Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
einfach so human, die League.
Das Inspirierende an Dare war die empfindsame Reise, die dahintersteckte, die Tatsache, dass The Human League dorthin gekommen waren, nachdem sie mit so etwas wie »Being Boiled« angefangen hatten. Sie waren als Jungsband mit künstlerischem Anspruch gestartet und dann zu einer Popband für Mädchen geworden. Wenn sogar diese verdrießlichen, introvertierten Trottel sich zu Typen mausern konnten, die nicht nur Mädchen kennenlernten, sondern sogar welche in ihrer Band hatten, dann bestand doch auch noch Hoffnung für uns alle, oder? Warum haben sie überhaupt Mädchen singen lassen? Als ich Phil Oakey vor einigen Jahren interviewte, sagte er mir: »Wir hatten zwei Platten als reine Jungsband gemacht. Aber zwei von uns verließen die Band, und wir mussten eine Tour machen, also zogen wir los und rekrutierten ein paar Mädels. Und dann mussten wir ihnen ja auch was zu tun geben.« Die Jungs, die die Band verlassen hatten, gründeten Heaven 17, und die Mädchen, die Phil in einem Club in Sheffield mit dem exzellenten Namen Crazy Daisy Disco aufgabelte, wurden von Fans zu Starlets. Wie es Susanne Sulley, eines der Mädchen, 1981 formulierte: »Er wollte eine große schwarze Sängerin und bekam zwei kleine weiße Mädchen, die nicht mal singen konnten.«
Aber sie hatten Persönlichkeit, diesen ganz alltäglichen Charme, der der League das »Menschliche« verlieh. Zusammen stolperten sie zum Popstarruhm, ganz ohne Lehrgeld zu zahlen. Die Band war so umsichtig, ihre Singles in Großbritannien mit einem Farbcode zu versehen; die roten waren für »Poser« und die blauen für »ABBA-Fans«, aber jeder, der die League mochte, konnte beides sein: ein Poser und ein ABBA-Fan.
Ich schätze, The Human League faszinierten mich, weil sie wahrhaft den Jeder-kann-es-schaffen-Geist dieser Musik verkörperten – streng genommen war es ein Fast-keiner-kann-es-nicht-schaffen-Geist. In den Fanmagazinen gab Phil vergnügt zu, dass er überhaupt erst mit dem Singen begonnen hatte, weil er mit dem Synthesizer nicht zurande kam. Zu einer Zeit, als Gitarrenbands nöl ten, Keybordfreaks seien nur zu faul, ein richtiges Instrument zu lernen, besaß Phil Oakey die Frechheit zu verkünden, Synthesizer seien ihm einfach zu schwer zu bedienen .
Oh, wie sehr ich über Phil Oakeys Sicht aufs Leben nachgegrübelt habe. All die Stunden, die ich über den Texten brütete und mich fragte, wie er nur machte, was er machte. Er schien provokative Ideen über Liebe und Religion zu haben. »The Things That Dreams Are Made Of« brachte seine Weltsicht zum Ausdruck: »Everybody needs love and adventure / Everybody needs two or three friends.«
Dem Sound des Albums nach zu urteilen, verbrachte Phil Oakey die meisten Abende in schicken Clubs und philosophierte mit Mädchen herum. Das Leben war ein Wettstreit aus guten und schwierigen Zeiten, jeder für sich, Gott gegen alle. Er sang wie eine Mischung aus Frank Sinatra und Schnulzenbarde und gab einige der Wahrheiten weiter, die er unterwegs erfahren hatte, er spielte auf gescheiterte Ehen und enttäuschte Träume an. »I’ve lain awake and cried at night over what love made me do«, sang er, und ich war eifersüchtig, weniger auf den Teil mit der Liebe als auf den Glamour, der sich daraus speiste, mit Bedauern auf tragische Liebesgeschichten zurückblicken zu können.
Ich sehnte mich danach, einen dekadenten Lebensstil zu pflegen, ohne dass ich mich der Mühe unterziehen musste, wirklich etwas Dekadentes zu tun. Das Verführerische dieser Musik lag auf der Hand. Phil Oakey war ein sinnlicher Mann und bezog als solcher klar Stellung. Tatsächlich kam er großspuriger daher als Barry White (sein Folgeprojekt nach Dare war ein Remixalbum mit dem Titel The League Unlimited Orchestra ), und es heißt, wenn man »Open Your Heart« im richtigen Schlafzimmer auflegt, komme es zu existenziellen Krisen, die nur auf sexuellem Weg behoben werden können. Im Video zu »Love Action« wird Phil von Agenten als Geisel genommen, die ihn an einen Stuhl fesseln und verhören. Offenbar vertreten sie die Hass-Fraktion. Aber Phil sagt trotzig zu ihnen: »No matter what you put me through, I still be lieve in love.« Eine ziemlich Morrissey-mäßige Aussage, obwohl nicht einmal Morrissey die Nonchalance besessen hätte, es so auszudrücken. Und wie Morrissey war auch Phil darauf spezialisiert, mich mit lachhaft unbrauchbaren Ratschlägen darüber zu versorgen, wie ein erwachsenes Gefühlsleben
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