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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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anstrengen. Niemand sonst in meinem Leben hat diese Wirkung auf mich.
    Als ich meine erste eigene Wohnung in Boston hatte, kam Tracy zu mir zum Tee. Ich platzte fast vor Stolz. Ich war ein kultivierter Mann von Welt, der seine Schwester zum Tee empfing. Wir saßen auf meiner Couch, nippten aus unseren Thermosbechern, knabberten Butterkekse mit Sprühkäse, und ich fragte Sachen wie: »Wie läuft’s an der Uni?«
    Bevor sie wieder ging, sagte Tracy: »Hey, Rob, ich weiß ja nicht, ob du manchmal Mädchen zu Besuch hast?«
    Ich schwieg.
    »Aaaber falls ja … Mädchen wollen, dass das Klopapier an diesem kleinen Drehding hängt.«
    »Tun sie das?«
    »Ja, das tun wir.«
    »Das kleine Ding, das sich drehen lässt?«
    »Ja. Sie wollen, dass das Klopapier an diesem Drehding hängt.«
    »Aber man kommt doch auch so gut dran. Es steht doch gleich da auf dem Waschbecken und …«
    »Wir wollen das.«
    »Aber es ist doch leichter …«
    »Wir. Wollen. Das.«
    Also hängte ich das Klopapier von da an in das Drehding.
    Eine Sache, die sie mir immer gern wortreich in Erinnerung ruft, ist, dass meine Schwestern immer recht haben. In allem.
    Aber wenn man ein pubertierender Junge ist, steht man Mädchensachen, also Dingen, die irgendwie albern oder poppig sind, gern etwas engstirnig gegenüber. Jungs wollen immer ernst genommen werden, und sie wollen gern über die kitschigen Emotionen der Popsänger erhaben sein – das ist einer der Standardreflexe auf die Härte des Daseins als heranwachsender Mann. Es reicht durch das vergangene Jahrhundert zurück bis zu Ezra Pound, der die Poesie 1915 in seinem wirkungsmächtigen Essay »The Serious Artist« als unmännlich anprangerte. Lyrik sei schwach und weibisch – ein wahrhaft männlicher Schriftsteller solle sich auf epische Werke konzentrieren. Diese Unterscheidung ist nicht unähnlich jener, die heute oftmals in Diskussionen über Kultur zu hören ist. Rockepen sind für Jungs; Pophits für Mädchen. Wenn man ein Junge ist, dann ist Pop einem unheimlich, denn Pop frisst Männer. Wenn man bei einem Popsong mitsingt, verwandelt man sich sofort in ein Mädchen. Da geht man ein ordentliches seelisches Risiko ein.
    Einer meiner New-Wave-Idole, Green Gartside von Scritti Politti, erzählte gern eine Anekdote aus seiner Zeit als ruppiger Kunststudenten-Punk. An einem Abend im Frühjahr 1980 war er im Electric Ballroom in Manchester und unterhielt sich mit Ian Curtis, dem Leadsänger von Joy Division, der frustriert war über die Sackgasse, in der sich ihr düsterer Musikstil befand. »Ich glaube, keiner von uns beiden konnte dem jeweils anderen irgendetwas Tröstliches sagen«, erzählte Green. »Wir waren ziemlich deprimiert und fanden jeder unseren eigenen Weg aus dieser Misere.«
    Eine Woche später brachte Ian Curtis sich um, und Green fing an, Disco zu machen. Auch Ian Curtis’ frühere Bandkollegen von Joy Division wandten sich dem Disco-Stil zu und benannten sich in New Order um. Green blickte nie mehr zurück. Und er erklärte: »Die Angst vor Pop ist eine infantile Störung – man sollte ihr begegnen wie ein Mann.«

ROXY MUSIC

    »More Than This«
    1982
    Eine Sache, die wir alle aus dem Radio der Achtziger gelernt haben, ist, dass es immer eine gute Idee ist, Kenny Rogers’ Rat zu beherzigen:
    Walk away from trouble when you can.
    Don’t fall in love with a dreamer.
    Never count your money when you’re sitting at the table.
    Love the world away.
    The best part in life is the thinnest slice.
    Okay, gut, der letzte Ratschlag stammt von Air Supply, aber er klingt wie etwas, das auch Kenny hätte äußern können. Ich habe keine Ahnung, was es bedeutet, aber alles, was Kenny sagt, geht runter wie die Erkenntnisse eines würdevoll ergrauten Zenmeisters.
    Don’t take your love to town.
    It don’t mean you’re weak if you turn the other cheek.
    Love will turn you around.
    Letzteres sang er im Film Six Pack für seine Pflegefamilie aus vorlauten Waisenkindern, die ihn bei seinen Abenteuern als Stockcar-Rennfahrer begleiten. Der Song ließ aus dem Kinderstar Diane Lane die ausgewachsene Granate werden, die sie dann in Straßen in Flammen verkörperte, als sie Willem Dafoe und dem Kerl aus Eddie and the Cruisers Songs von Meat Loaf vorsang. Sie ist von der Liebe wirklich umgekrempelt worden!
    Sail away with me, to another world.
    Meistens segelt man aber nicht fort in eine andere Welt, vor allem dann nicht, wenn man selber eine Insel ist und Dolly Parton die andere Insel im

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