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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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auszusehen hat. Für ihn war ein New Romantic zu sein mehr als nur eine Modemasche – es war ein Ehrencodex, ein Ethos.
    Mein Fantasieleben, völlig von The Human League verzerrt, fing an, einem Human-League-Song zu ähneln. Ich beurteilte alles danach, ob es New Wave war oder nicht. Ich fühlte mich wie Johnny Slash in der Comedyserie Square Pegs , der jedes Mal, wenn eines der Kids ihn einen Punk nannte, die Sonnenbrille abnahm und sagte: »Nein, New Wave. Ganz andere Baustelle, Mann! Ganz andere Baustelle!« Oder wie John Keats es formuliert haben würde: »Ich sehe und singe, inspiriert durch meine eigenen Augen.«

ORCHESTRAL MANOEUVRES IN THE DARK

    »Enola Gay«
    1982
    In Spanien lernte ich, mit Mädchen zu tanzen. Nicht nur, wie man mit einem Mädchen tanzt, sondern mit einer ganzen Gang von ihnen. Es war eine Erfahrung, die mich in meinen Grundfesten erschütterte. Ich war an Schultanzveranstaltungen gewöhnt, bei denen die Jungs auf der einen Seite standen und die Mädchen auf der anderen und man eines von ihnen unbeholfen zum Tanzen aufforderte. Vielleicht. Aber einfach mit einem Haufen Mädchen auf die Tanzfläche stürmen und tanzen? Das funktioniert? Für mich war das, als hätte ich einen unbekannten Spalt im Gefüge des Universums entdeckt, etwas, das nicht bloß neu, sondern davor einfach undenkbar gewesen ist. Es war als hätte ich das Turiner Grabtuch in meiner Sockenschublade gefunden.
    Den Sommer 1982 verbrachte ich über ein Austauschprogramm am Colegio Estudio, einer Schule in Madrid. Die spanischen Mädchen waren super. Sie hörten alle Simon & Garfunkel, die sie »Sie- Moan y Gar-FUUN-kel« nannten. Sie hörten alle »Synthie-Pop«, Musik, die bei mir zu Hause nur Spinner mochten. An heißen Tagen trugen sie minifaldas . Sie hatten sehr klare Ansichten, was die Übel betraf, die von der katholischen Kirche ausgingen, außer diejenigen, die selbst katholisch waren – und an die kam ich sowieso nicht heran. Ich war in jede einzelne von ihnen verknallt.
    Ich weiß nicht mehr genau, wie Angela, Nuria und ich Freunde wurden. An meinem dritten oder vierten Tag saß ich allein beim Mittagessen. Die beiden kamen zu mir und sagten: »Du isst mit uns.« Con nosotras . Ich antwortete: »Okay.« Angela hatte einen Mod Bob und eine schrille Stimme, mit der sie die ganze Zeit vor sich hin schnatterte. Sie gab mir ein Buch mit Gedichten von Antonio Machado, ihrem Lieblingsdichter. Nuria plap perte nicht so viel wie Angela, genau genommen sagte sie den ganzen Sommer über kaum ein Wort. Ich fand, Angela sah ein bisschen aus wie eine Taube, was ich als Kompliment meinte, aber ich war klug genug, es für mich zu behalten, obwohl es im Spanischen – anders als in meiner Muttersprache Englisch – nur einen einzigen Ausdruck für das banale Wort »pigeon« und das blumigere »dove« gab.
    Wir verbrachten den Sommer damit, in discotecas tanzen zu gehen – zwei spanische Mädchen, zwei amerikanische Mädchen, die wir kennengelernt hatten, und ich. Angela, Nuria, Kate und Ligia machten sich jedes Mal zurecht, zogen sich um und legten Make-up auf, und dann nahmen wir die U-Bahn, manchmal zusammen mit noch mehr spanischen Mädchen wie Cristina oder Casilda. Wir küssten uns jeden Abend zweimal gegenseitig auf die Wange, zur Begrüßung und zum Abschied. Knisternde Begierde lag in der Luft – auch wenn sie ausschließlich von mir ausging –, aber irgendwie wussten diese Mädchen, dass ich mich nie an sie heranmachen würde. Ich wünschte, ich wüsste, wie sie sich da so sicher sein konnten. Ich war in einem fremden Land, sprach eine fremde Sprache, aber anscheinend stand mir der Esperanto-Ausdruck für »kein Hinterngrabscher« auf die Stirn geschrieben. Es war das anstrengendste Sozialleben, das ich je hatte; diese Mädchen zu eskortieren war harte Arbeit. Meine Rolle in dem Stück war mir zwar nicht ganz klar, aber es war offensichtlich nicht mein schlechtestes Engagement.
    Eine von ihnen knutschte einmal beim Tanzen mit einem Typen rum und behauptete dann, er tauge nichts. Das war allerdings das einzige Mal, dass ich eine von ihnen auf der Tanzfläche habe fummeln sehen. Sie gingen nicht aus, um anzubändeln, sondern um zu tanzen und sich bewundern zu lassen. Als ich älter wurde, begriff ich, dass die Rolle, die ich damals innehatte, normalerweise von gut aussehenden, schwulen Kerlen übernommen wird, die noch nicht wissen, dass sie schwul sind, statt von Heterojungs, die bloß ein bisschen schüchtern sind.

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