na ja, abgesehen von den Wünschen der Kinder, aber das stört mich nicht. Wir müssen schließlich keine Sozialhilfe beantragen oder so. Ich komme zurecht, wenn ich sparsam bin, ich weiß, dass ich das schaffe.«
»Du meine Güte, ist das etwa irgendeine postfeministische Nummer?«
»Mit post hat das absolut nichts zu tun. Und die Schwestern hier unten sind durchaus auf sich allein gestellt und halten zusammen, in Grans Fall sogar schon seit dem Krieg. Und sieh dir Grace an: Keiner würde auf den Gedanken kommen, dass sie eine Postfeministin ist, was immer das sein soll.«
»Das liegt daran, dass sie unglaublich reich ist. Reiche
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