Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
den ich vor meinen Augen habe breakdancen sehen, brachte sogar Salsa-Kassetten mit, um unser Testosteron in Wallung zu bringen. Er nahm den Sport sehr ernst und hatte als klares Ziel, im folgenden Jahr in die Schulmannschaft aufgenommen zu werden. Der Typ dagegen, der Yes mitbrachte, versuchte ganz offensichtlich bloß, die Zeit herumzukriegen, bis die Frisbee-Saison wieder anfing. Einer der Jungs bestand immer auf The Whos Quadrophenia , was auf einen Hang zur Selbstzerstörung schließen ließ.
Aber das, worauf sich alle einigen konnten, waren die Stones. Jose verwies zwar auf die Congas in »Sympathy for the Devil«, aber Hot Rocks hatte insgesamt einfach zu viele ruhige Songs, also landeten wir am Ende immer bei der Maxell-C-90-Kassette mit Emotional Rescue auf der einen und Tattoo You auf der anderen Seite. »She’s so Cold« war der Knaller. Mick Jagger sang wie eine scharfe Braut und peitschte uns für den Wettkampf auf. Er war ein Vorbild für dürre Jungs wie mich, in einer Zeit, in der es absolut nicht akzeptabel war, dürr zu sein. Es war die Zeit des Soloflex Man, eines Muskelprotzes aus der Werbung für einen Fitnessgerätehersteller. Mein Spargeltarzan-Körperbau wäre ein nicht zu verachtender Vorteil gewesen, wenn ich ein metrosexuelles osteuropäisches Unterwäschemodel aus der Zukunft gewesen wäre, doch für einen Highschool-Jungen zu jener Zeit und an jenem Ort war er ein echtes Stigma. Normalerweise war es mir peinlich, wenn andere meine Arme oder Beine sahen. Aber im Ringerfummel war mein Körper praktisch unsichtbar, weil ich dann in meiner Rolle war. Alles, was die Zuschauer sehen konnten, war ein Ringertrikot voll Wagemut.
Zumindest empfand ich das so. Natürlich sah mich das gegnerische Team immer schon auf der Bank sitzen, und alle gingen dann die Liste auf dem Klemmbrett des Trainers durch, um festzustellen, wer das Glück hatte, gegen den Schwächling da zu kämpfen. Ich dagegen musste nie das Klemmbrett meines Trainers bemühen, denn ich wusste auf den ersten Blick, gegen welchen der Kerle ich antreten musste – es war immer derjenige, der geifernd auf der Bank saß, mit dem Bein zuckte wie ein Psychopath und es kaum erwarten konnte, in den Ring zu treten. Die Typen hatten immer diesen leicht wahnsinnigen Blick, wie Bugs Bunny, der irgendwo ausgehungert in der Wüste festsitzt und dann rüber zu Daffy Duck schaut und eine Fata Morgana sieht von Daffy als Entenbraten am Spieß. Genau dieser Blick.
Um mich zu schlagen, musste er meine Schultern drei Sekunden lang auf die Matte drücken, bis der Schiedsrichter pfiff und unter diesem schallenden Paaatsch -Laut mit der Hand auf die Matte schlug. Das bedeutete, dass ich mindestens drei Sekunden lang da draußen war, und ich liebte den Adrenalintaumel, wenn ich allein in den Ring trat: keine Teamkollegen, auf die man sich stützen konnte, die Augen der Menge auf mich gerichtet, vielleicht die eine oder andere Kinnlade, die herunterklappte, all die schrecklich neidischen Typen auf der anderen Seite der Halle, die sich wünschten, sie hätten rechtzeitig ein paar Pfund abgenommen, um gegen mich antreten zu können. Ich liebte die quietschenden Geräusche unserer Schnürschuhe auf der Matte. Ich war ein Star oder zumindest Teil der Show und ging erhobenen Hauptes in den Ring. Nahm meine Position ein. Verteidigte mein … paaatsch !
Auch der Nachhauseweg vom Wettkampf schweißte uns als Mannschaft zusammen. Falls es mir jemand übel nahm, dass ich den Teamdurchschnitt versaut hatte, behielt er es für sich oder zog mich lediglich ein bisschen damit auf. Wir hatten alle tapfer gekämpft. Nächstes Jahr würden manche von uns in die Schulmannschaft wechseln – und manche würden in der Turnhalle herumhechten und mit einem Badmintonschläger wedeln. Aber an diesem Abend sangen wir den ganzen Rückweg über die Stones.
In zwei Saisons verlor ich vierzehn Turniere. Aber ich ließ meine Gegner hart um den Sieg kämpfen – keine Kapitulation, kein Rückzug, keine vorgeschützten Wirbelverletzungen. Ich habe nicht gezählt, wie oft ich durchhielt und nach Punkten verlor, anstatt auf der Matte zu landen, noch bevor das Match vorüber war, aber ich weiß, dass es ein paar Mal vorkam. Ich lernte jede Menge darüber, wie man einen Gegner zu Fall bringt und wie man seine Angriffsenergie gegen ihn wendet, sofern er keinerlei Muskeln besitzt. Sollte ich also je in eine Kneipenschlägerei mit einem Flamingo geraten, würde ich den Bastard
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