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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug schleppte. Der spanische Titel des Films lautete Aterrizza como puedas , also »Lande, wie du kannst«. Ich versicherte ihnen, dass dieser Film in Amerika als das Lustigste galt, was je gedreht wurde. Wie eine einsame Hyäne lachte ich mich im Kino bei all den schlecht synchronisierten Witzen, die ich auswendig konnte, halb tot. Die Mädels konnten nicht nachvollziehen, was an » No me llamas Shirley « so witzig war.
    Ich versuchte natürlich, es ihnen zu erklären. Seht mal, auf ingles heißt »seguramente« »surely«, was so klingt wie el nombre de una persona – Shirley eben! ¿Divertido, no? Nein, nicht lustig.
    Ich durfte nie wieder einen Film aussuchen. Um mich zu bestrafen, schleiften sie mich in 12 Uhr nachts – Midnight Express , einen Streifen über einen Typen aus Amerika, der in einem ausländischen Gefängnis landet, nachdem er versucht hat, Drogen zu schmuggeln. Der Film war reine Folter, auch wenn er mich mit der revolutionären Idee von BHs vertraut machte, die sich vorne öffnen lassen.
    Sie waren die coolsten Mädchen, die ich je getroffen hatte. Sie nannten die Schlümpfe » Pitufos «. Sie diskutierten über Politik und verbesserten mich, wenn ich Grammatikfehler machte. Sie nahmen mich mit in Cafés, und immer wenn Depeche Mode oder Soft Cell im Radio kamen, riefen sie: »¡Mas alto!« Lauter! Wir brachten uns gegenseitig das Fluchen in unserer jeweiligen Muttersprache bei. Sie nahmen mich mit zum Einkaufen, und ich lernte die Freuden kennen, warme Sommertage drinnen damit zu verbringen, stundenlang vor Umkleidekabinen rumzuhängen und immer wieder »Das sieht auch super aus!« auf Spanisch aufzusagen. Sie brachten mir eine neue Sprache bei und das in mehr als nur einem Sinne.
    Es gab doch sicher auch bei mir zu Hause Mädchen wie sie? Sicher nicht.
    Manchmal hörten wir uns Platten an. Doch obwohl sie zwei bis drei Abende pro Woche in den Club gingen, besaßen sie selber keine einzige Synthiepop-Platte. Zu Hause horteten sie eher Acoustic-Folk wie Bob Dylan und Victor Jara, von dem ich schon gehört hatte, weil auch The Clash Jara mochten. Er war von den Faschisten in Chile getötet worden, weil er Lieder über Mädchen sang, die von den Faschisten in Spanien getötet worden waren. Ich hörte so gern mit diesen Mädchen Musik, dass ich mich mit purer Willenskraft sogar dazu durchrang, an Simon & Garfunkel und ihren gefühlvollen kleinen Folksongs Gefallen zu finden. »Hallo, Trantüte, my old friend. I’ve come to rumchill with you again.«
    Sie redeten über den spanischen Bürgerkrieg, als sei es erst gestern gewesen, und jeder an ihrer Schule hatte eine sehr differenzierte politische Meinung. Der kleine Sohn meiner spanischen Gastfamilie sprühte ein »A« in einem Kreis an die Garagenwand, was (wie er mir erklärte) bedeutete, dass er ein Anarchist sei. Wenn man eine spanische Flagge am Armband seiner Uhr hatte, dann bedeutete dies, man war ein Faschist. Ich hatte noch nie echte Faschisten, Anarchisten oder Sozialisten getroffen. Ich nannte jemanden »Faschist«, wenn ich ihm einen Stift lieh, und er ihn mir nicht gespitzt zurückgab, also war ich schockiert, dass es Leute gab, die sich freiwillig als Faschisten bezeichneten. Drei Monate zuvor hatte es einen Putschversuch gegeben, und wilde Spekulationen machten die Runde. In der Schulaula hing ein Wandgemälde von Picassos »Guernica«, allerdings hinter einer Glaswand, damit rechts gesinnte Schüler es nicht mit Graffiti verunstalten konnten.
    Es gab Faschistendiscos und Sozialistendiscos. Eine spanische Mitschülerin lud uns zu einer Party in einem Laden namens Aguacates ein. Kate, Ligia und ich ließen keine Gelegenheit aus, tanzen zu gehen, aber die spanischen Mädels aus unserer kleinen Gang weigerten sich, dort hinzugehen, weil es eine Disco für Rechte war. Ich meinte bloß, wen juckt’s, ist doch nur ’ne Disco, oder? Um Mitternacht spielte der DJ »Arriba España« , die muntere Parteihymne der Fuerza Nueva, und alle eilten auf die Tanzfläche, um mit einzustimmen und Faschogrüße zum Besten zu geben – sogar das total betrunkene Mädchen in dem fuchsiafarbenen Oberteil, dessen tiefen Ausschnitt ich den ganzen Abend über bewundert hatte. Ich erinnere mich an dich, Amanda, und auch wenn ich es damals durchaus zu schätzen wusste, wie der Gruß deinen rechten Busen ein wenig weiter aus dem Top hervorquellen ließ, war der Zauber verflogen. Ich hörte sogar auf, mich zu

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