Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
Vom Netzwerk:
nur vage an Sex erinnert, natürlich urkomisch. Aber beim Ringen ist überhaupt nichts vage. Es fängt schon damit an, dass da ein Kerl auf allen Vieren ist und noch ein zweiter, der seinen Arm um ihn schlingt und sich an ihn klammert (der »umgekehrte Belt Hold«), bevor sie sich dann über die Gummimatte wälzen. Ein Ringkampf geht selten ohne einen Ständer vonstatten. Also ist eine ernste Miene Pflicht. Sonst würde man die ganze Zeit nur herumkichern und die subtileren Freuden verpassen, die dem echten Ringer zuteil werden. Die Ringer-Schulauswahl, die die Halle immer nach uns nutzte, bestand ausschließlich aus sehr ernsthaften Jungs, und es war äußerst inspirierend zuzusehen, wie sie sich erst stundenlang aufwärmten und dehnten, während wir das Clinchen oder das richtige Fallen übten. Es war nicht zu übersehen, dass diese Jungs gerne vor uns angaben. Die Ringer-Schulmannschaft war unbesiegt und überall in der Schulliga gefürchtet. Ich hoffe, es war auch für sie ein wenig inspirierend, uns dabei zuzusehen, wie wir die Matten für sie wärmten, indem wir auf unglaublich virtuose Weise auf die Schnauze fielen.
    Ich trainierte immer mit meinem Kumpel Flynn, der eine ähnlich Zen-mäßige Herangehensweise an den Sport zelebrierte wie ich. Wir hatten sie uns aus den Kung-Fu-Filmen abgeguckt, die immer auf Channel 38 wiederholt wurden. Wir waren fasziniert von der Strategie des Kampfes, den logischen Zwickmühlen wie beim Schachspiel, den Fragen von Hebelkraft und Gleichgewicht. Es war wie Yoga, in gewisser Weise, auch wenn ich ein Yogi war, der seinen Lotossitz mit den Schultern auf der Matte einnahm. Wir fanden unsere Mannschaftstrikots toll und auch das Ritual des Schuhebindens. Als pubertäre Jungs standen wir zwar total auf die ganze Martial-Arts-Mythologie, waren aber zu faul, einen richtigen Kampfsport zu erlernen, also kam uns Ringen sehr gelegen, wenn es um das Ausleben unserer philosophischen Kriegerfantasien ging.
    Flynn und ich passten gut zusammen, körperlich wie geistig, und die viele Zeit, die unsere Gesichter sich beim Ringen nah waren, erleichterte es uns, philosophische Diskussionen zu führen.
    »Weißt du, was total beknackt wäre?«, sinnierte Flynn eines Tages, als wir eng umklammert auf der Ledermatte kämpften und mal wieder in den Clinch gingen.
    »Was denn?«
    »Wenn sich Winston Smith in 1984 vor Eichhörnchen statt vor Ratten fürchten würde.«
    Wir lasen gerade George Orwell im Englischunterricht, und da wir der Jahrgang von vierundachtzig waren, identifizierten wir uns stark mit seiner dystopischen Zukunftsvision.
    »Und warum wäre das beknackt?«
    »Das würde alles total lächerlich machen. Es wäre überhaupt nicht schrecklich, wenn sie ihm im Raum 101 Eichhörnchen statt Ratten zeigen würden. Es wäre einfach nur komisch.«
    »Stimmt«, räumte ich ein und punktete mit einem halben Nelson. »Das wäre echt beknackt.«
    »Die Folter-Typen würden wahrscheinlich bloß la chen.«
    »Sogar die Eichhörnchen würden lachen. Und Winstons Widerstand gegen das Böse wäre bedeutungslos.«
    »Das wär echt megaoberbeknackt.«
    Wir gingen auf die Knie, um den olympischen Heber auszuführen.
    »Das stimmt ja alles«, sagte ich, »aber trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass es erst dann richtig be knackt wäre, wenn man wirklich in so einer futuristischen totalitären Gesellschaft leben würde. Genau ge nommen finde ich es etwas seltsam, wenn nicht sogar beunruhigend, dass du diesen Roman liest und zu dem Schluss kommst, Eichhörnchen wären das Problem.«
    »Oder Kaninchen.«
    »Wie wär’s mit Hamstern?«
    »Das wär auch total beknackt.«
    Er setzte zum verbotenen Doppelnelson an. Ich schob seine Arme mit dem Kinn weg.
    »Und Katzen?«
    »Nicht so beknackt wie Kaninchen.«
    »Fledermäuse. Das wär geil.«
    »Ja, geil.«
    »Wie nennt man eine wichsende Kuh?«
    »Bœuf Stroganoff.«
    Paaatsch! Ich landete auf der Matte. Schon wieder.
    Mit dem Ringerteam sammelte ich auch meine ersten Erfahrungen darin, zusammen mit lauter gleich angezogenen Jungs in einem Kleinbus zu fahren. Es war höchst aufregend. Da wir alle Jungs waren, überraschte es kaum, dass wir uns ständig darüber stritten, welche Musik während der Fahrt laufen sollte. Es war der übliche Kampf zwischen Rock und Disco. Doug Martilla hatte den Gettoblaster, und jeder von uns eine andere Vorstellung von der Musik, die uns für den bevorstehenden Wettkampf aufputschen würde. Jose aus der Bronx, der erste Typ,

Weitere Kostenlose Bücher