Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
Square. Jack verpasste allen den gleichen Haarschnitt, während er die bei ihm durchgehend laufenden Songs auf Continuous Lite Radio mitträllerte. Besonders stand er auf Jim Croce, und man tat gut daran, an einem Croce-Tag zum Haareschneiden zu ihm zu kommen, denn dann konnte man ihn »I’ll Have to Say I Love You in a Song« singen hören, während er an einem herumschnippelte. (Kenny-Rogers-Tage waren dagegen nicht zu empfehlen, und wenn Jack »Ruby, Don’t Take Your Love to Town« anstimmte, war es das Beste, man schlich sich hinaus, bevor er einem einen Bürstenschnitt verpasste.) Da Jack, milde ausgedrückt, launisch war, wäre es regelrecht tollkühn gewesen, ihn zu fragen, einmal etwas mit einem Seitenscheitel zu probieren, oder die Dare -Kassette zu seiner Inspiration mitzubringen.
Aber es spielte ohnehin keine Rolle. Bei New Wave ging es nicht so sehr um den Look, viel wichtiger war die innere Haltung. Trotzdem, die Bundfalten waren eine echte Schande.
Irgendetwas an diesem Popstil sprach besonders die Stubenhocker, Loser und Sozialschwachmaten wie mich an. Das ganze elektronische Gepiepse war wie das Flüstern aus der großen weiten Welt da draußen, das uns herauslockte, genauso wie die zuckenden Lichter an der Stereoanlage. Ich starrte auf das vertikale rote Flimmern am Equalizer und stellte mir vor, es seien die Hochhäuser einer Stadt direkt vor meinem Fenster, einer Stadt, die voll war mit den Clubs, von denen Phil Oakey immer sang. Dort rekrutierte er gelegentlich seine Sängerinnen und konnte ganz unbefangen tanzen, ohne dass sich die alte Oma von nebenan gleich zu Tode erschreckte. Es war ein Club, in dem man Stammgast werden konnte, nur indem man daran glaubte, dass es ihn gab.
In jedem beliebigen New-Wave-Fanmagazin gab es eine Rubrik, in der einsame Herzen nach Brieffreunden suchten. Ein paar Beispiele aus der Zeitschrift Smash Hits vom Februar 1983, die ich aufgehoben habe, weil Kajagoogoo auf dem Cover ist:
»Ich bin 15 und suche nach Leuten, die wie Boy George aussehen oder sich für Culture Club interessieren. Wenn du 15+ bist und dich schräg anziehst, schreib mir. Girl George, Essex.«
»Durchgeknallte blonde Schwedin, 17, sucht schräge Freunde aus London, die auf Bowie, Toyah, Adam til 81, Punks und hübsche Jungs stehen. Milla, Schweden.«
»Fühl mich einsam. Heiße Warren, bin 15 und möchte dringend Mädchen kennenlernen, die Coronation St, Blancmange und Motörhead mögen. Mein CB-Rufzeichen ist Pigpen.«
Einer, der 1983 noch CB-Funk benutzte? Armer Kerl. Aber das waren genau die Fans, die sich um die League scharten. Das waren meine Leute.
Von New Wave inspiriert, betrat ich die Bretter, die die Welt bedeuten, und spielte bei der Schulaufführung in der zehnten Klasse den Duncan in Macbeth . (Wer das Stück nicht ganz parat hat, Macbeth tötet Duncan, um sich seine Donuts unter den Nagel zu reißen, und am Ende tötet er Banquo für einen Kaffee.) Der Junge, der Macbeth spielte, war der Sohn von Franklin Cover, dem Fernsehschauspieler, der den Tom Willis in der Sitcom Die Jeffersons gab, also kann ich auf meine Karriere als Schauspieler mit der Gewissheit zurückblicken, dass Tom Willis mich als Duncan gesehen hat.
»Don’t You Want Me« war ein Riesenhit, ein Song, der auch die Rockmeute, die glitzernde Disco-Crew und die Top-40-Radiosender – einfach alle – mit ins Boot holte. Er hatte massiven Einfluss auf die Clubmusik, die das Jahrzehnt prägte. (In ihrem ersten Hit, »Burning Up«, klaute Madonna übrigens den Beat von Human Leagues »The Sound of the Crowd«.) Afrika Bambaataa hat einmal gesagt: »Ich erinnere mich noch an die Zeit, als wir ›Don’t You Want Me Baby‹ hörten und die Leute sagten ›Das sind bloß Synthesizer und ’ne Drum Machine‹, und wir sagten: ›Das kann nicht sein, das klingt wie ein echtes Schlagzeug.‹«
Sie fingen an als introvertierte Technikfrickler-Kombo aus Sheffield, der Stahlstadt im Norden Englands, die voll war mit tollen (meist unglaublich pathetischen) Synthie-Bands, wie es in der fantastischen Dokumentation Made in Sheffield gezeigt wird. Ihr Aufstieg begann mit dem Titel »Being Boiled«, ein pseudokünstlerischer Nonsens-Track, der mit den Worten »Listen to the voice of Buddha / Saying stop to sericulture« begann und dann immer blödsinniger wurde. (Falls es dich interessiert, »sericulture« bedeutet Seidenraupenzucht und hat rein gar nichts mit Buddha zu tun.) Aber der Blödsinn war liebenswert – sie war
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