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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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Ich weiß also nicht, wie ich zu dieser Ehre kam. Gab es weit und breit etwa keinen richtigen Schwulen? Vermutlich nicht.
    In dieser Gang zu sein brachte enorme Vorteile mit sich. Es war meine Einführung ins Nachtleben, ins Clubbing, in den Kick der Discoteca -Kultur. Ich erinnere mich an das zuckende Licht in der Metro, als seien wir schon auf dem Weg dorthin in der Disco. Das ekstatische Kribbeln der Erwartung, das mit jeder Station, die wir passierten, zunahm. Die Mädels alle ganz nervös in ihren minifaldas . Das metallische Glitzern des Aufzugs, mit dem wir aus der Metrostation an die Oberfläche fuhren, während wir uns ausmalten, was uns dort erwartete. Die Reklametafeln an der Straßenecke (» Martini: Te Invita a Vivir «), die uns als Wegweiser dienten. Die Jungs auf ihren Vespas vor dem Club. Wir gingen auf den Eingang zu, und Angst überkam uns, dass doch noch etwas schiefgehen könnte. Was, wenn sie uns nicht hineinließen? Vielleicht eine Privatparty? Das kam vor. Aber wir kamen immer hinein – vielleicht weil wir nur ein Junge und eine ganze Schar chicas waren.
    Das Pacha war die Adresse. Wir waren alle sechzehn – das war das Mindestalter, um reinzukommen. Der Eintritt kostete tausend Pesetas, etwa zehn Dollar, am Wochenende, aber nur siebenhundert während der Woche. Noch ein letztes kurzes Aufwallen der Angst, wenn wir den Eintritt bezahlten. Der blassgrüne Kartenabriss. Dann ging’s hinein. Die Klimaanlagenluft traf einen wie ein Bodyslam. Gedränge auf der Tanzfläche, die Mädels setzten ihre Stiletto-Ellbogen ein, um uns den Weg durch den Raum zu bahnen. Irgendwo in einer Ecke fanden wir unseren Platz. Angekommen. Wir gehörten dazu.
    Die Mädels fingen an zu tanzen, ihre Röcke wirbelten davon, und ich folgte ihnen. Die Musik bestand aus einer Flut von wahnsinnig sexy Synthie-Popsongs, die ich noch nie zuvor gehört hatte: »Just Can’t Get Enough« von Depeche Mode, »Favourite Shirts« von Haircut 100, »Enola Gay« von Orchestral Manoeuvres in the Dark. Und The Human League – dazu tanzte ich, und das mit echten Mädchen. Bloß nicht drüber nachdenken, sonst fall ich in Ohnmacht. Einfach weitermachen. Was ist das bloß für ein Sound? Wer weiß. Hoch! Runter! Und drehen! Bitte lass mich jetzt nicht auf dem Boden landen!
    Bei den Schultanzabenden zu Hause fühlte ich mich immer total unbeholfen und unter Beobachtung, aber hier war das Licht runtergedimmt, und niemand konnte mich sehen außer meiner Gang. Die anderen Kerle gafften meinen Freundinnen hinterher. Sie tanzten die Mädels an und sagten zu den Amerikanerinnen auf Englisch: »I am your boyfriend.« Oder: »I am fast, I am good.« Und wenn sie die spanischen Mädels antanzten, sangen sie ihnen die Texte der Songs vor, die gerade liefen. Dann nahmen die Mädels meine Hand, die Jungs verkrümelten sich, und die Mädchen ließen mich wieder los. An den meisten Abenden war ich der einzige Junge, mit dem sie redeten. Auf der Tanzfläche war ich eine von ihnen und wirbelte herum, als gehörte auch ich zu den Ladys der Nacht.
    Keiner von uns trank, obwohl wir alle schon in dem Alter waren, in dem man Alkohol kaufen durfte. Das erscheint mir im Rückblick etwas merkwürdig, aber Alkohol war wirklich überhaupt kein Thema für uns. Warum hätten wir auch die kostbare Discoteca -Zeit mit etwas anderem als tanzen verschwenden sollen? Irgendwann am Abend wurde im Pacha immer für eine halbe Stunde die Clubmusik runtergedreht, und es gab einen Urban-Cowboy-Contest auf einem mechanischen Lederbullen. Wir standen herum, stampften ungeduldig mit den Füßen und sahen den Discobesuchern dabei zu, wie sie sich auf den Bullen schwangen und wieder abgeschüttelt wurden, während aus den Boxen Country-Musik dröhnte. Erst wenn es vorbei war, wurde wieder tanzbarer Synthie-Pop gespielt.
    An manchen Abenden blieben wir auch zu Hause und schauten Dallas . In Spanien waren sie zwei Staffeln hinterher, also nahm ich ihnen die Spannung, als ich vorab enthüllte, was mit Pam Ewing passieren würde. Ich musste ihnen versprechen, es niemand anderem zu verraten, weil Angela ihrer ganzen Schule persönlich den Spaß verderben wollte.
    Manchmal betrauten sie mich auch damit, für die Abendunterhaltung zu sorgen. Ich lockte sie in Die Reifeprüfung ( El graduado ), indem ich ihnen sagte, der Film habe jede Menge Musik von Simon & Garfunkel zu bieten. Allerdings büßte ich meine Glaubwürdigkeit als Kulturberater sofort wieder ein, als ich sie in Die

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